Lupold (Luitpold) von Scheinfeld (gest. 1217)

1195/96 Elekt von Worms

1195/96–1217 Bischof von Worms

1200–1207 (49.) Elekt von Mainz

 

Aus einem edelfreien fränkischen Geschlecht, das sich nach seiner in der Nähe von Oberscheinfeld bei Neustadt/Aisch gelegenen Stammburg benannte; die Familie verfügte über gute Beziehungen zu den Staufern und ist seit 1146 wiederholt am Königshof nachweisbar; Lupold war verwandt mit dem Speyerer Bischof  Konrad von Scharfenberg; sein Onkel Konrad von Sternberg (1171–92) war Bischof von Worms. Lupold war Inhaber einflussreicher Positionen an fast allen Stiften der Wormser Diözese: seit 1172/73, vielleicht als Nachfolger seines Onkels Konrad, Propst des Kollegiatstifts St. Cyriakus in Neuhausen bei Worms, seit 1174/75 als Propst des Kollegiatstifts St. Peter in Wimpfen und seit 1180 als Domkustos von Worms belegt; 1191/92 Dompropst von Worms; gleichzeitig Inhaber der diesen Propsteien zugeordneten Archidiakonate; bis zu seiner Erhebung zum Bischof Inhaber der Pfarrei Berghaselbach (Wüstung bei Laumersheim, Diözese Worms).

Lupold unterhielt nachweislich seit 1173 Kontakte zu den Staufern; infolge seiner herausragenden Position im Wormser Klerus dürfte er bereits 1192 ein ernsthafter Kandidat für die Nachfolge seines Onkels Konrad auf dem Wormser Bischofsstuhl gewesen sein, jedoch entschied sich Kaiser Heinrich VI. (1169–97) für Heinrich von Maastricht (1192–95); nur kurze Zeit nach dessen Tod am 23. Dezember 1195 wurde Lupold mit Unterstützung des Kaisers zum Nachfolger gewählt; am 8. Januar 1196 erstmals als Elekt belegt; der Zeitpunkt der Konsekration ist nicht bekannt.

Als Bischof setzte Lupold die Politik seiner beiden Amtsvorgänger fort und blieb um ein enges Verhältnis zum staufischen Königtum bemüht. In dem nach dem Tod des Kaisers 1197 einsetzenden Thronstreit unterstützte er von Anfang an die Ansprüche der Staufer gegen ihre welfischen Widersacher und nahm im März 1198 in Ichtershausen bei Erfurt an der Königswahl Philipps von Schwaben teil. Nach dessen Willen sollte Lupold eine wichtige Funktion beim Ausbau der staufischen Bastionen am Ober- und Mittelrhein übernehmen. 1199/1200 übertrug ihm Philipp die seit 1198 vakante Benediktinerabtei Lorsch und entzog sie damit vorerst dem Einfluss des welfischen Pfalzgrafen Heinrich I. von Braunschweig.

Wenige Wochen nach dem Tod des Mainzer Erzbischofs Konrad von Wittelsbach (25. Oktober 1200) postulierte die Mehrheit des Mainzer Domkapitels in Anwesenheit Philipps von Schwaben Lupold zum Nachfolger. Die unterlegene Partei wählte dagegen in Bingen nach Appellation an Papst Innozenz III. Siegfried von Eppstein. Ohne die Stellungnahme des Papstes abzuwarten, entschied Philipp den Streit zugunsten Lupolds und verlieh ihm noch 1200 die Regalien. Innozenz III. kassierte dagegen 1201 die Postulation und verhängte über Lupold und die Anhänger des Staufers den Bann. 1203 folgte Lupolds Absetzung als Bischof von Worms, doch konnte er sich militärisch mit Hilfe der staufischen Partei gegen Siegfried von Eppstein behaupten. Während der folgenden Jahre gelang es diesem nicht, von der Bischofsstadt Mainz Besitz zu ergreifen. Auch die Mainzer Besitzungen in Thüringen wurden 1202–03 zeitweise von Lupold kontrolliert.

Nach einer vergeblichen Romreise zur Lösung vom Kirchenbann 1203 wurde Lupold 1204 von Philipp als Reichslegat nach Italien entsandt und mit der Wahrung der Reichsrechte in Ober- und Mittelitalien und der Rückgewinnung des Königreichs Sizilien beauftragt, wo die Stauferherrschaft 1197/98 zusammengebrochen war. Nach anfänglichen Erfolgen unterlag er 1205 in der Mark Ancona gegen ein vom Kardinalpriester von S. Lorenzo in Lucina, Cinthius (1191–1217), befehligtes päpstliches Heer.

