Predigt 14.11.2020

Sei gut, Mensch!

Datum:
So. 15. Nov. 2020
Von:
Ursula Scheidel, Hannelore Gaal, Herbert Kohl

Predigt zum Jahresthema der Caritas von Ursula Scheidel, Hannelore Gaal und Herbert Kohl

Sind Sie ein guter Mensch? Eine schwere Frage…. Ich persönlich würde darauf antworten: Na ja, mal mehr und mal weniger. Und überhaupt: Was ist überhaupt Gut und was Schlecht und Böse? Die Grenzen verschwimmen immer mehr in unserer Welt, die sehr komplex geworden ist. Ich kann mein Handeln doch ganz leicht selbst als gut definieren. Dafür wurde der Begriff der Fake-News eigens erschaffen. Dem gegenüber steht Gottes Auftrag an uns Christen:

„Sei gut, Mensch!“ Das ist auch das diesjährige Leitmotto des Caritasverbandes. Unter dieser Überschrift steht auch dieser Gottesdienst. Wir sind von Gott gut erschaffen und brauche doch immer wieder seine Hilfe und sein Erbarmen damit wir das Gute tun und das Böse unterlassen.

„Sei gut, Mensch“. Das Wort vom Gutmenschen zum Leitwort des heutigen Sonntags zu machen ist eine mutige Entscheidung der Caritas. Sie nimmt damit bewusst in Kauf, sich selbst als etwas naiv und weltfremd zu präsentieren. Aber gerade das ist der Grund, dieses Wort zu wählen. Denn es ist dringend notwendig, der Nächstenliebe und der Hilfsbereitschaft wieder ihren positiven Sinn zurückzugeben! Es ist richtig und wichtig, die Maßstäbe wieder zurechtzurücken! Der Mensch ist von Gott berufen, gut zu sein, seine Talente zu entdecken und diese für den Nächsten einzusetzen: das gehört zum Markenkern unseres christlichen Glaubens. Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie von manchen die Bereitschaft zur Hilfe lächerlich gemacht und herabgewürdigt wird. Gutmensch ist, wer für Zusammenhalt und Vielfalt eintritt, wer Menschlichkeit pflegt, wer grenzenlos hilft.

Wir haben verschiedene Gruppen aus unseren Gemeinden gebeten eine Martinslaterne zu basteln mit dem Thema „Sei gut, Mensch!“ Es sind Gruppen, die gerade im caritativen Bereich arbeiten wie unsere Kitas, die ehren- und hauptamtlichen Caritasmitarbeiter*innen oder die Gruppen im Katholischen Sozialzentrum. Ihr alle seid das Gesicht Gottes in unserer Stadt. Ihr seid von Gott und unserer Gemeinde beauftragt zu zeigen, dass alle Menschen von Gott geliebt sind und niemand vergessen wird.

Die Martinslaternen die ihr in euren Gruppen gebastelt habt leuchten und bringen Licht. Wenn ich an mich selbst denke, so weiß ich das ich mein Licht immer wieder entzünden lassen muss. Ein guter Ort dafür ist hier der Gottesdienst, wo wir uns als Gemeinde Jesu Christi versammeln, um auf sein Wort zu hören und ihm in der Kommunion zu begegnen. Jesus traut uns das zu. Wir haben es im Evangelium gehört: Ihr seid das Salz der Erde. Wir haben einen Gestaltungsauftrag für diese Welt, auch und gerade in schwierigen Umbruchsituationen. Die Menschen brauchen uns, damit sie den Geschmack am Leben nicht verlieren. Sie brauchen unser Licht, das leuchtet und Menschen Hoffnung gibt. Das sind oft keine großen Dinge. Diese Woche sind mir unzählige kleine Dienste aufgefallen, von denen mir Menschen berichtet haben:

  • Ich stelle die Mülltonnen für meine Nachbarin mit raus, sie ist schon alt…
  • Ich hole ein Mal in der Woche Brot beim Bäcker ab und bringe es zur Tafel
  • Ich nehme mir bewusst Zeit für ein Gespräch mit einem Menschen, der einen Angehörigen verloren hat.

Es hat aber auch immer etwas Befremdliches an sich, gut zu sein. Und im Evangelium von den Arbeitern im Weinberg ist das Gutsein des Gutsbesitzers geradezu provokativ.

„Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir.“ (Mt 20,13f) Damit will Gott zu allen Menschen gut sein – unabhängig davon, ob einer nun das Glück hatte, bei den ersten zu sein oder das Pech, erst am Ende des Tages die Chance auf eine Arbeit bekommen zu haben. Und dafür stellt er hin und wieder unsere Maßstäbe auf den Kopf. Mag sein, dass das dann und wann den Eindruck macht, selbst der Dumme zu sein. Aber des Lebens wegen ist das dann eben so! Als Christen gehen wir dieses Risiko ein als dumm, naiv und einfältig zu scheinen. Als Gutmenschen eben. Aber mir persönlich ist das egal. Im Gegenteil: Ich fühle mich geehrt, wenn ich Gutes tun darf, denn damit pflege ich den göttlichen Funken in meiner Seele. Jeder, der Gutes tut weiß das. Es kehrt zu dir zurück und schenkt deinem Leben Sinn und Zufriedenheit.

Wir wollen in diesem Gottesdienst allen in der Gemeinde danken, die sich für andere einsetzen und dazu immer wieder auf den Weg machen, auch wenn es manchmal Überwindung kostet. Wir danken ausdrücklich heute den Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die haupt- und ehrenamtlich im Auftrag Gottes unterwegs sind. Wir danken allen Helfern im Sozialzentrum und den vielen, die im Verborgenen ihren Dienst tun. Möge Gott euch diesen Dienst vergelten.

 

#EineMillionSterne