"Was ist denn fair?" - Auf der Suche nach Antworten beim Weltgebetstag

Datum:
Mi. 8. März 2017
Von:
Sandra Usler
Die Viernheimer Frauen nehmen ein kleines Tütchen Reis von den Philippinen mit, wo Frauen den diesjährigen Weltgebetstag gestaltet haben. Jedes Jahr, immer am ersten Freitag im März, feiern Menschen weltweit den Weltgebetstag. Der Gottesdienst wird jährlich von Frauen aus einem anderen Land vorbereitet. Diese Frauen sind Mitglieder in unterschiedlichen christlichen Kirchen. Auch in unzähligen Gemeinden in ganz Deutschland organisieren und gestalten Frauen in ökumenischen Gruppen den Weltgebetstag.

Die Liturgie des diesjährigen Weltgebetstags steht unter der Frage „Was ist denn fair?“ und wurde von katholischen und evangelischen Frauen, unter der Leitung von Gemeindereferentin Angela Eckart und Pfarrerin Beate Schwenk, für den Gottesdienst in Viernheim aufgegriffen. Für die Begleitung der Lieder, die für den Weltgebetstag komponiert worden sind, haben sich ein Projektchor und eine Instrumentalgruppe gefunden. In der Marienkirche gibt eine Einführung in die Lebensbedingungen der Frauen auf den Philippinen. Im Interviewstil wird von den Lebensgeschichten der  Frauen auf den Philippinen berichtet, die schon als Kinder als Haushaltshilfe arbeiten müssen, meist ohne angemessenen Lohn. Auch das Gesetz für die Rechte von Hausangestellten konnte nicht verhindern, dass junge Frauen das Land aus wirtschaftlicher Not verlassen. Wer auf den Zuckerrohrplantagen arbeitet, muss häufig noch etwas dazuverdienen, damit sie über die Runden kommt. Alle Hoffnung wird in die Agrarreform, die jedem Arbeiter ein eigenes Stück Land verspricht. Auch die Nachwirkungen des Taifuns Haiyan sind noch zu spüren. „Ich habe keine staatliche Hilfe bekommen, um mein Haus wieder aufzubauen. Dabei sind Spenden in Milliardenhöhe in unser Land geflossen“, wird von Witwe Editha berichtet.

Das Matthäus-Evangelium erzählt das Gleichnis vom Landbesitzer, der Arbeiter zu unterschiedlichen Zeiten in seinen Weinberg holt, aber alle gleich bezahlt. In der Stille legen die Frauen die Bibelstelle für sich aus: „Wo hörst du Gottes Ruf, gerecht zu handeln? Wie würdest du antworten? Was ist denn fair?“ Auf den Philippinen gibt es die Tradition Dagyaw, nach der alle bei der Ernte helfen, dafür aber keinen Lohn, sondern einen Teil der Ernte erhalten.

In den Fürbitten geht es um Bildung, medizinische Grundversorgung, gerechte Arbeitsgesetze und Lebensbedingungen.
Als Zeichen für den befreienden Geist Gottes, der den Sinn für Gerechtigkeit schärft, werden kleine Tüten mit Reiskörnern verteilt. So soll beim Kochen in Viernheimer Küchen die Verbundenheit und Solidarität mit den Frauen weltweit deutlich werden.

Nach dem Abschlusssegen ist die Reise auf die Philippinen aber noch nicht zu Ende: Bei kulinarischen Spezialitäten von der Inselgruppe sitzen die Viernheimer Frauen nach dem Gottesdienst zusammen. Helen Lenzen, gebürtig von den Philippinen, untermalt den Ausklang mit Liedern aus ihrem Heimatland.