35 Stunden Kulturkirche

Unbezahltes Ehrenamt!

Thomas Münchberg, Ingeborg Stephan-Kesper und Volker Berger genießen die Sonnenstrahlen in einem kurzen Moment der Pause während des Kreisberatungssingen des Sängerkreis Gießen (c) Förderverein St. Thomas Morus e.V.
Thomas Münchberg, Ingeborg Stephan-Kesper und Volker Berger genießen die Sonnenstrahlen in einem kurzen Moment der Pause während des Kreisberatungssingen des Sängerkreis Gießen
Datum:
Do. 25. Mai 2023
Von:
Jakob Handrack

Manche Wochenenden haben es in sich. Zum Beispiel jüngst in der Kulturkirche St. Thomas Morus. Parallele Anfragen führen dann oft zu einer Kumulation von Aktivitäten und Veranstaltungen. Die Spontanität und Offenheit des ehrenamtlich aktiven Vorstands des Fördervereins Kulturkirche St. Thomas Morus e.V. macht es dann aber in aller Regel möglich, diese Anfragen zur Zufriedenheit aller Beteiligten, Aktiven, Künstlerinnen und Künstlern, Besuchern und Gästen mit viel Engagement zu meistern. Dies liegt vor allem an dem hohen Maß an Idealismus und Leidenschaft, die die Mitglieder des Fördervereins mittlerweile seit 10 Jahren für die gemeinsame Sache aufbringen. Der Beweis: ehrenamtliche Motivation ist unbezahlbar.

Mit Charme und Witz

Verzaubert ihr Publikum mit viel Charme und Witz: Miriam Hanika (c) Förderverein St. Thomas Morus e.V.
Verzaubert ihr Publikum mit viel Charme und Witz: Miriam Hanika

Bereits am Wochenende davor war die etablierte und renommierte Liedermacherin Miriam Hanika, die seit Jahren bei Konstantin Weckers Label „Sturm & Klang“ unter Vertrag steht, mit ihrem Quartett bestehend aus Bratsche, Klavier, Gitarre und Gesang in der Kulturkirche zu Gast. Hanika präsentierte sich abwechselnd an Klavier, Oboe und English Horn und verzauberte mit Charme, Witz und nachdenklichen Tönen das auserwählte Publikum - ein mehr als kurzweiliges Konzerterlebnis.

Acht verschiedenste Chöre zu Gast in der Kulturkirche

Ganz genau hin hört der Juror beim ersten Kreisberatungssingen des Sängerkreis Gießen nach Corona und gibt anschließend konstruktive Kritik. (c) Förderverein St. Thomas Morus e.V.
Ganz genau hin hört der Juror beim ersten Kreisberatungssingen des Sängerkreis Gießen nach Corona und gibt anschließend konstruktive Kritik.

[Samstag, 8 Uhr]. Die Einkaufstour für das anstehende Wochenende beginnt: Kreisberatungssingen des Sängerkreis Gießen, fünfter Familien-Flohmarkt in Kooperation mit der Kita St. Thomas Morus und zum Abschluss am Sonntagnachmittag die Vernissage mit der Künstlerin Claudia Mühlhans - ein ehrgeiziges Programm.

Der Parkplatz vom Handelshof ist schon gut gefüllt, aber noch nicht voll. Der Einkauf läuft reibungsloser als erwartet. Lediglich die Bestellung an der Fleischtheke wurde versehentlich eine Woche später terminiert. Doch das freundliche Personal schafft schnell Abhilfe. Getränkekisten wurden verladen so viele das Transportfahrzeug fassen konnte. Auch Leergut, das sich von den vergangenen Veranstaltungen im Keller stapelte, konnte in den Kreislauf zurückgeführt werden.

