Auf den Spuren der Bibel

In den frühen Morgenstunden des 3. Februar trafen sich 32 Pilger, um sich mit dem geistlichen Leiter der Gruppe, Pfarrer Christian Rauch, auf eine neuntägige Reise zu den Quellen der Bibel aufzumachen. Auf der A 67 zum Flughafen Frankfurt wurde der Reisesegen gesprochen, der Check-in war reibungslos und so konnte man um die Mittagszeit auf die schneebedeckten Alpen und später auf das Mittelmeer herabschauen.

20230209 Gruppenbild Israel (c) Pfarrgruppe Lampertheim
Datum:
Mo. 27. Feb. 2023
Von:
Winfried Lutz

Die Spannung wuchs mit der Landung in Tel Aviv. Nach der Gepäckausgabe bestieg man den Bus, um in nördliche Richtung zum See Genezareth zu fahren. Der Reiseleiter mit dem Namen Kfir war zugestiegen, stellte sich vor und gab erste Informationen. Er stammte aus Bayern und ist als junger Mann nach Israel ausgewandert und zum Judentum konvertiert, lebte lange Zeit in einem Kibbuz und ist heute Reiseleiter. Sein umfassendes Wissen konnte er den Teilnehmenden mit Geschichten und Anekdoten höchst imposant vermitteln.

Im Kibbuz-Hotel „Ein Gev“ am Fuße der Golan-Höhen und direkt am See Genezareth wurden die Zimmer bezogen und das erste Abendessen eingenommen. Voller Spannung erwartete man den nächsten Tag, denn es ging als erstes mit einem größeren Holzboot über den See nach Tabgha. Der stürmische See, die rauen Gesichter der Besatzung, Regen, Wolken, die hie und da kurz aufbrachen, gaben der Überfahrt ein geheimnisvolles Gefühl und man dachte automatisch an die Geschichte der Bibel mit dem Sturm auf dem See. Nach der Überfahrt erreichte man in wenigen Minuten die Brotvermehrungskirche in Tabgha. Hier wurde die erste Eucharistie gefeiert und das Evangelium von der Brotvermehrung vorgelesen. Jetzt waren alle angekommen und mitten drin. An allen wichtigen Orten zitierte Pfarrer Rauch die entsprechenden Bibelstellen, wie etwa kurz vor Tabgha in der Primatskapelle, dem Ort, an dem Petrus den Auftrag erhielt, die Kirche zu leiten und anschließend in Kafarnaum bei den Ausgrabungen, wo Jesus gern war und in der Synagoge lehrte.

Nach der Mittagspause in einem libanesischen Restaurant ging es zur Jordanquelle Banias bei Caesarea Philippi. Sie ist eine von drei Quellflüssen und liegt in einem Naturpark unterhalb einer griechischen Kultstätte aus dem 4. Jh. v. Chr. Eine Wanderung konnte wegen dem Regenwetter nicht stattfinden. Mit einer Fahrt über die Golan-Höhen und einem kurzen Halt mit Blick auf Syrien steuerte man das Hotel an. Hier war in einer Runde die Gelegenheit, die bisher gewonnen Eindrücke zu beschreiben. Nach dem Abendessen konnte man in der sehr gut sortierten Vinothek den Abend ausklingen lassen.

Sonntags war Nazareth und der Berg Tabor das Ziel der Pilger. Die Messe wurde in einem beschaulichen Kloster bei den „Kleinen Brüdern Jesu“  des Charles de Foucauld“ gefeiert. Dann ging es hinauf zur großen Verkündigungskirche mit der Verkündigungsgrotte. Erbaut im Jahre 1966 über einer Kreuzfahrerbasilika. Sie umfasst drei verschiedene Ebenen und ist eine der größten Kirchen des Landes. In und um die Kirche sind Marienbilder aus aller Welt aufgestellt.

Am Fuße vom Berg Tabor (557 m über dem Meeresspiegel) musste man in Taxis umsteigen, die einem in rasanter Fahr zum Berggipfel brachten. In der Verklärungsbasilika war ein monumentales Mosaikbild zu bestaunen, das Christus, die Propheten Mose und Elias sowie die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes zeigen, so wie es die Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas beschreiben. Die kurze Andacht wurde von der mitgereisten Pfarrerin Kaja Kaiser geleitet.

