Ludwig Maria Hugo (1871–1935)

1921–1935 104. Bischof von Mainz

 

Ludwig Hugo wurde am 19. Januar 1871 in Arzheim (Pfalz) als Sohn des Volksschullehrers Ludwig Hugo und seiner Ehefrau Gertrud Kleinhauß geboren. Eine seiner Schwestern wurde Ordensfrau. Hugo besuchte die Lateinschule in Grünstadt, dann als Zögling des bischöflichen Knabenkonviktes das Gymnasium in Speyer. Nach dem Abiturexamen studierte er 1889–91 in Innsbruck und 1891–95 als Alumne des Collegium Germanicum in Rom Philosophie und Theologie (1895 Dr. theol.). Am 28. Oktober 1894 wurde er zum Priester (für Speyer) geweiht. Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde er Kaplan in Landstuhl, 1897 in Deidesheim und 1900 in Kaiserslautern/St. Martin. 1903–04 war er einige Monate Präfekt am Konvikt in Speyer und 1904 übernahm er die kleine Diasporagemeinde Remigiusberg.

1905 berief Bischof Busch ihn als seinen Sekretär und als Domvikar nach Speyer. 1911 ging er als Pfarrer in die ruhige Landgemeinde Bliesdahlsheim. Hugo hat die ihm verbleibende Freizeit zu intensiven vor allem bibelwissenschaftlichen Studien genutzt und darüber in verschiedenen Fachzeitschriften Aufsätze veröffentlicht, in denen er eine streng konservative, antimodernistische Linie vertrat. In diesem Zusammenhang hat er sich u. a. gegen den Exegeten Franz von Hummelauer gewandt. Bischof Faulhaber übertrug Hugo 1915 die Leitung des Speyerer Priesterseminars.

Als Hugo nach Ende des Ersten Weltkrieges das Studium der Speyerer Priesteramtskandidaten in Mainz vermittelte, fand er Kontakt zum dortigen Generalvikar Bendix, auf dessen Anregung der Heilige Stuhl ihn am 7. März 1921 zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge für den dienstunfähigen Bischof Kirstein ernannte. Hugo war zunächst zum Titularbischof von Bubasti ernannt und am 10. April 1921 durch Bischof Sebastian in Speyer konsekriert worden. Am 14. April, einen Tag vor dem Tode Kirsteins, übernahm er die Bistumsleitung. Die Inthronisation erfolgte am 27. April. Seit der Bischofweihe nahm Hugo zusätzlich den Namen Maria an.

Hugos Episkopat war einerseits durch eine Reihe pastoraler Initiativen, andererseits durch bedeutende organisatorische Leistungen charakterisiert. Auf die theologische Weiterbildung stark bedacht, hat Hugo als Bischof auf die Predigt und Ausarbeitung der jährlichen Hirtenbriefe großen Wert gelegt. Ein besonderes Anliegen bildete für ihn die Durchführung der Kommuniondekrete Pius’ X. und insbesondere die Frühkommunion, für deren Förderung er einen Diözesanbeauftragten bestellt und 1928 ein eigenes Sekretariat einrichtete.

Angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Not nach dem ersten Weltkrieg hat Hugo ferner auf den Ausbau der Caritas großen Wert gelegt und 1924 den organisationsgewandten Trierer Priester Alois Strempel zum hauptamtlichen Caritasdirektor ernannt. Strempel hat nicht nur eine Anzahl caritativer Einrichtungen geschaffen, sondern auch maßgeblich die Finanzierung der schwierigen Fundamentierungsarbeiten am Mainzer Dom in die Hand genommen (3,7 Mio. RM), die 1925–28 zur Sicherung der Bausubstanz durchgeführt wurden. Zur Wiedereröffnung des Domes kam 1928 Nuntius Eugenio Pacelli nach Mainz. Trotz der wirtschaftlichen Notzeit hatte Hugo 1923–24 die profanierte Mainzer Karmelitenkirche, die die Stadt ihm zur Verfügung gestellt hatte, wiederherrichten lassen.

