Mit Karl Lehmann wurde ein deutscher Hoffnungsträger zum Kardinal

Datum:
So. 28. Jan. 2001
Von:
Bistum Mainz

Mit dem Mainzer Bischof Karl Lehmann hat Papst Johannes Paul II. einen nicht nur im deutschen Sprachraum hoch angesehenen Theologen in das Kardinalskollegium berufen. In den grundlegenden Fragen von Kirche und Gesellschaft wie auch zu aktuellen Problemen hat Lehmann richtungsweisende Antworten gegeben. Immer wieder sucht er das Gespräch mit den unterschiedlichen Gruppen, um den tragfähigen Grund gemeinsamer Werte in der Gesellschaft zu festigen.

So gilt Karl Lehmann vielen als glaubwürdiger Zeuge eines zeitnahen, an der Sorgen der Menschen orientierten, zukunftsoffenen und ermutigenden Christentums. Ebenso ist Lehmann seit Jahrzehnten ein wichtiger Partner im ökumenischen Gespräch und besticht darin durch sein drängendes Engagement ebenso wie durch seine Sachkompetenz, seine Weitsicht und seinen nüchternen Realitätssinn. Dabei ist er durch seine Verständnisfähigkeit und sein herzliches Auf-den-Anderen-Zugehen-Können wie kaum ein anderer ein Mann des Dialogs auf vielen Ebenen. Als Bischof von Mainz (seit 1983) und als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (seit 1987) ist Karl Lehmann unermüdlich auf Verständigung und Einheit bedacht. Diese Gabe der Versöhnung von Gegensätzen ohne den eigenen Standpunkt preiszugeben, kam besonders zum Tragen bei der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, im ökumenischen Gespräch und bei einer Vielzahl von schwierigen Fragen in Kirche und Gesellschaft.

Ihm geht es immer und vor allem um die Einheit des christlichen Zeugnisses und des christlichen Dienstes in einer pluralen sich immer mehr zersplitternden Gesellschaft. Sein Wahlspruch als Bischof "Steht fest im Glauben" ist seine Antwort auf die vielfältigen Herausforderungen der modernen Welt.1993 veröffentlichte Bischof Lehmann einen Sammelband mit dem Titel "Glauben bezeugen – Gesellschaft gestalten". Für ihn gehört beides "zwar unterscheidbar, aber nicht trennbar" spannungsvoll zusammen. Aus der gleichen Motivation heraus hat er auch in seinem neuen Buch "Es ist Zeit, an Gott zu denken" zu kirchlichen, gesellschaftspolitischen und ethischen Fragen Stellung bezogen.

Karl Lehmann wurde am 16. Mai 1936 in Sigmaringen geboren. Nach dem Studiu,m der Philosophie und Theologie in Freiburg i. Br. und Rom wurde er am 10. Oktober 1963 durch Kardinal Julius Döpfner in Rom zum Priester geweiht. Die enge Beziehung zu Döpfner, mit dem er jahrelang vertrauensvoll zusammen gearbeitet hat, wird darin sichtbar, dass Lehmann den Bischofsring Döpfners trägt. Lehmann erlebte das II. Vatikanische Konzil aus nächster Nähe und folgte dem Konzilstheologen Karl Rahner SJ 1964 als wissenschaftlicher Assistent nach München und 1967 nach Münster. Neben Karl Rahner gehören u.a. Peter Henrici, Bernhard Welte, Hans Urs von Balthasar, Henri de Lubac, und Yves Congar zu seinen theologischen Lehrern.1968 wurde Lehmann Professor für Dogmatik in Mainz und lehrte von 1971 bis 1983 Dogmatik und Ökumenische Theologie in Freiburg.

Von 1974 bis 1984 war Lehmann Mitglied der Internationalen Theologenkommission in Rom. Die hohe Anerkennung als Theologe spiegelt sich auch in seiner Mitgliedschaft im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen, dem er von 1969 angehörte, seit 1975 als wissenschaftlicher Leiter und seit 1989 in der Nachfolge von Kardinal Volk als Vorsitzender von katholischer Seite.. Großes Gewicht hatte auch Lehmanns Mitarbeit im Evangelisch-Lutherischen/Römisch-Katholischen Gespräch. zwischen dem Luthereischen Weltbund und dem vatikanischen Sekretariat für die Einheit der Christen. Johannes Paul II. berief Lehmann 1986 in die Römische Glaubenskongregation und nach zwei Amtsperioden 1998 in die Römische Bischofskongregation. In Würdigung seiner außerordentlichen Fähigkeiten berief ihn der Papst 1991 zum Sondersekretär der Europa-Synode in Rom und 1993 zum Vizepräsidenten des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Karl Lehmann ist ein Mann des geschriebenen, gesprochenen und gelebten Wortes. Als Mann der Bücher hat er die Bibel als Wort des lebendigen Gottes in seinem Bischofswappen.