Osterwunder

Den Stein ins Rollen bringen. Die bange Frage der drei Frauen auf dem Weg zum Grab Jesus: wer wird uns den Stein ins Rollen bringen?, ist zum geflügelten Wort geworden. Den Stein ins Rollen bringen. Auf dem Foto aus Jerusalem ist ein Rollstein zu sehen, mit dem man die höhlenartigen Gräber zur Zeit Jesu verschlossen hatte. Das Foto lässt erahnen wieviel Kraft es braucht, solch einen Stein ins Rollen zu bringen.

Am Stein angekommen, an dem Hindernis, das ihnen auf dem Weg so viele Sorgen gemacht hat, sehen die drei Frauen staunend, dass dieses Problem sich gelöst hat, der Stein ist schon bewegt.

Ein Wunder? Ostern, ein Tag der Wunder?

Das Osterwunder beginnt in dem Augenblick, als die drei Frauen bei Tagesanbruch tatsächlich das Haus verlassen haben und losgegangen sind. Vernünftig war das nicht. Wenn es bei ihren sehr realistischen Vorstellungen von dem, was sie erwartet, geblieben wäre, dann hätten sie am Ostermorgen vor einem verschlossenen Grab gestanden. Sie hätten mit Ihren Ölen und Kräutern Jesus nicht einbalsamieren können, weil ein Rollstein ihnen den Weg verschlossen hätte. Diese und sicher noch viele Überlegungen mehr, werden die Frauen auf dem Weg miteinander diskutiert haben. Vielleicht sind auch zwischendrin stehengeblieben, haben überlegt, ob es klug ist, weiterzugehen, ob sie auf Hilfe warten sollen, jemanden bitten sollen. Das Wunder ist, sie wussten um die Schwierigkeit, sie wussten um die Unmöglichkeit, den Stein zu bewegen und sind dennoch gegangen. Warum? Aus Liebe? Aus Hilflosigkeit? Aus der Erfahrung, dass im Leben manches anders kommt als gedacht? Aus Naivität? Aus Vertrauen?

Wer weiß das schon. Sie sind gegangen, und Gott hat das Problem gelöst, den Stein ins Rollen gebracht. Wären sie nicht gegangen, wären sie vernünftig gewesen, wäre Ostern armseliger, würde der Welt eine wunderschöne Botschaft fehlen. So aber erzählen drei Frauen davon, dass sie losgegangen sind, wissend welche Schwierigkeiten es geben könnte, und dass am Ende alles ganz anders kam als gedacht, dass der Stein ins Rollen kam, und das Leben einen Weg aus dem Grab gefunden hat.

Das wünsche ich Ihnen mit allen, die für unsere katholische Kirche in Viernheim Verantwortung tragen, dass wir gemeinsam auf dem Weg bleiben. Unterwegs und wissend um die hinderlichen Steine, glaubend der Botschaft der Frauen, dass der Stein ins Rollen kommt, denen, die nicht stehen geblieben sind, sondern sich aufgemacht haben.

Gesegnete Ostern

Ihr

Pfarrer Dr. Ronald Ashley Givens