Pilgerreise 2016: Bethlehem

Israel und Palästina

Datum:
Do. 27. Okt. 2016
Von:
Ronald Givens
Der Schrei Gottes
Gestern Abend, nach einer anstrengenden Fahrt, sind wir dem Schrei Gottes nachgegangen. Eine schmale Steintreppe führt hinunter in die Felsengrotte des Heiligen Hyronimus. Dorthin hat er sich zurückgezogen, um in Bethlehem, neben jener Grotte, in der Jesus geboren worden ist, die Heilige Schrift zu übersetzen. Wir sind hinuntergestiegen, um neben der Stelle, an der das Wort Fleisch geworden ist, Eucharistie zu feiern und jenes Wort der Schrift zu hören, das Hieronymus dort unten übersetzt und betrachtet hat.
Dort unten, in den Höhlen und Grotten von Bethlehem hat man zum ersten Mal Gottes Schrei gehört. Nachdem er den Schutzraum im Bauch seine Mutter Maria verlassen hat, und erfahren hat, was es heißt Mensch zu werden. schutzlos zu sein, sterblich zu sein, ungeborgen zu sein.
Dort unten beginnt der wundersame Tausch: In Jesus tauscht Gott seine Ewigkeit gegen Zeitlichkeit, seine Unversehrtheit gegen Sterblichkeit, seine Fülle, gegen Mangel. Er schreit, wie jeder neugeborene Mensch. 
Gott sei dank, antworten auf den Schrei zwei Menschen voller Barmherzigkeit. Maria schenkt Schutz und Geborgenheit durch Windeln und ihre Brust. Josef schenkt Würde durch seinen guten Namen, dem er dem Kind und seine Mutter schenkt, durch seine Fürsorge.
Der Schrei Gottes ist aber seit der Geburtsnacht von Bethlehem nicht verstummt. Gott schreit seither, in denen, die im Dunkeln leben, in denen, die keine Geborgenheit, keine Würde erfahren. In den Kindern, die nicht ins Leben dürfen und den Alten, die in Einsamkeit und Hilflosigeit aus dem Leben gedrängt werden. Gottes Schrei ist vielfältig und Jesus lädt uns ein diesen Schrei, der oft nur mit dem Herzen zu hören ist, nicht zu überhören und mit unsererBarmherzigkeit auf diesen Schrei zu antworten.