[13 Uhr]. Die Vorbereitungen für die u.a. kulinarische Betreuung von über acht verschiedenen Chören von Cantamus Gießen, Cantiamo, Joyful Noise, der Teutonia Nordeck und vieler anderer laufen. Gleichzeitig erfolgt die Betreuung der Gäste vom Sängerkreis-Vorstand, Aufschließen der Räume, Technik, Bühnenaufbau, Klärung akuter Fragen. Wie immer hält das Wetter, unterbrochen von zwei Regen- bzw. Hagelschauern. Doch in den Pausen genießen alle Anwesenden das sonnige Wetter auf dem Platz unter den Platanen vor der Kirche bei Wo(r)scht und Weck, und dem ein oder anderen kühlen Getränk für ausgetrocknete Kehlen.

[22 Uhr]. Ein Glück bleibt es trocken. Nach dem Abbau von Pavillon und Tischen und dem obligatorischen Aufräumen verabschiedet sich der gelungene Abend bei einem kühlen Schoppen…

5. Familien-Flohmarkt von Kita und Förderverein St. Thomas Morus

Auch zum fünften Familien-Flohmarkt von Kita und Förderverein St. Thomas Morus herrschte reges Treiben (c) Förderverein St. Thomas Morus e.V.
Auch zum fünften Familien-Flohmarkt von Kita und Förderverein St. Thomas Morus herrschte reges Treiben

…und beginnt am Sonntagmorgen bereits viel zu früh um 7 Uhr. Nachdem der Rasenmäher die wichtigsten Stellen für die Standbeschicker geebnet hat, galt die Vorbereitung dem Kaffee kochen und der Zubereitung des Waffelteigs. Hier lässt man sich nicht lumpen: 30 Eier müssen schon sein. Bereits um halb Neun standen die ersten Standbeschicker bereit zum Ausladen. Zum fünften Familien-Flohmarkt von Kita und Förderverein St. Thomas Morus gab es eine Rekordanmeldung von 22 Ständen. Das Chaos auf dem Parkplatz beim Rangieren der entladenden Autos löste sich bald auf, das Chaos in der Garage bleibt: 56 Jahre St. Thomas Morus - angehäuft und verklärt. 

Kontinuierlicher Adrenalinspiegel

Am Rande des 5. Familien-Flohmarkt kann man fremdartigen Klängen lauschen. Die Schola der eritreischen Gemeinde probt für den ökumenischen Gottesdienst am Pfingstsonntag, den 28.5.2023 (c) Förderverein St. Thomas Morus e.V.
Am Rande des 5. Familien-Flohmarkt kann man fremdartigen Klängen lauschen. Die Schola der eritreischen Gemeinde probt für den ökumenischen Gottesdienst am Pfingstsonntag, den 28.5.2023

Wie immer bei schönstem Sonnenschein pilgern ab 10 Uhr langsam die Besucher auf das Gelände trotz Konkurrenz durch alternative Flohmärkte und das innerstädtische Angebot.

Um [11:30 Uhr] demonstriert Organist und Vorsitzender des Fördervereins, Jakob Handrack, interessierten Zuhörern die Orgel, erklärt deren Funktionsweise und beantwortet Fragen. Auch einen Blick ins Instrument hinein können die Interessierten werfen. Das löst bei vielen ob der Kompaktheit und Enge, mit der die Orgel gebaut ist, Staunen aus. Zwischendurch sorgen Eugen Pletsch mit Gitarre und Gesang und Stephan Pussel an der Djembé für straßenmusikalisches Flair.

Die frischen Waffeln, die Vorstandsmitglied Hildegard Pilawa serviert, finden reißenden Absatz. Daniel Maharai, Vorsitzender der eritreisch-orthodoxen Gemeinde, freut sich. Zur Mittagszeit bieten seine Leute „Injera“, ein Art Teigfladen mit fleischhaltigen und fleischlosen Soßen und das man mit den Fingern isst. Wer dem Trubel des Flohmarktes entgehen möchte, stößt in der Gelassenheit der Kirche auf orientalische, fremd anmutende Klänge. Der Chor der eritreisch-orthodoxen Abune Aregawi Gemeinde nutzt die Zeit für musikalische Proben. Sie zeugen von einer tiefen, inneren Geisteshaltung getragen von einer selten gewordenen Frömmigkeit und Spiritualität. Am 28. Mai, dem Pfingstsonntag, wird der Chor den Gottesdienst in der Kulturkirche um 18:30 Uhr mit seinen Liedern und Gesängen musikalisch gestalten.

