Heinrich Brück (1831–1903)

1900–1903 102. Bischof von Mainz

 

Heinrich Brück wurde am 25. Oktober 1831 in Bingen als Sohn des Gastwirtes und Bierbrauers Andreas Brück und seiner Ehefrau Anna-Maria Köhler geboren. Nach dem Besuch der heimatlichen Pfarr- und Realschule begann er eine Lehre als Küfer- und Bierbrauer, doch förderte der Bingener Kaplan Johannes Hirschel, dem Brück später ein literarisches Denkmal gesetzt hat, ihn durch Privatunterricht so weit, dass er 1851 ohne ein Gymnasium besucht zu haben, in Darmstadt als Externer das Abiturientenexamen bestand. Im gleichen Jahr trat er in das von Bischof Ketteler eben neueröffnete Mainzer Priesterseminar ein. Am 30. März 1855 wurde er während einer Romreise Kettelers in Speyer (für Mainz) zum Priester geweiht.

Seine erste Anstellung als Kaplan erhielt er in Nieder-Olm. Als im gleichen Jahr der Mainzer Lehrstuhl für Kirchengeschichte vakant wurde, beurlaubte man Brück im Hinblick auf seine früh geäußerte Neigung 1856–57 zum Studium der Kirchengeschichte bei Ignaz von Döllinger in München. Daran schloss sich eine zweimonatige Studienreise nach Rom an. Nach dieser mehr als kursorischen Vorbereitung ernannte Ketteler ihn im Sommer 1857 zum Assistenten mit dem Lehrauftrag für Kirchengeschichte am Mainzer Priesterseminar. Bis 1866 wohnte Brück im Hause des Domdekans Lennig, in dem er zahlreiche anregende Kontakte zu Exponenten der katholischen Bewegung knüpfen konnte. Auch Lennig hat er später eine Biographie gewidmet. Parallel zur Lehrtätigkeit entstand seine Dissertation, aufgrund derer die Theologische Fakultät Würzburg ihn 1865 zum Dr. theol. promovierte, nachdem er bereits 1861 zum Professor der Kirchengeschichte am Mainzer Priesterseminar ernannt worden war.

Brück hat im Verlauf seiner 43jährigen ziemlich zurückgezogenen Tätigkeit als Kirchenhistoriker eine Reihe beachtlicher Veröffentlichungen vorgelegt, die dem Themenkreis der Auseinandersetzung mit der staatlichen Kirchenhoheit im 19. Jahrhundert gewidmet waren und insofern ganz aus dem Kontext der Mainzer Schule heraus zu verstehen sind. Seine Dissertation über die katholischen rationalistischen Bewegungen im 18. Jahrhundert war zwar an sich noch nicht bedeutend, doch hat sie zusammen mit seinem Artikel im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte (1882) jahrzehntelang das einseitig negative Urteil über die katholische Aufklärung bestimmt.

Gewichtiger und bis heute nicht ersetzt sind seine auf Quellen basierenden Publikationen zur Geschichte der Oberrheinischen Kirchenprovinz. Auch sein wenngleich stofflich überlastetes und wie alle Veröffentlichungen apologetisch zugespitztes Lehrbuch der Kirchengeschichte fand großen Anklang, was sich schon in der Tatsache spiegelt, dass es in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Da Brück im Gegensatz zur Mehrzahl seiner Kollegen keine Verpflichtungen in der Diözesanverwaltung und Seelsorge hatte – er fungierte lediglich als Beichtvater am Priesterseminar und bei den Englischen Fräulein –, konnte er sich nach Schließung des Seminars im Kulturkampf nicht nur ausschließlich seinen Studien widmen, sondern dazu Englisch und Spanisch erlernen. Als Frucht seiner Arbeiten legte er seit 1887 u. a. eine vierbändige ganz ultramontan konzipierte Geschichte der katholischen Kirche Deutschlands im 19. Jahrhundert vor. Ihr hat er später eine Geschichte der Kulturkampfbewegungen folgen lassen. Dazu kam seine jahrelange Mitarbeit am „Katholik“ und am Kirchenlexikon von Wetzer und Welte.

Die Konzentration auf die kirchengeschichtliche Forschung und Lehre haben Brück viel Anerkennung eingebracht, ihn andererseits aber auch zum gefürchteten Lehrer und isolierten Einzelgänger gemacht. Seine Berufung nach Würzburg scheiterte 1887 am Widerspruch der bayerischen Regierung. In Mainz hat es ihm dagegen an Anerkennung nicht gefehlt. 1889 wurde er Domkapitular (Kapitelswahl), und 1886–94 las er zugleich Kirchenrecht. In Johannes Kißling fand er zudem einen Schüler, der seine eigenen Studien fortsetzte.

Nach dem überraschenden Tode Haffners wählte das Kapitel Brück am 9. November 1899 zum Kapitularvikar und am 21. Dezember 1899 unerwartet mit fünf von sieben Stimmen zum Bischof von Mainz. Die päpstliche Bestätigung folgte am 30. März, die Konsekration durch Erzbischof Nörber am 20. Mai 1900 in Mainz. Der bisher an ein zurückgezogenes Gelehrtenleben gewöhnte Brück hat sich in die Obliegenheiten des bischöflichen Amtes nur schwer hineinzufügen gewusst, zumal sein Temperament und seine Schroffheit den Kontakt zu seinen Mitarbeitern belasteten. 1901 verteidigte er in einem Hirtenschreiben Alfons von Liguori und seine Moraltheologie gegen liberale Angriffe. Kirchenpolitisch war der Episkopat Brücks durch keine Konflikte belastet. Brück starb am 05. November 1903 in Mainz überraschend an einer Herzattacke.

Anton (Philipp) Brück

Text aus: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. Teil: 1785/1803 bis 1945, Berlin: Duncker und Humblot 1983, S. 75–76. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

Weitere Literatur:

  • Hirschfeld, Michael, Die Bischofswahlen im Deutschen Reich 1887 bis 1914. Ein Konfliktfeld zwischen Staat und katholischer Kirche vom Ende des Kulturkampfes bis zum Ersten Weltkrieg, Münster 2012, S. 625–649.