Philippe

Auf dem Herzen tragen

Datum:
Do. 17. Jan. 2019
Von:
Ronald Givens

Es hämmert und sägt. Gerüstteile werden verladen. Holzstaub zusammengekehrt. Überall in der Apostelkirche wird noch hart gearbeitet, damit am Sonntag eingeweiht werden kann.

Vor dem Hochaltar stehen zwei Koffer und eine eingepackte Werkzeugkiste. Die beiden Schreiner aus Portugal, die geholfen haben die Schwierigkeiten des Holzbodens in den Griff zu bekommen, sind mit ihren Arbeiten fertig. Noch bleibt ein wenig Zeit vor der Abfahrt zum Flughafen. Sie stehen vor den nun wieder aufgebauten Altären in den Seitenschiffen und schauen sich die Heiligen an. Machen mit ihrem Handy Bilder von Maria und von Johannes dem Täufer.

 

Philippe, einer der Portugiesen, umarmt einen der ehrenamtlichen Helfer, dann steht er der vor der Muttergottesfigur. Er nestelt an seinem Hemd und Pullover, schließlich zieht er einen Rosenkranz aus Holz heraus, den er um den Hals trägt. Sonst immer unsichtbar, jetzt zeigt er ihn. Philippe erklärt uns, dass sein Haus 300 km von Fatima entfernt steht. Jedes Jahr pilgert er zu Fuß nach Fatima. Er strahlt. Dann wendet er sich der Muttergottes zu, bekreuzigt sich und steckt den Rosenkranz wieder unter sein Hemd.

 

Später steh ich vor dem restaurierten Johannes dem Täufer. Er ist gut geworden. Johannes hat die Menschen aus ihren Dörfern und Städten herausgezogen. Mit seinen Worten, mit seinem Lebensstil, mit seiner Art. Er hat sie dazu gebracht sich an das Gute zu erinnern, dass in ihnen steckt, dass Gott ihnen zutraut.

 

Ich denke an Philippe, der unseren Holzboden repariert hat. Jedes Jahr geht er dreihundert Kilometer zu Fuß auf Wallfahrt. Etwas zieht sein Herz. Wir werden noch eine ganze Weile die Stellen im Boden sehen, die jetzt erst einmal so gearbeitet sind, dass der Boden sich beruhigen kann. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir die Provisorien, die Philippe und seine Kollegen geschreinert haben, schließen können. Mich werden diese Bretter nicht nur an Schwierigkeiten erinnern, sondern auch daran, dass ein portugiesischer Schreiner in einem kostbaren Augenblick gezeigt hat, was er auf dem Herzen trägt. Wie viele haben in den letzten Monaten und Wochen in unserer Kirche mitgeholfen, von denen ich nur ahnen kann, wie sehr Gott sie auch angerührt hat, als sie in seinem Haus gearbeitet haben.

Die Altarweihe findet am Sonntag um 10.15 Uhr in der Apostelkirche statt.