Die Abberufung Lupolds aus Italien im Herbst 1205 deutete auf den von staufischer Seite inzwischen angestrebten Ausgleich mit dem Papst hin. Auf einem Augsburger Hoftag wurde 1207 ein Kompromiss zur Beendigung des Mainzer Schismas geschlossen: Lupold musste auf das Erzstift verzichten und versprechen, innerhalb von vier Wochen nach Rom zu reisen. Dafür wurde er vom Bann gelöst und durch die päpstlichen Legaten wieder als Bischof von Worms eingesetzt. Während seiner Romfahrt wurde er in eine Auseinandersetzung toskanischer Städte verwickelt. Da er bis zur Ermordung Philipps von Schwaben (21. Juni 1208) noch nicht am päpstlichen Hof eingetroffen war, wurde er erneut exkommuniziert und Erzbischof Siegfried von Eppstein mit der Verwaltung des Bistums Worms beauftragt.

Nach dem Tod Philipps blieb Lupold Parteigänger der Staufer und konnte während der Regierung des Welfen Otto IV. sein Bistum nicht betreten; vermutlich hielt er sich bei Philipps Neffen Friedrich II. im Königreich Sizilien auf. Erst dessen Einzug im Reich (1212) ermöglichte ihm die Rückkehr in seine Diözese. Für seine Verdienste an der staufischen Sache privilegierte ihn Friedrich II. Häufige Aufenthalte Friedrichs II. in Worms unterstrichen auch während der folgenden Jahre Lupolds hervorragende Beziehungen zum Stauferkönig, für den er 1214–17 erneut als Reichslegat erfolgreich in Apulien wirkte.

Wie schon seine Amtsvorgänger konnte Lupold wegen der häufigen Inanspruchnahme durch den Reichsdienst die Herrschaft über seine Bischofsstadt oft nicht persönlich ausüben. Das so entstehende Machtvakuum füllte ein seit 1180 nachweisbares Friedensgericht aus 40 Mitgliedern, das – zunächst offensichtlich in Einvernehmen mit Lupold – Aufgaben der städtischen Verwaltung übernahm und spätestens seit 1198 als Rat der Stadt fungierte. Seine Stellung wurde während Lupolds Exil durch den von der Stadt 1208 als König anerkannten Otto IV. weiter gestärkt.

Die territoriale Entwicklung des Wormser Hochstifts verlief unter Lupold bis auf den Erwerb der Vogtei über Dirmstein (1196) verlustreich. Der benachbarten Pfalzgrafschaft gelang es, über die Hochstiftsvogtei ihre Stellung im Umfeld von Worms zu erweitern und so alle Ansätze zu einem territorialen Ausbau des Hochstifts zu ersticken. Den Ausgangspunkt der pfalzgräflichen Expansion am unteren Neckar bildete das auf Wormser Boden gegründete Heidelberg. Weiter östlich verstärkte die Schutzherrschaft über das durch die Wormser Bischöfe gegründete Zisterzienserkloster Schönau den Einfluss des Pfalzgrafen im Lobdengau. Der staufisch-welfische Thronstreit beeinträchtigte um die Jahrhundertwende die pfälzische Position, da Lupold als Exponent der staufischen Partei zeitweise neben dem Erzstift Mainz auch die ebenfalls im Lobdengau begüterte Abtei Lorsch in seiner Hand vereinigte. Doch Lupolds Verbannung veränderte die Situation wieder zugunsten der Pfalzgrafen. Nach seiner Rückkehr verfügten diese über große Wormser Güterkomplexe. Dem Wormser Hochstift blieb im Lobdengau – neben einigem Streubesitz – Ladenburg, das Zentrum der wormsischen Ministerialität. Ähnlich verlief die Entwicklung im Raum Wimpfen. Die Gründung der Stadt Wimpfen (am Berg) durch die Staufer zielte am Beginn des 13. Jahrhunderts auf Verdrängung des bischöflichen Einflusses aus diesem östlichen Vorort der Diözese.

Rastlose Tätigkeit im Dienst der staufischen Politik und häufige Abwesenheit ließen Lupold nur wenig Zeit, seinen kirchlichen Pflichten nachzukommen; gestorben am 17. Januar 1217 als Reichslegat an einem nicht überlieferten Ort in Apulien; Grab: unbekannt.

Burkard Keilmann

 

Text aus: Gatz, Erwin (Hrsg), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Teil: 1198 bis 1448, unter Mitw. von Clemens Brodkorb, Berlin: Duncker und Humblot 2001, S. 860–862. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

Eine Abbildung von Lupold beziehungsweise eines Denkmals ist nicht überliefert.