Maria 2.0

Datum:
Mo. 13. Mai 2019
Von:
Simone Kreuzberger

An den Gottesdiensten am vergangenen Wochenende haben Frauen aus unserer Gemeinde Stellung zur Aktion "Maria 2.0" bezogen.

Unten ist das Statement zu lesen, das an diesem Wochenende in allen drei Gottesdiensten in St. Marien vorgetragen wurde. Danke an Maria Rohrer, die uns den Text zur Verfügung gestellt hat. Danke auch für eurer Engagement!

Liebe Gemeindemitglieder,

heute möchten wir Sie im Namen aller interessierten Frauen und im Besonderen der kfd-Gruppe Darmstadt & Griesheim über die an diesem Wochenende beginnende Aktion Maria 2.0 informieren.
Anlässlich des Sondergipfels zum Thema „Sexualisierte Gewalt in der Kirche“ haben Frauen der Katholischen Pfarrgemeinde Hl. Kreuz in Münster, Westfalen die Aktion Maria 2.0 ins Leben gerufen. Der Aktionsname bezieht sich auf die Gottesmutter Maria, der Zusatz 2.0 heißt in der heutigen Zeit, dass es sich um eine Weiterführung einer bereits existierenden Begebenheit oder Person handelt.
Maria 2.0 steht hier symbolisch für Frauen in der Kirche, die handeln und ihre Meinung kundtun und aufgrund ihrer Weiblichkeit nicht mehr zum Schweigen gebracht oder ins Abseits gestellt werden wollen. So wie es der Überlieferung nach Maria, der Mutter Gottes, in Überlieferungen aus dem Paulusbrief widerfahren ist.
Frauenlob wird gerne von Kirchenmännern gesungen, die aber allein bestimmen, wo Frauen ihre Talente in der Kirche einbringen dürfen. In ihrer Mitte dulden sie nur eine Frau: Maria. Auf ihrem Sockel da steht sie. Und darf schweigen.
Holen wir sie vom Sockel in unsere Mitte! Als Schwester, die in die gleiche Richtung schaut, wie wir.
Welche Ideen und Ziele haben die Befürworter/innen der Aktion Maria 2.0?

Ich zitiere aus dem Brief der Münsteraner Frauen:
„Heiliger Vater,
wir Frauen glauben, Jesus von Nazareth hat Männern UND Frauen seine befreiende Frohe Botschaft der Liebe verkündet und uns alle zur Nachfolge aufgerufen.

Wir beklagen
• Die vielen bekannten und unbekannten Fälle von Missbrauch und Verletzungen jeglicher Art in der römisch-katholischen Kirche
• Deren Vertuschung und Verdunkelung durch Amtsträger
• Das Fehlen glaubhafter Entschuldigungen und echter Hilfe für alle, denen Gewalt angetan wurde
• Dass deshalb viele Menschen der Kirche die Botschaft nicht mehr glauben
Wir stehen fassungslos, enttäuscht und wütend vor dem Scherbenhaufen unserer Zuneigung und unseres Vertrauens zu unserer Kirche.“

Ende des Zitats

Die Frauen aus Münster fordern deshalb:
• Kein Amt für Missbrauchstäter, -dulder und -vertuscher sowie die selbstverständliche Überstellung der Täter an weltliche Gerichte
• Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche
• Aufhebung des Pflichtzölibats
• Die Zulassung von Frauen zu den Weihämtern und
• Eine Ausrichtung der Sexualmoral an der Lebenswirklichkeit der Menschen sowie die
• Abschaffung der Machtstrukturen in unserer Kirche.
Die Münsteranerinnen bitten alle Katholik/innen diese Aktion in der Woche vom 11. bis 18.05.2019 durch Unterschrift ihrer Petition in Form eines offenen Briefes an Papst Franziskus und die Synode der Bischöfe zu unterstützen. Weiterhin rufen sie Frauen in allen Gemeinden dazu auf, der Kirche und ihren Diensten in der Kirche in der Aktionswoche fernzubleiben. Inzwischen haben sich viele Gemeinden dieser Aktion angeschlossen.

Wir Frauen aus St. Marien unterstützen diese Inhalte auch und möchten Sie dafür sensibilisieren. Wir haben uns jedoch entschlossen, nicht in den Kirchenstreik zu treten. Stattdessen möchten wir hier darauf aufmerksam machen, dass sich die Amtskirche öffnen muss, damit auch Frauen innerhalb der Kirche aktiv und auf Augenhöhe gleichwertige Funktionen in den Gemeinden einnehmen können.

Wir wollen eine echte Erneuerung unserer Kirche in Richtung Glaubwürdigkeit und Gleichberechtigung aller Gläubigen.
Wir wollen mitgestalten und mitbestimmen. Die Geschichte von Zelofhads Töchtern aus dem Alten Testament (Mose 27, 1-11) erläutert sehr gut das Erbrecht aus der Frauenperspektive.
Darin wendet Mose sich direkt an Gott und Gott spricht dieses Recht den Frauen zu. Frauenrecht wird zu göttlichem Recht. Gottes Ordnung stattet Männer und Frauen mit den gleichen Rechten und natürlich auch mit den gleichen Pflichten aus.

Zu dieser Aktion fand bereits am Montag ein Informationsabend statt.
Jetzt laden wir Sie ein, sich nach dem Gottesdienst vor der Kirchentür über die Maria 2.0 zu informieren und mit uns ins Gespräch zu kommen. Der Text des Petitionsbriefes liegt ebenfalls aus und Sie können hier oder auch unter im Internet (www.mariazweipunktnull.de
) die Aktion durch Ihre Unterschrift unterstützen.

Bilder vom Aktionstag