Schmuckband Kreuzgang

Zwei besondere Monate

Nachrichten aus Prizren von meinem Freiwilligendienst im März und April

Cam3_Moschee (c) C. v. Bischoffshausen
Datum:
Di. 31. Mai 2022
Von:
Autor: Camilla v. Bischoffshausen; Redaktion: Isabelle Tölg

Es ist schon etwas her, seitdem ich das letzte Mal von meiner Arbeit aus dem CONCORDIA Tranzit Centre in Prizren, Kosovo berichtet habe. 

Der Winter war grau, kalt und sehr eintönig. Auch im Kosovo machte Corona uns das Leben schwer; es erwischte mich im Januar und ich blieb 12 Tage in Quarantäne.  Somit gibt es nicht wirklich viel mehr über die Wintermonate zu sagen, meinen Tagesablauf zu dieser Zeit finden Sie im ersten Blogeintrag. 

Seminar in Serbien mit anderen Freiwilligen

Beginnen möchte ich also Anfang März mit einer Reise nach Serbien, um genauer zu sagen Novi Sad, wo das ein Seminar stattfand mit 20 anderen deutschen Freiwilligen, die gerade im Balkan arbeiten.

Das Ganze ging acht Tage lang und war eine wirklich tolle Erfahrung. Sich vertieft mit Themen wie Kultur, Rassismus und Konfliktlösung zu beschäftigen gab uns eine objektivere Sicht auf unsere Arbeit und hat mir sehr geholfen, die nächsten sechs Monate zu planen und nahbar zu machen.

Der Fastenmonat Ramadan

ann kam der April und somit auch Anfang des Fastenmonats Ramadan (oder hier: Ramazan); ein intensiver Monat für die kosovarische Bevölkerung, die aus 95% Muslimen besteht, und wir (meine Mitfreiwillige Agathe und ich) mitten drin. 

Wir hatten etwas leichtsinnig zugesagt, den Ramadan doch mitzumachen um somit am eigene Leib zu erfahren, was die Menschen durchleben. Wir besorgten uns eine Tabelle mit den sogenannten „Iftar-Zeiten“, also dem Fastenbrechen nach Sonnenuntergang und ließen uns auf die Erfahrung ein. 

Besonders die ersten Tage waren hart, wir waren müde, hungrig und durstig, was zu einer allgemeinen schlechten Laune führte. Unsere Geduld war wie ein dünner Faden, der bei dem kleinsten Konflikt zu spannen schien und bei den täglichen Herausforderungen zu reißen drohte. 

Doch zu meinem Erstaunen gewöhnte sich mein Körper wahnsinnig schnell an die geänderten Essenszeiten und es fiel mir von Tag zu Tag leichter. Der Fastenmonat endet mit dem Fest „Bajram“, welches drei Tage lang geht. Wir durften es mit den Roma erleben, indem wir von Haus zu Haus gingen und jedem gratulierten.

Ostern im April

Cam3-Pferd (c) C. v. Bischoffshausen

Natürlich war im April noch Ostern, doch um ehrlich zu sein, schenkten wir dem Fest nicht mehr Aufmerksamkeit als jeden anderen Sonntag, außer dass wir in die Ostermesse gingen und danach gemütlich zusammen frühstückten. 
Trotzdem muss man sagen, dass Prizren im April ein Ort des Glaubens wurde, da man in der eher engen Altstadt eine große Moschee, eine orthodoxe Kirche und eine katholische Kirche findet. Somit feierten die Muslime Bajram, die Katholiken Ostern und die Orthodoxen feierten ebenfalls Ostern, dies aber nicht zur gleichen Zeit wie die Katholiken. Der April war somit ein Monat des Glaubens und der Spiritualität und wird mir rückblickend in besonderer Erinnerung bleiben. Diese gelebte Vielfalt der Religionen ist mir in Deutschland nie so sehr aufgefallen und hat mir vor Augen geführt, wieviele Gemeinsamkeiten es doch gibt und wie absurd doch ein Hass aufgrund von verschiedenen Religionen ist. 

Cam3_Gitter (c) C. v. Bischoffshausen