Predigt Firmbewerber Tag

Liebe Schwestern und Brüder,

Liebe Firmbewerber,

am Freitag hat mir ein Freund eine Flasche Wein geschenkt. Aus der Pfalz. Vor ein paar Jahren habe ich dort von einem Winzer etwas für mich sehr Erhellendes gelernt. Er hat mir seinen Weinberg gezeigt, durch den unterirdisch mitten hindurch unterirdisch eine große Schicht Schiefer geht. Quer durch den Weinberg. Links und rechts neben der Schicht ist das übliche Gestein der Pfalz. Dazwischen aber durchläuft den Weinberg der Schiefer. Auf dem ganzen Weinberg ist dieselbe Rebsorte angepflanzt. Aber die Reben, die über dem Schieferband wachsen, und deren Wurzeln im Schiefer stecken, liefern einen ganz anderen Wein, als die Reben, die eben nicht im Schiefer wurzeln.

So ähnlich wie mit dem Wein, ist das mit unseren Taten. Die Art und Weise wie wir handeln, die Art und Weise wie wir miteinander reden, hängt ganz wesentlich davon ab, aus welchem Boden die Wurzeln unseres Herzens genährt werden. Das was wir jeden Tag lesen, das was wir hören, wird von unserem Herz aufgenommen. So wie die gleiche Rebsorte ihren Geschmack verändert, je nachdem aus welchem Boden die Wurzeln ihrer Nahrung ziehen, so ist es auch mit unserem Herzen. Wenn ich jeden Tag auf meinem Handy über einen Mitschüler nur das Negative lese was die anderen über ihn posten, dann wird irgendwann mein Herz davon beeindruckt und beeinflusst sein. Es wird in mein Herz hineinsickern. Wenn ich über denselben Menschen jeden Tag Gutes lese, dann wird auch das mein Herz beeinflussen und prägen. Was wir hören, was wir lesen und was wir uns anschauen, was wir mit unseren Sinnen aufnehmen, das nährt unser Herz.

Vor sehr vielen Jahren haben sich Menschen Geschichten erzählt, von denen sie überzeugt waren, wer diese Geschichten hört, dessen Herz wird mit Nährstoffen versorgt, die dem Herzen gut tun. Es sind die Berichte und Erzählungen von den Frauen und Männern die Jesus erlebt haben, die ihm zugehört haben, die von ihm geheilt worden sind, die seine Freunde und Jünger waren. Irgendwann hat sich jemand hingesetzt und hat angefangen diese Geschichten aufzuschreiben. Sie sollten nicht verloren gehen, sondern sie sollten weiter gepostet, weiter erzählt werden. Es wurden nur die Geschichten aufgeschrieben, bei denen die eine oder andere gesagt hat, ja so etwas ähnliches habe ich auch schon erlebt.

Da ist die Geschichte wie Jesus seine Freunde bittet bei ihm zu bleiben in seiner Angst vor der Verhaftung und als es darauf ankommt ist keiner da. Wer ist nicht schon alleine dagestanden, weil alle anderen sich davon geschlichen haben. Und umgekehrt als er unter dem Kreuz zusammenbricht, da kommt dieser fremde Bauer Simon und schleppt mit ihm das Kreuz. Auch das gibt es: dass uns jemand uns zur Seite steht, mit dem wir gar nicht gerechnet haben.

Darum habt ihr heute die Bibeln erhalten. Wer gefirmt wird, wer sich durch die Firmung öffentlich dazu bekennt ein Christ zu sein, der muss einen Teil seiner Herzwurzeln auch in die Bibel hineinwachsen lassen. Die Art und Weise wie Jesus geredet hat, wie er mit Menschen umgegangen ist, welchen Mut er hatte, die Art wie er gestorben ist und wie er auferstanden ist, muss das Herz von uns Christen prägen. Wer gefirmt ist, wer Christ ist, der versucht immer wieder so zu handeln wie Jesus gehandelt hat. Dafür braucht es das Bibelgestein. Wer das Leben des Jesus von Nazareth kennt, der wird über einen Klassenkameraden oder über eine Klassenkameradin eben nicht so schreiben oder ein Post weiterleiten wie das alle tun. Wer auf den ersten Seiten der Bibel gelesen hat mit welcher liebe Gott die Welt erschaffen hat und wie er sie dem Menschen anvertraut hat, der wird mit der Schöpfung anders umgehen. Wer das Leben des Jesus von Nazareth kennt, der wird bei aller Trauer, bei aller Angst vor dem Sterben, bei allem Schmerz über den Tod eines geliebten Menschen auch die Berichte von den Frauen und Männern in seinem Herzen tragen, die bezeugt und erzählt haben, dass er auferstanden ist, dass er lebt.

Der Wein, der über dem Schiefer wächst, ist etwas Besonderes und sehr begehrt. Er schmeckt außergewöhnlich und er beeindruckt. Genauso ist das mit Christen, die darum wissen, dass ihr Herz Worte und Bilder braucht, die das Gute und das Heilige im Herzen stärken und formen. Die Welt, unsere Zeit, braucht Gefirmt, deren Herz mit dem Leben und der Liebe des Jesus von Nazareth genährt ist. Amen.