Rund 300 Gläubige aus dem Bistum Mainz beim Konsistorium der Kardinäle in Rom

Datum:
Do. 22. Feb. 2001
Von:
Bistum Mainz

Rom/Mainz. Für die rund 300 Frauen und Männer, die aus dem Bereich des Bistums und der Stadt Mainz zum Kardinalskonsistorium nach Rom gereist sind, erreichte die Freude über die Erhebung des Mainzer Bischofs und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Karl Lehmann, eine neue Dimension. Beim Konsistorium am Mittwoch, 21. Februar, und bei der feierlichen Papstmesse am Fest Petri Stuhl, am Donnerstag, 22. Februar, auf dem Petersplatz, mit den 44 neuen Kardinälen aus 27 Ländern, waren viele von ihnen, wie sie berichteten, tief davon bewegt, hier Weltkirche zu erleben.

Zu ihnen gehörte der Mainzer Weihbischof Wolfgang Rolly, der auch die hervorragende Planung und Organisation der Feiern lobte. Kanzleichef Gerold Jouaux sagte, die Weltkirche komme dadurch zum Ausdruck, dass so viele verschiedene Sprachen auf dem Petersplatz zu hören waren. "Und dann haben wir alle gemeinsam das Vater Unser auf lateinisch gesungen", fügte er hinzu. "Mich beeindruckt vor allem das Erlebnis der Universalität und das Heitere, in dem so viel Freude zum Ausdruck kommt", bekannte Finanzdirektor Thomas Karst. Ähnlich äußerte sich die kleine Delegation aus dem St. Vinzenz- und Elisabeth-Hospital mit Verwaltungsdirektor Dieter Plum, der MAV-Vorsitzenden Karin Schulz und Christine Müller. Positiv gestimmt war auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Peter Steinacker. Er habe von seiner Kirche sehr viele Gratulationen auf die Reise nach Rom mitbekommen. Vor 50 Jahren wäre das noch nicht möglich gewesen.

Die Sekretärin von Bischof Lehmann, Agathe Hitzel, die schon Kardinal Volk einige Jahre als Sekretärin gedient hatte, berichtete: "Unser Bischof hat gestrahlt wie immer." Für sie und viele andere war es erfreulich, wie sich die neuen und alten Kardinäle nach dem Konsistorium herzlich umarmt haben und sichtbar wurde, dass Kardinal Lehmann "mit offenen Armen" in das Kollegium der nunmehr insgesamt 184 Kardinäle aufgenommen wurde. Kardinal Lehmann wurde später gefragt, was ihm Papst Johannes Paul II. ins Ohr geflüstert habe, als er ihm das rote Kardinalsbirett überreichte. Er habe ihm in deutscher Sprache gesagt: "Nehmen sie viele Segensgrüße mit nach Deutschland und nach Mainz."

Die einzelnen Nationalitäten- bzw. Bistumsgruppen feierten jeweils "ihren" neuen Kardinal mit lautem Rufen und Beifall. Etliche Gruppen schwenkten dabei auch kleine Fähnchen. "Schade, dass wir Mainzer keine Fähnchen dabei hatten", bedauerte Stadtratsmitglied Joachim Moerschel. Bischofsvikar Martrin Luley sprach vielen aus der Seele, als er sagte: "Die Erhebung Lehmanns zum Kardinal war längst fällig." Der Vorsitzende des Mainzer Dombauvereins, Anton Issel, fand das Konsistorium so großartig wie das sonnige Wetter, mit dem Rom an diesen Tagen beschenkt wurde.

Der Münchener Homiletiker Prof. Dr. Ludwig Mödl, der zusammen mit Bischof Lehmann die "Mainzer Gespräche" zwischen Bischöfen und Theologieprofessoren des deutschen Sprachraums moderiert, teilte die Begeisterung über die Feier des Konsistoriums. Zugleich gab er zu bedenken, dass mit einer solchen Feier ein "Scheck" ausgestellt werde, der durch die pastorale Praxis der Kirche gedeckt sein müsse. Die Kirche müsse in der Gesellschaft mehr vordenken und beeinflussen. Diese Hoffnung verbinde er mit den neuen deutschen Kardinälen.

