Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads (1573–1629)

1617–1629 Bischof von Worms

1627–1629 81. Kurfürst-Erzbischof von Mainz

 

Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads wurde am 8. September 1573 als ältestes von 16 Kindern des kurtrierischen Amtmannes Dietrich von Greiffenclau zu Vollrads und der Apollonia von Reiffenberg auf der väterlichen Burg geboren. Ein Großonkel war der Trierer Erzbischof Richard von Greiffenclau zu Vollrads. Das ursprünglich nach dem rheingauischen Ort Winkel genannte Ministerialengeschlecht der Vollrads hatte sich im 13. Jahrhundert den Beinamen Greiffenclau zugelegt und führte nach dem Bau ihrer Burg seit dem 14. Jahrhundert die Bezeichnung Greiffenclau von Vollrads.

Für den Klerikerstand bestimmt, wurde Greiffenclau 1580 in der Mainzer Allerheiligenkapelle von Weihbischof Stephan Weber tonsuriert und erhielt eine erste Pfründe am Kollegiatstift in Bleidenstadt, die er 1587 resignierte. Durch Resignation seines zum Erzbischof von Trier gewählten Taufpaten Johann von Schönenberg erhielt er 1582 eine Domherrenpfründe in Speyer. 1585 wurde er durch Provision seines zweiten bischöflichen Paten Georg von Schönenberg Domizellar am Domstift zu Worms, 1586 an dem zu Trier. Die Trierer Dompfründe resignierte er 1587 zugunsten seines Bruders Johann. In Mainz erhielt er 1587 eine Dompfründe und trat die prima residentia an. Die Aufnahme ins Speyerer Domkapitel erfolgte 1594, in das von Worms 1595 und in das von Mainz 1598. 1595 wurde er in Worms auf Vorschlag des Bischofs Domkantor. Er resignierte die Prälatur 1602. In einer Bulle Papst Pauls V. ist er 1605 erstmals als Wormser Dompropst bestätigt. Diese Prälatur resignierte er 1616. Das Mainzer Domkapitel wählte ihn 1601 zum Scholaster und 1604 zum Propst. Die Mainzer Propstei, die er 1627 resignierte, war anfänglich umstritten, da aufgrund einer päpstlichen Provision auch Eitel Friedrich von Hohenzollern Anspruch erhob. Für die Dompropstei in Speyer erhielt Greiffenclau 1622 vom Papst ein Wählbarkeitsbreve. 1625 zum Speyerer Dompropst gewählt, behielt er diese Pfründe durch das päpstliche Privileg von 1627 bis zu seinem Tod bei. Außer seinen domstiftischen Pfründen und Würden besaß er eine Vikariatspfründe am Marienaltar des Mainzer Domes, auf die er 1587 verzichtete, durch erzbischöfliche Provision von 1601 eine Stiftspfründe an St. Alban in Mainz, wo er seit 1603 Kapitular und Kustos war, und ab 1602 ein Kanonikat an St. Viktor in Weisenau vor Mainz.

Seine gymnasiale Ausbildung erhielt er zunächst wohl bei den Jesuiten in Mainz. 1588 stellten ihn das Speyerer und das Mainzer Domkapitel für ein zweijähriges Studium in Würzburg, Trier oder Pont-à-Mousson frei. Er entschied sich für Trier, ließ sich am dortigen Jesuitenkolleg 1588 in der vierten Klasse (poetica) einschreiben, musste die Stadt wegen Seuchengefahr jedoch bereits im Dezember wieder verlassen und immatrikulierte sich 1589 in Würzburg. Dort wohnte er im Kilianeum und schloss sich unter dem Einfluss der Jesuiten der Marianischen Kongregation an. Ab 1590 studierte er erneut kurzfristig in Trier, ging dann nach Rom und wurde dort 1590 für ein zweijähriges Philosophie- und Theologiestudium ins Germanicum aufgenommen. Er verließ jedoch wenige Monate später die Ewige Stadt und immatrikulierte sich 1591 für das Studium der Rechte in Siena. Seine dort erlangten Zeugnisse legte er 1592 dem Speyerer Domkapitel vor. Er musste sofort eine erneute Residenz 1592 absolvieren, weil er wegen grundlosen Verlassens des Germanicums vom Domkapitel suspendiert worden war. 1593–94 studierte er in Pont-à-Mousson. Nach Mainz zurückgekehrt, erhielt er durch Weihbischof Weber 1594 die Minores und die Subdiakonatsweihe. Danach dürfte er bis September 1601 vornehmlich in Speyer gewohnt haben.

