Weihnachtstag

Zunge

Datum:
Mi. 25. Dez. 2019
Von:
Pfarrer Ronald Givens

25 Dezember

Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt (Mt 2,10)

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

Und das Wort ist Fleisch geworden. Gott der ewige, dem keine Sprache fremd, er wird durch Maria und durch Josef, er wird durch seine Familie und er wird durch seine Spielkameraden aramäisch lernen. Er wird durch Maria und Josef die Gebete seines Volkes lernen und zu Gott wird das sagen: Abba. Als er mit zwölf Jahren seinen Eltern auf einer Wallfahrt verloren geht und sie ihn schließlich im Tempel von Jerusalem wiederfinden, da werden sie hören und staunen, wie beeindruckt die Schriftgelehrten von seinen Worten sind.

Und das Wort ist Fleisch geworden.. Am See von Galiläa werden sich die meisten seiner Jünger und viele Menschen abwenden, weil sie sagen: seine Worte sind unerträglich. Da ist es Petrus, der auf Jesus zugeht und zu ihm sagt: ich möchte nirgends anders hingehen. Ich möchte bei dir bleiben. Du allein hast Worte ewigen Lebens.

Und das Wort ist Fleisch geworden. Jesus wird seine Worte so setzen, dass die, die ihm eine Falle stellen wollen, verstummen. Er wird seine Worte so einsetzen, dass die, die andere verurteilen wollen, die Steine fallen lassen und ohne ein weiteres Wort sich zurückziehen. Er wird so Menschen ansprechen, dass diese ihren Lebensweg ändern, zu etwas radikal neuen fähig werden, Sätze und Worte sagen, die ihnen vorher kein Mensch zugetraut hat. Er wird Worte sagen in denen so viel Himmel ist, dass Krankheiten geheilt werden.

Und das Wort ist Fleisch geworden. In der Krippe von Bethlehem, kann Jesus noch nicht sprechen. Aber er hört wie unsere Sprache klingen kann, wenn sie voller Liebe, voller Staunen, voller Ehrfurcht, voller Begeisterung, voller Glauben ist. Er hört wie die Hirten berichten, was die Engel ihnen gesagt haben. Er hört wie Maria ihrem Josef ihn hinhält und sagt: „Schau unser Kind.“ Er hört, wie die Sterndeuter aus dem Osten vorsichtig das Haus betreten, von dem Stern erzählen, sie  geführt hat, und wie sie ihre austeilen. Wohl in einer fremden Sprache, aber mit einer Stimme und einem Klang, die davon erzählt, wie viel Freude in ihr Herz gekommen ist, als sie den Stern sahen. Der Klang der Worte der Weihnacht wird Jesu Worte prägen. Die Liebe, das Vertrauen, seiner Jünger und Freunde wird seine Worte formen. Die stockenden und gebrochenen Worte der Kranken und der Schuldiggewordenen werden seine Worte zärtlich und heilend machen.

Und das Wort ist Fleisch geworden. Ganz am Ende seines Lebens, da weiß er, dass ihm nicht mehr viele Worte bleiben. Die Zeit läuft ihm davon. Es wäre noch so vieles zu sagen, noch so vieles ins Wort zu bringen gewesen. Da nimmt er ein Stück Brot und sagt zu denen die er liebt, die ihn begleitet haben, dieses Stück Brot ist mein Fleisch.

Und das Wort ist Fleisch geworden.  Dieses Stück Brot, das wir nachher empfangen, wird unsere Zunge berühren. Dort wo all unsere Worte geformt werden. Und in diesem Stück Brot stecken all seine Worte. In diesem Stück Brot ist der geliebte Aba. In diesem Stück Brot ist Maria und Josef und die erste Nacht seines Lebens und die Worte und ihr Klang die auf Erden zum ersten Mal gehört hat. In diesem Stück Brot sind die Worte, die den Zöllner Zachäus so großzügig gemacht haben. Alle Liebe, alle Heilung, alle Umkehr, aller Glauben legt er in dieses Stück Brot, das unsere Zunge berührt. Damit unsere Worte sein Fleisch werden.

Und das Wort ist Fleisch geworden.. Jesus vertraut darauf, dass wir, die wir sein Brot essen, seien Wort aufgreifen und in die Finsternis und in die Dunkelheit dieser Welt an seiner Stelle sprechen. Es gibt so viele Worte die so unnütz sind, so voller Hass und voller Neid so viele Worte die kein Leben bringen und mitten in diese dunkle Wortwelt schickt er uns mit seinem Brot, mit seinem Fleisch, auf der Zunge, dass fortan unsere Worte immer mehr dem Klang seiner Worte ähneln dass wir in und mit unseren Worten die Freude und das Licht seines Himmels in dieser Welt Fleisch werden lassen durch unser Leben und welche Worte wir in sie sprechen. Amen.