Pfarrversammlung

zum Pastoralen Weg und Boden in der Apostelkirche

Datum:
Mo. 11. Apr. 2022
Von:
Sandra Usler

"Wir können uns vieles nicht mehr leisten." Die Erläuterung von Marion Renner, Pfarrgemeinderats-vorsitzende von St. Hildegard-St. Michael, zeigt das große Problem der katholischen Kirche: Es fehlt an finanziellen Mitteln, die für die Aufgaben der Seelsorge, für das Personal und vor allem für den Unterhalt der Gebäude gebraucht werden.

Bei einer Pfarrversammlung machten die Verantwortlichen der katholischen Kirche in Viernheim klar, vor welch großen Hürden sie stehen und dass unter diesen Bedingungen eben nicht mehr alle Aktivitäten, Vorstellungen und Wünsche umzusetzen sind.

Ein Treffen mit vielen Gemeindemitgliedern war in den vergangenen Monaten corona-bedingt nicht möglich. Jetzt aber wurde über aktuelle Themen informiert und sich mit den Gemeindemitgliedern ausgetauscht. „Wir sind dankbar für jeden Blickwinkel“, sagte Pfarrer Dr. Ronald A. Givens. Für die katholische Kirche in Viernheim stehen drei große Themen an: eine erneute Schließzeit der Apostelkirche, weil der Boden erneuert wird, die Fusion zu einer Viernheimer Pfarrei und die Zukunft der Kirchengebäude.

Schließung der Apostelkirche ab 2. Mai

Die Apostelkirche wird ab dem 2. Mai geschlossen. Dann werde der Holzboden ausgetauscht. Schon kurz nach der umfangreichen Sanierung der Kirche hatten sich Schadstellen gebildet. „Ein Gutachter wurde eingeschaltet“, erklärte die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ursula Scheidel. Mit der damaligen Planungsfirma sei ein Vergleich geschlossen worden. Das Büro trage den Großteil der Kosten für den Austausch. Für die vorbereitenden Maßnahmen werden noch Helfer gesucht. Um Geld zu sparen, soll der Ausbau der Bänke und das Demontieren der alten Holzdielen ehrenamtlich erfolgen. Ab 16. Mai werde der neue Holzboden verlegt. Rund zwei Monate sollen die Arbeiten dauern.

Die Gottesdienste würden in dieser Zeit in der Michaelskirche gefeiert. „Wir wollen in eine Kirche von St. Hildegard-St. Michael wechseln“, erklärte Pfarrer Givens, warum nicht die Marienkirche genutzt werde. „Und wir können nur eine Kirche für Messen bereithalten, sonst sind Aufwand und Kosten zu hoch.“

Neugründung am 1. Januar 2024

Im Zuge des Pastoralen Wegs zur Neustrukturierung im Bistum Mainz wurde festgelegt, dass Viernheim eine neue Pfarrei wird, ohne Gemeinden aus umliegenden Städten. „Wir haben eine Sonderstellung“, betonte Renner. Ab 1. Mai werde in den neuen Pastoralräumen gearbeitet und die Pfarreifusion vorbereitet, die in Viernheim zum 1. Januar 2024 realisiert werden soll. Dann wird aus Johannes XXIII. und St. Hildegard-St. Michael eine Pfarrei.

Die Wortmeldungen zur Fusion waren unterschiedlich: Einige sehen das Gesamtkonzept kritisch, andere freuen sich auf die Möglichkeit, in Viernheim Kirche zu gestalten.

Weniger Katholiken bedeutet auch weniger Kirchensteuereinnahmen. „Unsere Möglichkeiten sind begrenzt“, verdeutlicht Ursula Scheidel. Für die neue Pfarrei müsse überlegt werden, wie mit den Immobilien umgegangen wird, wenn die Zuschüsse des Bistums reduziert werden. „Was brauchen wir, wenn wir eine neue Pfarrei gründen?“ fragte Gemeindereferent Herbert Kohl. Eine Kirche mit einem Pfarrhaus würde ausreichen. Aber was passiert mit den vorhandenen Gebäuden in Viernheim? „Im Moment haben wir keine Mittel für den Unterhalt, geschweige denn für dringend notwendige Renovierungen wie in St. Hildegard und der Marienkirche“, verdeutlichte Kohl.

Doch viele Viernheimer hängen an „ihrer“ Kirche, in der sie getauft oder getraut wurden, mit der sie besondere Zeiten verbinden. In jedem Wortbeitrag spürte man, wie sehr man sich den Erhalt aller Kirchengebäude wünscht, auch wenn es Vorschläge für eine alternative Nutzung – wie Jugendzentrum oder Museum – gibt.„Wir werden für alle Kirchen eine Lösung finden“, gab sich Givens optimistisch. Man müsse zukunftsorientiert denken. Und er gab den Anwesenden mit: „Wir sind nicht getauft auf Aposteln, Marien, Hildegard oder Michael, sondern auf Jesus Christus.“