Auf den nächsten Berg, den „Berg der Seligpreisungen“ am Nordrand des Sees Genezareth, ging es einen Tag darauf. Von hier aus hat man einen schönen Ausblick über den See. Die Kirche aus dem Jahre 1936 ist im Inneren als Oktogon gestaltet und hat eine goldene Kuppel. Hier feierten die Pilger die Heilige Messe mit der Lesung aus dem Matthäusevangelium.

Weiter ging es nach Haifa. Haifa ist eine weltoffene Hafenstadt und berühmt durch seine „Hängenden Gärten der Bahia“, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Leider konnten sie nicht besichtigt werden, weil es in Strömen vom Himmel goss. Auch ein Besuch der Kirche „Stella Maris“ auf dem Karmel-Berg, in deren Grotte der Prophet Elija gelebt (9. Jh. v.Chr.) haben soll, fiel fast ins Wasser. Nächstes Ziel war die Kreuzfahrerstadt Akko. Sie wurde im 12. Jh. erbaut und 1291 zerstört. Nach Ausgrabungen und Restaurierungen kann man riesige Kreuzritterhallen, -passagen, -tunnel und -kammern besichtigen. Trotz der gewaltigen Größe der Anlage wurden nach den Plänen in der Vatikanischen Bibliothek nur etwa 4 % der Kreuzfahrerstadt geborgen. Mittagessen und ein Rundgang durch die Stadt und den Hafen rundeten diesen Tag ab. Am Abend wurden die Koffer gepackt.

Am nächsten Morgen ging es dann nach Süden in Richtung Jerusalem. Unterwegs besuchten die Pilger die Stelle an der Jesus von Johannes im Jordan getauft wurde. Diese Stelle ist zwar historisch nicht zu belegen, wird aber von vielen Touristen besucht, die hier beten und singen. Viele lassen sich hier taufen oder steigen im Gedenken an ihre Taufe in das Wasser. Hier stehen sich israelische und jordanische Grenzsoldaten direkt gegenüber, da der Jordan die Landesgrenze ist. Nach einer kurzen Andacht ging es weiter. Wegen des anhaltenden schlechten Wetters .musste man zunächst auf ein Bad im Toten Meer verzichten.

In Jerusalem angekommen, fuhr der Bus zunächst an die Abtei Dormitio auf dem Berg Zion, um auf die Altstadt blicken zu können. Auch das fiel  dem Regen zum Opfer. Durch das Damaskus Tor ging es dann in die Altstadt zunächst zum Mittagessen. Das armenische Lokal lag in der Nähe der IV. Kreuzwegstation. Im Basar könnten einige Pilger die zerfetzten Schirme ersetzen und sich mit trockenen Socken versorgen.

Am Beginn des Kreuzwegs bei der Basilika Ecce Homo erklärte der Reiseleiter anhand eines dort angebrachten Reliefs die Aufteilung der Altstadt in das armenische, christliche, jüdische, und muslimische Viertel. Ganz in der Nähe ist die St. Anna-Kirche am Löwen-Tor und neben dem Bethesda-Teich. Sie wurde mehrfach zerstört und der jetzige Bau im Jahre 1142 errichtet. Sie hat eine ausgezeichnete Akustik, die die Pilgergruppe zum spontan zum Singen nutzte. In der Krypta wird die Geburtsstelle der Mutter Jesu verehrt.

Dann ging es nach Bethlehem, wo im Paradise Premium Hotel die Zimmer reserviert waren. Da Jerusalem in Israel liegt und Bethlehem im Westjordanland, also im palästinensischen Gebiet, werden an der Stadtgrenze strenge Sicherheitskontrollen durchgeführt. Am Abend traf man sich zu einem Gesprächskreis und vor dem Abendessen wurde noch ein Arak an der Hotelbar spendiert, der zum Aufwärmen diente.

