Predigt 25. Oktober

Beziehungsgeschichte

Datum:
Mo. 26. Okt. 2020
Von:
Dorothea Busalt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

Welches sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten der zehn Gebote? Schauen Sie mal im Gl unter 29,6 nach. Wir haben sie alle einmal gelernt. Vielleicht kennen wir sie auch noch auswendig.

Die ersten drei beschreiben die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, die anderen 7 das menschliche Miteinander. Was würden Sie sagen? Sind es die ersten Drei?  Oder eine Mischung aus eins und vier bis zehn? 

Eigentlich sind alle wichtig. Das würden auch die Pharisäer sagen. Gemäß ihrer Auffassung waren alle Gebote gleich wichtig und die genaue Einhaltung aller Vorschriften war ihr Programm.

Welches ist das wichtigste Gebot? So fragt ein Schriftgelehrter aber im heutigen Evangelium.

Vielleicht geht es nur ums Testen, wie gut Jesus sich auskennt? Ihn aufs Glatteis führen, dass sie eine Handhabe haben, ihm sein Rabbi - sein, seine Gottessohnschaft abzusprechen.

Wir kennen inzwischen die Antwort: Es ist uns nicht neu. Schon oft haben wir es gehört. Wie aber können wir dieses Gebot mit Herz füllen? Es nicht nur runterplappern. Welche Rolle spielen dabei Herz, Seele und Verstand? Weil: nicht umsonst heißt es im Evangelium:  lieben mit ganzem Herzen.

Es ist eigentlich eine Beziehungsgeschichte zwischen uns/ mir und Gott. Diese rückt Jesus mit seiner Antwort ins Blickfeld.

Zuerst liebt uns doch Gott. Sonst hätte er uns dieses Leben nicht geschenkt. Daraus ergibt sich für mich mein Platz in dieser Welt. Ich stelle Dich hier ins Leben. In dieses Leben, das uns oft ja so unglaublich herausfordert, je mehr wir uns mit dieser Welt beschäftigten. Und Gott lässt uns die Freiheit, ihn zurück zu lieben. Das griechische Wort Agape, das hier für Liebe steht, meint die aktive, sich schenkende Liebe. Es ist die Liebe, die keine Gegenliebe verlangt. Jesus verbindet Gottes- und Menschenliebe auf einzigartige Weise. Beide Gebote, Gott und seinen Mitmenschen zu lieben, sind bereits im Alten Testament zu finden. Doch diese Kombination aus beidem ist völlig neu.  

Antworten wir auf Gottes Liebe, dann hat das Konsequenzen. Dann gehen wir anders mit unseren Mitmenschen um.

Und da ist es gut, dass es im Oktober den Missiosonntag  gibt. Selig, die Frieden stiften – solidarisch für Frieden und Zusammenhalt. So lautet das Motto in diesem Jahr. Aus dieser Gottesliebe heraus die Menschen zu lieben, sodass sie uns nicht gleichgültig sind.

Das ist unser Auftrag. Aber wie kann uns das gelingen?

Zuerst können wir unser Leben mit den Menschen hier in den Blick nehmen: achtsam sein, die Lebenswürde eines jeden Menschen vom Anfang bis zum Ende seines Lebens zu achten. Gerade während der Zeiten des Lockdowns war und ist auch jetzt noch in den Seniorenheimen eine große Herausforderung.

Und dann ist das Geschehen in unserer globalen Welt.

Wir merken das, wie sie uns herausfordert, jeden Tag neu. Da müssen wir höllisch aufpassen, dass das, was wir in den Medien mitbekommen, uns nicht abstumpft und leer werden lässt.

Solidarität heißt dann: mitleiden und in Gebetsgemeinschaft verbunden bleiben mit denen, die unsere Solidarität auf der ganzen Welt brauchen.

Was Gebetsgemeinschaft bedeutet, habe ich am Beispiel von Jacques Mourad erfahren. Er ist syrisch katholischer Priester, hat in Syrien ein Kloster geleitet und wurde 2015 von Extremisten entführt. 5 Monate war er in Geiselhaft und hat darüber ein Buch geschrieben, das ich im Frühjahr gelesen habe. Dort schreibt er, dass er diese Geiselhaft nur durchgehalten hat, weil er wusste, dass so viele Menschen für ihn beten.  

Solidarität heißt aber auch: Menschen- dieses Jahr am Missiosonntag besonders in Westafrika -  finanziell zu unterstützen, dass sie sich in den Ländern immer wieder für die Menschenwürde stark machen und sogar ihr Leben aufs Spiel setzen, wo sich Extremisten der Menschen bemächtigen. Beeindruckend sind die Stimmen der Hoffnung, die Missio zusammengestellt hat, die sie auf der Homepage finden. Die Gesichter sind auf dem Missio Plakat zu sehen. Vielleicht haben Sie ja die  Möglichkeit, sich diese Stimmen im Internet einmal durchzulesen.

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand- und: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Amen.