Pilgerreise 2016: Im Jordangraben

Israel und Palästina

Datum:
Do. 27. Okt. 2016
Von:
Ronald Givens
Aufrichten und Wärmen
Als die Archäologen den Boden der Synagoge von Beit Alfa freigelegt hatten, standen sie vor einer Sensation und einem Unding.
Die Sensation war ein vollständiger Mosaikboden aus Byzantinischer Zeit. Das Unding war in der Mitte eine Darstellung des Sonnengottes.
 
Es könne nicht sein, dass inmitten des Versammlungsortes einer jüdischen Gemeinde gegen das Darstellungsverbot von Mensch oder Tier der Bibel verstoßen wurde, argumentierten die religiösen Gelehrten.
Nachdem man aber auch in anderen Synagogen ähnliche Darstellungen gefunden hatte, die in dieselbe Zeit fallen, war klar, dass der Sonnengott tatsächlich dargestellt worden war.
 
Aber noch mehr ist dargestellt : auch die Opferung von Isaac durch seinen Vater Abraham. Schon ist Isaac gebunden, schon zückt Abraham das Messer gegen den eigenen Sohn, da kommt ein Engel und genietet dem Menschenopfer Einhalt.
 
Abraham dachte, Gott könne so etwas wollen: einen Menschen für Gott opfern. Falsch gedacht. Gott braucht das nicht und Gott will das nicht. Gottes Sohn wird in den Synagogen, in denen er lehrt, sich dafür ereifern, dass der Sabbat für den Menschen da ist und nicht umgekehrt. Das für kein Gesetz, und sei es von Gott selbst, ein Mensch geopfert werden dürfe.
Als die Sonne über dem Toten Meer aufging und die wärmenden Strahlen mich innerlich und äußerlich aufgerichtet haben, musste ich wieder an den Sonnengott von Beit Alfa denken. Vielleicht ist es gut inmitten der Gottesdienstversammlung sich vor Augen zu halten, dass es beim Gottes - Dienst darum geht: einen Menschen durch Wärme aufzurichten, und niemals im Namen Gottes zu binden und zu opfern.