Am nächsten Morgen ging es wieder nach Jerusalem. Zunächst besuchte man den Abendmahlsaal, der auch Ort des Pfingstgeschehens ist und über dem Grab des Königs David liegt. Es ist ein zweischiffiger Bau, in dem aber keine Gottesdienste abgehalten werden. Das nächste Ziel war der Besuch der bedeutenden Hurva Synagoge, die letztmals im Unabhängigkeitskrieg 1948 zerstört und erst im Jahre 2010 wieder vollständig restauriert und eröffnet wurde. Brandspuren aus der Zeit 70 n.Chr. konnten nachgewiesen werden. Der Reiseleiter stellte in seinem Vortrag das jüdische Leben und die jüdische Religion in den Mittelpunkt. Danach ging es zur Klagemauer, die westliche Stützwand des einstmaligen Tempelberges, auf dem jetzt der muslimische Felsendom steht. Es ist die heiligste Stätte des Judentums, an der gebetet wird und kleine Gebetszettel in die Mauerritzen gesteckt werden.

Mittagessen gab es dann in Bethlehem, denn es ging nachmittags zur Geburtsgrotte, eine der wichtigsten Stätte des Christentums. Durch eine sehr niedrige Tür gelangte man in das Innere der Griechisch-Orthodoxen Kirche, darin geht man rechts in die Grotte. Ein silberner Stern bezeichnet den Ort, wo Jesus geboren wurde. Da nur wenige Besucher anwesend waren, wurde spontan das alte Weihnachtslied „Stille Nacht“ angestimmt. Die Grotte hat einen Ausgang in die katholische Katharinenkirche, aus der die Christmette am Heiligen Abend gesendet wird.

Jetzt ging es zu den nahe gelegenen Hirtenfeldern. Ein Areal mit Außenaltären und einer Kirche, ausgemalt mit Weihnachtsszenen. In einer Hirtengrotte feierte die Pilgergruppe die Weihnachtmesse mit den entsprechenden Liedern. Ein Besuch in einem großen Markt für Devotionalien durfte anschließend nicht fehlen.

Am nächsten Vormittag stand ein Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem auf dem Programm. Nach einer Einführung durch den Reiseleiter besuchte man zunächst das Museum zur Geschichte des Holocaust. Ein 200 m langer Bau, der sich immer wieder seitlich zu Ausstellungsräumen öffnet und schließlich in die Halle der Namen mündet. Neben dem Museum gibt es zahlreiche Gebäude und Einrichtungen, wie z. B. die zentrale Gedenkstätte, in der Erde aus den Konzentrationslagern beigesetzt ist, eine Synagoge, ein Kunstmuseum oder ein Lernzentrum. Besonders bewegend war die Kindergedenkstätte, in den sich Kerzen zigtausend Mal spiegeln und im Hintergrund die Namen der Kinder, ihr Alter und ihre Herkunftsländer zu hören sind.

Der Ölberg war das nächste Reiseziel. Er erhebt sich östlich gegenüber der Jerusalemer Altstadt, davor sind riesige Friedhöfe für Juden, Christen und Muslime. Auf etwa halber Höhe abwärts gelangte man zu Kirche „Dominus flevit“. Der Herr weint über Jerusalem, wie es der Evangelist Lukas im 19. Kapitel berichtet. Hier feierten die Teilnehmer eine heilige Messe. Da der Ölberg auch der Ort der Himmelfahrt Jesu ist, sind hier zahlreiche Kirchen unter ihnen die evangelische Himmelfahrtskirche und die orthodoxe Himmelfahrtskapelle ganz in der Nähe.

Auf dem Palmsonntagsweg ging es dann hinab zum Garten Gethsemane, in dem nachgewiesen über zweitausend Jahre alte Olivenbäume stehen. Hier wurde den Pilgern klar, dass man sich allmählich dem Höhepunkt der Reise näherte und die Stimmung war entsprechend. Nach einer Schriftlesung wurde spontan der Taize-Gesang: „Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet“ angestimmt. Anschließend besuchte man die Kirche der Nationen oder Todesangstbasilika. Sie wurde in den Jahren 1919- 1924 mit Geldern aus zwölf Ländern erbaut und steht auf den Fundamenten einer byzantinischen Basilika aus dem 4. Jahrhundert und einer Kreuzfahrerkirche aus dem 12. Jahrhundert.