Die Diözesansynode von 1926 galt vor allem der Propagierung des Gedankens der Katholischen Aktion, doch hat Hugo auch das traditionelle katholische Vereinswesen unterstützt. Die 1931 gegründete Wochenzeitung „Der Katholik“ sollte nicht nur die Tradition des gleichnamigen Organs aufgreifen, das 1918 eingegangen war, sondern nach des Bischofs Wunsch Organ der Katholischen Aktion sein. Nachdem es eine beachtliche Auflage (60 000) erreicht hatte wurde es 1938 vom nationalsozialistischen Regime unterdrückt. In institutioneller Hinsicht ist ferner die Errichtung von 27 neuen Pfarreien bzw. Kuratien (1921–32) sowie der Bau von 18 Kirchen zu erwähnen.

Größten Wert legte Hugo auf die Pflege des religiösen Lebens im engeren Sinn. Dazu zählte die nach dem Ersten Weltkrieg mögliche Neugründung verschiedener Klöster (Kapuziner: Bensheim, Gernsheim; Benediktiner: Ilbenstadt; Trappisten: Jakobsberg; Dominikaner: Worms; Oblaten: Offenbach, Bingen; Karmeliter und Johannesbund: Mainz). Auch die Pflege der Exerzitien, für die 1934 in Braunshardt ein eigenes Haus errichtet wurde, sowie die Veranstaltung verschiedener religiöser Feiern (1930 Stadtmission in Mainz mit Teilnahme von 47% aller Katholiken; 1933 Internationaler Christkönigskongress) gehören in diesen Zusammenhang. Unmittelbar vor Hugos Tod kam ferner ein neues Diözesangebetbuch heraus, dessen Abschnitte über Gebet, Messe, Kommunion, Ehe und Heilige Stunde Hugo selbst verfasst hatte.

Während der französischen Besetzung der linksrheinischen Gebiete nach dem Ersten Weltkrieg hat Hugo sich gegenüber allen separatistischen Bemühungen strikt zurückgehalten und den wegen der Teilnahme am passiven Widerstand von den französischen Behörden ausgewiesenen Beamten seine Unterstützung gegeben. Die Unvereinbarkeit der nationalsozialistischen Weltanschauung mit dem Christentum hat er früh erkannt und 1929–30 wiederholt die Teilnahme nationalsozialistischer Gruppierungen in Uniform und mit Fahnen an kirchlichen Feiern abgelehnt sowie die Mitgliedschaft von Katholiken in der NSDAP verboten. Von nationalsozialistischer Seite sind daraufhin hemmungslose Pressekampagnen und Aufläufe gegen den Bischof und seinen Generalvikar Mayer inszeniert worden, während die katholische Bevölkerung ihren Bischof 1933–34 in einer Reihe stark besuchter religiöser Feiern ihre Solidarität bekundete (1933 Schlusskundgebung des Christkönigskongresses 10 000 Männer; 1934 Fronleichnamsfeier 14 000 Jugendliche, Männerwallfahrt Marienthal 10 000).

Der physisch leistungsfähige Hugo hat sich nie geschont und persönlich einen kargen Lebensstil geführt. Ende 1934 erkrankte er an einer Venenentzündung, an deren Folgen er am 30. März 1935 in Ludwigshafen starb. Er wurde in der Krypta des Mainzer Domes beigesetzt.

Anton (Philipp) Brück

Text aus: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. Teil: 1785/1803 bis 1945, Berlin: Duncker und Humblot 1983, S. 335–336. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

Weitere Literatur:

  • Hülsbömer, Raphael, Eugenio Pacelli im Spiegel der Bischofseinsetzungen in Deutschland von 1919 bis 1939, 4 Bde., Darmstadt: wbg academic 2019, Bd. 3, S. 313–365.