Dann begleitete er Erzbischof Johann Adam von Bicken auf seiner Huldigungsreise durch das Oberstift und siedelte im Januar 1602 nach Mainz über. 1602/04 war er domstiftischer Fabrikmeister. Unter Erzbischof Bicken war er laut Aussage von Weihbischof Ambrosius Seibaeus 1602/04 auch Präses des erzbischöflichen Rates. 1603 wurde er Mitglied der Visitationskommission für das Eichsfeld. 1604 ernannte ihn Erzbischof Johann Schweikard von Kronberg zum Kämmerer der Stadt Mainz (bis 1615). Er gehörte 1606 zur domkapitelschen Delegation bei der Huldigungsreise Schweikards von Kronberg und vertrat diesen 1610 bei seiner Abwesenheit ein halbes Jahr als Statthalter. Mehrfach wurde er mit diplomatischen Missionen betraut, im Dienste der Liga, als Repräsentant des Domkapitels, so 1612 bei der Wahl und Krönung von Kaiser Matthias II. oder als Begleiter des Kurfürsten, so 1613 zum Regensburger Reichstag, wo er bei der feierlichen Übertragung der Reichslehen und Regalien offizieller Sprecher des Erzbischofs war.

Am 15. September 1616 wählte ihn das Wormser Domkapitel zum Nachfolger des am 7. Juli 1616 verstorbenen Bischofs Wilhelm von Effern. Die römische Kurie bestätigte die Wahl am 31. Juli 1617. Die Investitur mit den Reichsregalien durch Kaiser Ferdinand II. erfolgte am 3. März 1621. Am 15. August 1617 empfing Greiffenclau die Diakonatsweihe und am 8. September 1618 durch Weihbischof Weber in Mainz die Priesterweihe. Am 6. Februar 1619 stellte ihm Paul V. ein Breve eligibilitatis für ein weiteres Bistum aus. Als Bischof von Worms mühte Greiffenclau sich um den Wiederaufbau und die Festigung des infolge der Reformation kaum noch lebensfähigen Bistums und Hochstifts. Mit kaiserlicher und päpstlicher Unterstützung setzte er die Restitution des St. Cyriacusstiftes bei Worms durch.

Am 20. Oktober 1626 wählte ihn auch das Mainzer Domkapitel zum Erzbischof. Nuntius Pier Luigi Carafa wohnte der Wahl bei und führte vom 21. bis 26. Oktober 1626 den Informativprozess durch. Die römische Konfirmation erfolgte am 28. April 1627. Am 15. August 1627 wurde Greiffenclau in der Aschaffenburger Stiftskirche durch die Weihbischöfe Seibäus und Weber konsekriert. Beide überreichten ihm auch das Pallium. Die Gewährung der Reichslehen und Regalien erfolgte am 4. November 1626.

Am 8. November 1626 schloss Greiffenclau einen Freundschafts- und Beistandsvertrag mit den Bischöfen von Trier und Speyer. Als Kurfürst, Erzkanzler und Mitdirektor der Liga war Greiffenclau in die reichspolitischen und militärischen Belange eng eingebunden. Auf seine Initiative kamen die Bundestage der Liga 1627, 1628 und 1629 zustande. Mehrfach führte er dabei Klagen über Wallenstein, dessen Truppen das erzstiftische Eichsfeld belasteten. Er forderte Wallensteins Abberufung und drängte auf Friedensverhandlungen. Dabei galt ihm die Unantastbarkeit des Kaisers als unumstößlich. Er förderte, stets in grundsätzlicher Solidarität mit den katholischen Reichsständen, die Bestrebungen, die zum kaiserlichen Restitutionsedikt von 1629 führten und wurde für den kurrheinischen Kreis zu dessen Exekutor bestimmt.

Territorialpolitisch vermochte er nur wenige Akzente zu setzen. Als nützlich erwies sich die von ihm angeordnete neue Landerfassung. 1627 begann er mit dem Bau des neuen kurfürstlichen Schlosses in Mainz. Bis 1629 war das Erdgeschoß fertiggestellt. Kirchenpolitisch setzte Greiffenclau die reformerische und gegenreformatorische Mainzer Linie fort. Er stand den Jesuiten nahe, mit denen er sich durch den Affiliationsbrief von 1627 eng verbunden wusste, ließ 1628 in Mainz ein umfangreiches tridentinisch geprägtes Gesangbuch drucken und 1628 durch Weihbischof Christoph Weber eine größere Firm- und Visitationsreise durchführen. Der als fromm, haushälterisch und zielstrebig charakterisierte, jedoch nicht immer weitsichtige Greiffenclau starb am 6. Juli 1629. Er wurde im Dom zu Mainz beigesetzt. Der Jesuit Reinhard Ziegler hielt ihm die Leichenrede.

Friedhelm Jürgensmeier

 

Text aus: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. Teil: 1448 bis 1648, unter Mitw. von Clemens Brodkorb, Berlin: Duncker und Humblot 1996, S. 237–239. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.