[14:30 Uhr]. Der Platz ist wie leergefegt. Von der vormittäglichen Betriebsamkeit ist nichts mehr zu spüren. Vereinsvorsitzender Jakob Handrack und Kita-Leiter Stephan Pussel verstauen mit einem Kraftakt die letzten Bänke und Tische in der Garage. Jetzt noch einmal schnell frisch gemacht, denn ab 15 Uhr laufen die Vorbereitungen für die abschließende Vernissage mit der Künstlerin Claudia Mühlhans. Der Adrenalinspiegel bleibt konstant hoch. Daran ändert auch der kurze aber heftige Regenschauer nichts. Isabell Starch-Sommer, Schriftführerin im Vorstand des Fördervereins, ist auch schon da. Auf ihre Initiative wurde ein alter Medienschrank „upgecycelt.“ Das Graffiti-Duo „Scid und Harti“ verpasste dem Äußeren ein neues Aussehen. Das Ziel: Ausstellungen auf kleinsten Raum. Die Idee war geboren - die „Kleine Ausstellung.“ 

Ein Heiliger Schrein für die Kunst

Vernissage mit Werken der Künstlerin Claudia Mühlhans und musikalischer Begleitung am Flügel durch Muhammet Orda. (c) Förderverein St. Thomas Morus e.V.
Vernissage mit Werken der Künstlerin Claudia Mühlhans und musikalischer Begleitung am Flügel durch Muhammet Orda.

Claudia Mühlhans ist von der Idee mehr als angetan. Die Gießener Malerin, Lyrikerin und Autorin beschreibt ihren Kunststil als „Poetischen Realismus.“ Die Herausforderung, sich und ihre Kunst auf kleiner Fläche darzustellen, nahm sie an. Dezent illuminiert bekommt das ganze etwas von einem heiligen Schrein, einem Altar für die Kunst in der Kulturkirche. Der Zusammenhang zwischen Kunst und Kirche ist Claudia Mühlhans besonders wichtig. Dafür steht die „Vanitas“, die Vergänglichkeit, die einen starken Raum in Mühlhans’ Wirken einnehme. Musikalisch begleitet Muhammet Orda mal zart und einfühlsam aber auch rhythmisch-jazzig die Veranstaltung. Der gelernte Altenpfleger komponiert seit fünf Jahren und profitiert dabei von einem breiten Repertoire und zielsicheren Stil-Mix.

[18 Uhr]. Mit dem abendlichen Glockenläuten endet ein Wochenende voller Kunst und Kultur, spannender Begegnungen, persönlicher Erlebnissen und intensiven Kontakten in der Kulturkirche St. Thomas Morus und hinterlässt Platz und Kirche in vertrauter Eintracht bis zum nächsten Mal, wenn Förderverein und Kulturkirche St. Thomas Morus wieder einladen zu ihrem kulturellen Programm.

Die nächsten Termine

Sonntag, 28. Mai 2023, 18:30 Uhr
Ökumenischer Pfingstgottesdienst mit der eritreisch-orthodoxen „Abune-Aregawi“-Gemeinde

Freitag, 3. Juni 2023, 19:30 Uhr
Fair Warning. Klavier- und Chormusik von Komponistinnen
Mit dem Frauen-Kammerchor Marburg

Mittwoch, 14. Juni 2023, 18 Uhr
Chorkonzert der Gesamtschule Gießen Ost

Samstag, 17. Juni 2023, ab 19 Uhr
Sommerfest der Förderverein Kulturkirche St, Thomas Morus e.V.