"Wir feiern das Göttliche"
„Klingt die Botschaft von Licht und Frieden aber nicht ein wenig schal?“, fragt Kaplan Sebastian Lang in der Osternacht und zitiert einen Zeitungsbericht, der bezweifelt, dass Auferstehung auch in Brüssel oder Idomeni gefeiert werde. „Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe ist nur ein Teil der österlichen Botschaft, Auferstehung bedeutet mehr“, erklärt der Kaplan. „Es gibt Dinge, die Menschen nicht können: Trauer besiegen und Tote auferstehen lassen. Aber Gott kann das. Und wir feiern an Ostern, dass es dieses Göttliche gibt.“
Zur Osternacht ist neben der Marienkirche das Holz für das Osterfeuer aufgebaut. Zwischen den Scheiten und Brettern stecken die Gläubigen die getrockneten Kräutersträuße von Maria Himmelfahrt und die Palmzweige des vergangenen Jahres. Mit der Osternacht findet das österliche Triduum, der große Gottesdienst, der am Gründonnerstag beginnt und sich über die Karfreitagsliturgie zieht, seinen Abschluss.
An den Flammen des entfachten Feuers wird die gesegnete neue Osterkerze entzündet und in das stockdunkle Gotteshaus getragen. Dreimal erklingt der lateinische Ruf „Lumen Christi“ (Christus, das Licht). Die Gemeinde antwortet „Deo gratias“ (Dank sei Gott). Und dann wird das Licht der Kerze von einem Gläubigen zum anderen weitergegeben – das Licht verbreitet sich langsam und macht die Kirche heller.
Dem Osterlob folgen Lesungen aus dem Alten Testament, von der Schöpfung, Abraham und Mose bis Jesaja, die das Eingreifen Gottes beschreiben. In das festliche Gloria stimmen die Glocken und die Orgel mit ein, die zwei Tage stumm gewesen sind – und jetzt laut zum Jubel über die Auferstehung Jeus erschallen.