Aus alter Verbundenheit mit Karl Lehmann ist auch der Freiburger Domkapitular Hermann Ritter nach Rom gekommen. Er war einmal geistlicher Rektor des Gymnasialkonvikts St. Fidelis in Sigmaringen und Pfarrer der Gemeinde St. Fidelis, zu der die Eltern Lehmanns gehörten. Ritter erlebte Karl Lehmann selbst nicht mehr im Konvikt, aber seit jener Zeit ist die enge Verbindung nicht abgerissen. Für Ritter ist die Erhebung Lehmanns zum Kardinal die Abrundung einer Geschichte, die mit dem begabten Schüler und großartigen Theologen begonnen hat und zum Bischof von Mainz und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz führte. Ritter wies darauf hin, dass zwei der drei oberrheinischen Bischöfe, Walter Kaspar und Karl Lehmann, die sich vor einigen Jahren gemeinsam in Rom für die wiederverheirateten Geschiedenen eingesetzt haben, nun zu Kardinälen wurden.

Gratulationen in der Benediktionsaula

Bei den Gratulationen am Mittwochnachmittag in der Benediktionsaula des Vatikanischen Palastes waren Kaspar und Lehmann von besonders vielen Besuchern umdrängt, die ihre Freude und Verbundenheit zum Ausdruck bringen wollten. Zu Kardinal Lehmann kamen auch viele einzelne und Gruppen aus anderen Diözesen, auch viel Prominenz aus Kirche und Politik. Im Lauf der zwei Stunden schüttelten viele hundert Menschen Kardinal Lehmann die Hand, unter ihnen Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano, die Kardinäle Frantisek Macharski, Krakau, Miloslav Vlk, Prag, Vinko Puljic, Sarajewo, Friedrich Wetter, München, und Godfried Danneels, Brüssel, der rheinland-pfälzische Finanzminister Gernot Mittler ebenso wie Ministerpräsident Erwin Teufel, Stuttgart, NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement, die Bayrische Kultusministerin Monika Hohlmeier, der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel und Bürgermeister Norbert Schüler. Das Gedränge war so gewaltig, dass der Sekretär von Kardinal Lehmann, Pfarrer Udo Bentz, alle Mühe hatte, noch für einen einigermaßen geregelten Ablauf zu sorgen.

Abend der Deutschen Bischofskonferenz

Sofort danach musste Kardinal Lehmann zu einem Pressegespräch ins Hotel Columbus in der Nähe des Petersdomes, wo anschließend auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz ein Essen für alle in Rom weilenden deutschen Kardinäle stattfand. Der stellvertretende Vorsitzende, Bischof Heinrich Mussinghoff, Aachen, erklärte, die Erhebung von vier Deutschen zu Kardinälen sei Ausdruck einer besonderen Wertschätzung der deutschen Kirche um die Theologie, die Ökumene und ihr weltkirchliches Engagement. An der Begegnung nahmen u.a. auch der Erzbischof von Warschau, Kardinal Josef Glemp, der Prager Erzbischof Kardinal Miloslav Vlk, der Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Manfred Kock, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Prof. Dr. Hans Joachim Meyer teil. Lehmann erklärte in einem Schlusswort, für ihn gebe es keinen Zweifel, dass der Papst durch die Ernennung der deutschen Kardinäle einen besonderen Akzent setzen wollte. Das breite Echo zeige, dass diese Geste des Wohlwollens verstanden wurde. "Wir haben dem Papst dafür zu danken", bekräftigte er. Die Ernennung sei die Einladung zu einem vertieften Miteinander und Hinweis auf die weltkirchliche Verantwortung des internationalen Kardinalskollegiums. (sk)