Am Freitagmorgen ging es durch das Löwen-Tor zu dem Ort, wo sich der Amtssitz, des Pilatus, die Burg Antonia, befunden hat. Hier beginnt der Kreuzweg mit seinen 14 Stationen. Die Pilger, in Zweiergruppen aufgeteilt, betrachteten die jeweiligen Stationen und sprachen Fürbitten. Da es noch früh am Morgen war, waren relativ wenige Leute unterwegs. Der Weg führte durch verwinkelte Gassen mit Treppen und Bögen. Es befinden sich jedoch nur 8 Stationen an der Via Dolorosa. Die letzten Stationen sind auf und in der Grabeskirche. Die Stationen in der Grabeskirche sind: XI. Die Kreuzigung, XII. Der Tod am Kreuz, XIII. Die Abnahme und XIV. Die Grablegung.

Der Ort, wo Jesus hingerichtet und begraben worden ist lag damals außerhalb der Stadt. Die Grabeskirche wurde unter Kaiser Konstatin im 4. Jahrhundert gebaut und geweiht, später zerstört und von den Kreuzfahrern wieder errichtet. Sie ist heute in den Händen von sechs christlichen Religionen, die hier Kapellen, Altäre, Schreine und Aufgaben haben. Da die Grabeskirche  auch Auferstehungskirche ist, feierte der mitgereiste Pfarrer Andreas Rubel mit den Pilgern in der katholischen Sakramentskapelle eine feierliche Ostermesse. Nach dem Gottesdienst war Gelegenheit das Innere der Kirche, wie den Salbungsstein, den Golgotafelsen, die Adamskapelle, dir Helenakapelle, die Kreuzauffindungskapelle sowie das Heilige Grab zu besuchen. Danach hatte die Reisegruppe Gelegenheit die um die Ecke gelegene evangelische Erlöserkirche zu besuchen sowie die Umgebung zu erkunden.

Am Nachmittag, auf dem Weg zum Toten Meer besuchte man noch die archäologische Stätte Qumran. Hier wurden zwischen 1947 und 1956 von Beduinen Schriftrollen in Höhlen gefunden. Sie gelangten zunächst in private Hände bis man feststellte, dass es sich um hebräische Abschriften des Alten Testaments handelte. Sie sind um das vierte Jahrhundert v.Chr. bis zum ersten Jahrhundert n.Chr. zu datieren. Qumram gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Beim anschließenden einstündigen Aufenthalt am Toten Meer ließen es sich einige Teilnehmer nicht nehmen, darin zu baden. Die Außentemperaturen lagen erstmals in dieser Woche deutlich über zehn Grad und das Wasser bei etwa 22 Grad.

In der abendlichen Runde im Hotel hatten die Pilger noch einmal Gelegenheit ihre Eindrücke mitzuteilen. Ein gemeinsames Gebet und das Abendessen schlossen sich an. Wer noch die Hotelbar aufsuchte, hatte seinen Koffer anschließend zu packen.

Die Abschlussgottesdienst auf der Fahrt zum Flughafen wurde in Emmaus gefeiert. Dieses Dorf liegt in der Nähe von Jerusalem und ist der Ort nach dem Lukasevangelium, wo Jesus zwei Jüngern begegnet ist und sie ihn am Brotbrechen erkannt haben. Von hier aus ging es abschließend noch zum Geburtsort Johannes des Täufers, wo die Kirche Mariä Heimsuchung besucht wurde. Sie liegt in En Kerem einem kleinen Ort in einer mediteranen Umgebung, westlich von Jerusalem.

Die Abfertigung auf dem Flughafen Ben Gurion war reibungslos und so konnte man entspannt hier schon bei einem Kaffe in der Abflughalle die ersten Eindrücke einer wunderschönen und eindrucksvollen Pilgerreise reflektieren.