Peter von Aspelt (Aichspalt) (1240/45–1320)

1297–1306 Bischof von Basel

1306–1320 56. Erzbischof von Mainz

 

Geboren um 1240/45 in Trier; seine Eltern waren einfacher Herkunft, sind aber nicht bekannt; als sein Vater wurde gelegentlich Gebhard, seit 1250 Bürger in Trier, bezeichnet, ein aus dem Luxemburgischen stammender Ministeriale; ein Bruder hieß Paulin; Peters Neffe Wilhelm wurde 1314 Mainzer Domherr und Propst des Stiftes St. Bartholomäus in Frankfurt. Seine erste Ausbildung erhielt Peter in Trier, wohl am Stift St. Simeon, wo er später Scholaster wurde; Studium in Bologna, 1261 in Padua; später in Paris, wo er als tüchtiger Magister der Philosophie und der Medizin bezeichnet wird; 1280 Inhaber geistlicher Pfründen in Riol, Birthingen und Trier; 1286 Leibarzt und Hofkaplan König Rudolfs von Habsburg; Inhaber einer Kirche in Bettingen (Diözese Trier); Propst des Stiftes St. Martin in Bingen; Domherr von Mainz, 1289 von Trier und Speyer; erhielt gegen den Widerstand des Domkapitels durch päpstliche Kollation die Trierer Dompropstei; 1289 als Protonotar von König Rudolfs Schwiegersohn, König Wenzel II. von Böhmen, in Prag; erhielt weitere Kanonikate in Wyschehrad bei Prag, in Prag und Breslau; 1296–1306 Kanzler von Böhmen und Inhaber der mit diesem Amt verbundenen Propstei des Stiftes St. Peter und Paul auf dem Wyschehrad; Herzog Albrecht I. von Österreich übertrug ihm 1296 die Pfarrei St. Stephan in Wien; schließlich erhielt Peter noch eine Pfründe in Maastricht.

Am 31. März 1297 von Papst Bonifaz VIII. zum Nachfolger des nach Mainz transferierten Basler Bischofs Peter Reich von Reichenstein ernannt, nachdem die beiden aus der Kapitelswahl hervorgegangenen Kandidaten Berthold von Rüti und Lüthold von Röteln die päpstliche Bestätigung nicht erhalten hatten; Konsekration durch den Kardinalbischof von Porto e S. Rufina Matthäus de Aquasparta OFM (1291–1302). Peter kam erst 1304 nach Basel, nachdem König Wenzel II. gestorben war und König Wenzel III. andere Ratgeber bestellt hatte. Peter regierte bis dahin das Bistum und Hochstift aus der Ferne und erließ 1297 und 1299 Synodalstatuten sowie weitere Verfügungen und Erlasse. Für das Hochstift erwarb er Liestal und Neu-Homberg. 1304 wurde er auf einer diplomatischen Mission nach Frankreich in Schwaben gefangengesetzt und später freigekauft.

Obwohl sich Papst Bonifaz VIII. 1300 die Neubesetzung des Erzbistums Mainz vorbehalten hatte, schritt das Domkapitel nach dem Tod Erzbischof Gerhards von Eppstein am 4. Juli 1305 zur Wahl. Dabei entschied sich ein Teil der Domherren für den vom eigens nach Mainz gekommenen König Albrecht favorisierten Domscholaster und späteren Bischof von Worms, Emicho von Schöneck, ein anderer Teil dagegen für Emercho von Sponheim, den Kandidaten der nassauischen Opposition. Von Bordeaux aus verwarf Papst Clemens V. die Wahl. Graf Heinrich von Luxemburg (1274–1313), der damals aus haus- und territorialpolitischen Gründen eng mit Frankreich verbündet war, warb durch Vermittlung des französischen Königs Ludwig IV. für die Kandidatur Peters. Clemens V. transferierte diesen wohl am 10. November 1306 von Basel nach Mainz. Dort gab es keinen Widerspruch. Im März 1307 nahm Peter das Erzbistum in Besitz und bestätigte der Stadt Mainz ihre Privilegien. Am 15. April 1307 belehnte König Albrecht I. Peter mit den Regalien.

Peters Regierung war vor allem von reichspolitischen Unruhen geprägt. Nach der Ermordung König Albrechts 1308 wurde auf Betreiben Peters hin einstimmig Heinrich von Luxemburg zum Nachfolger gewählt. Die Krönung durch den Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg erfolgte 1309 in Aachen im Beisein von Peter. Am 10. Juni 1310 bestätigte König Heinrich Peter als Erzkanzler. Beide nutzten die Unzufriedenheit des böhmischen Adels mit dem seit 1306 an Stelle des verstorbenen Königs Wenzel III. regierenden Heinrich von Kärnten, erwirkten dessen Absetzung und verschafften dessen Sohn Johann von Luxemburg die Nachfolge. Peter nahm 1311 im Prager Veitsdom die Krönung Johanns und seiner Gemahlin Elisabeth von Böhmen († 1330) vor, nachdem er zuvor in Speyer die Trauung des Königspaares vorgenommen hatte. Das Dankeszeichen des Königs für die Krönung waren der berühmte, in Mainz aufbewahrte goldene „Martinssessel“ und das in ein kostbares Reliquiar eingefasste Haupt der hl. Margarethe.

Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VII. 1313 versuchten Peter und der Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg vergeblich, den böhmischen König Johann als Nachfolger durchzusetzen, so dass es 1314 zur verhängnisvollen Doppelwahl kam. Peter befand sich unter jenen Fürsten, die vor den Toren Frankfurts Herzog Ludwig IV. von Bayern wählten, dessen Krönung Peter im November vornahm.

Die Einheit des Reiches erlebte Peter nicht mehr. Erfolgreich war Peter als Landes- und Territorialpolitiker. Er gewann verlorengegangene Zölle zurück, förderte den Handel in Mainz, schloss 1317 einen Landfrieden und befriedete die von Hungersnöten und sozialen Spannungen geplagte unruhige Stadt Mainz. Beachtenswerte Ergebnisse erbrachten die unter ihm 1310 und 1318 in Mainz durchgeführten Provinzialkonzilien. 1316 erließ Peter Statuten für die Orden. Behutsam setzte er die vom Papst verordnete Aufhebung des Templerordens durch. 1311 weihte er das wiederaufgebaute Mariagredenstift mit seiner prachtvollen gotischen Kirche ein; im Rheingau stiftete er ein Kartäuserkloster. Er förderte den von ihm nach Mainz geholten Minnesänger und Theologen Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob († 1318). Energisch und tatkräftig, freigebig, weitsichtig und klug im Rat, verschaffte Peter seinem Bistum hohes Ansehen.

Gestorben am 5. Juni 1320 in Mainz; Grab: Mainzer Dom.

Friedhelm Jürgensmeier

 

Text aus: Gatz, Erwin (Hrsg), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Teil: 1198 bis 1448, unter Mitw. von Clemens Brodkorb, Berlin: Duncker und Humblot 2001, S. 406–407. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.