Rückblick

Ein kleiner Rückblick auf die Pater-Alfred-Delp-Gedenkwoche. Danke an alle Beteiligten, die diese Gedenkwoche ermöglicht haben und sie begleiteten.

2020_02_14_AUSSTELLUNG_00004 (c) Pfarrgruppe Lampertheim
Datum:
Fr. 14. Feb. 2020
Von:
Björn Burwitz

Die Gedenkwoche zum 75. Todestag von Pater Alfred Delp SJ hat in der ersten Februarwoche viele Menschen berührt.

Eine mit Bleischrift geschrieben Randnotiz im Notizbuch von Graf Stauffenberg wurde Delp zum Verhängnis. Er wurde mit dem Attentat auf Adolf Hitler am 22. Juli 1944 in Verbindung gebracht und nur wenige Tage später in München Bogenhausen. In Berlin eingesperrt verbrachte er seine letzten Monate. Das Verfahren gegen ihn und andere Mitglieder des Kreisauer Kreises (unter anderem James Graf von Moltke und Eugen Gerstenmeier (später der erste Bundestagspräsident) fand vor dem Volksgerichtshof in Berlin statt. Das Angebot „Kirchenaustritt gegen Freiheit“ schlug Delp aus. Er legte sogar am 8.12.1944 im Gefängnis die ewigen Gelübde im Beisein seines Mitdruder Pater Franz von Tattenbach ab.  Einige Gemeindemitgliede rund um Karl Oberfeld führten im Schwanensaal ein Dokumentarspiel auf, welches diese letzten Woche Delps in eindrucksvoller Weise auf die Bühne brachte.

Der eigentliche Gedenktag – der 2. Februar 2020 – wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst in St. Andreas eröffnet. Nach einer Gedenkveranstaltung und der Kranzniederlegung durch den hessischen Staatssekretär der Justiz Thomas Metz und Bürgermeister Gottfried Störmer, wurde nach einem Schweigemarsch der frisch renovierte Alfred-Delp-Platz den Bürgern übergeben.

Am 3. Februar 2020 konnte Prälat Helmut Moll aus Köln nach einem Festgottesdienst einen Vortrag über Märtyrer aus dem Bistum Mainz in der Nazi-Zeit gewonnen werden. Moll zeigte beeindruckend auf, wie viele Menschen – auch aus Lampertheim, Lorsch, Heppenheim - sich gegen das Naziregime auflehnten und dabei ihr Leben ließen. Prälat Moll hat diese in einem Werk zusammengefasst, welches sich „Martyrologium des 20 Jahrhunderts“ nennt.

Am 2. Februar 1945 wurde Alfred Delp in Berlin-Plötzensee von den Nazis hingerichtet. Den Tod vor Augen und nicht wissend, wann der Tag sein würde, an dem das Todesurteil von Richter Roland Freisler vollstreckt würde, schrieb Delp sogar in der Gefangenschaft viele Texte und Briefe an Freunde und Familie. Diese wurden aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt und geben so eine gute Möglichkeit in die Gedankenwelt des Jesuiten einzutauchen. Eine Möglichkeit in die Gedankenwelt von Alfred Delp einzutauchen, war es der meditativen Lesung am 5. Februar 2020 in der Andreas-Kirche zuzuhören. Hier wurde aus den Kassibern Delps vorgelesen. Michael Koch und sein Team an Vorlesern suchten die Texte sorgfältig aus. Die Zuhörer in der St.-Andreaskirche hörten aufmerksam und nachdenklich zu. Pater Delp vermochte trotz der nahenden Hinrichtung immer noch positiv zu denken und dies brachte er auch in seinen Texten zum Ausdruck.

Während der gesamten Woche hatte die Ausstellung „das Leben Alfred Delps“ geöffnet. Dank des Stadtarchivars Hubert Simon konnte damit eine gute Darstellung des Lebs+ns und Wirkens Alfred Delps gezeigt werden. Pfarrer Christian Rauch war es gelungen einige persönliche Gegenstände und Briefe Delps nach Lampertheim von den Jesuiten in München – Delps letzter Wirkungsstätte als Pfarrer - zu holen und hier wurden sie in der Alfred-Delp-Kapelle eine Woche lang ausgestellt. Das Interesse am Leben des Jesuiten war enorm. Neben dem Primizkelch und Dokumenten aus Lampertheim wurden Original-Kassiber und seinen Rosenkranz ausgestellt. Viele Gruppen und Schulklassen kamen vorbei, unter anderem von der Alfred-Delp-Realschule in Lampertheim.

Dass die Erinnerungskultur in Deutschland enorm wichtig ist, bewies nicht nur die Ausstellung und die Veranstaltungen innerhalb der Gedenkwoche. Auch Bischof Dr. Peter Kohlgraf wies in seiner Predigt im Pontifikalamt am 9.2.2020 darauf hin. Eine politische und bewegende Predigt hielt der Bischof in der St.-Andreaskirche.

„Der Priester solle fromm beten und sich um die Frömmigkeit kümmern, nicht selten hören wir auch heute derartige Töne. Die Kirche soll sich aus politischen Fragen heraushalten, so wird auch heute schnell argumentiert, wenn sich Vertreter der Kirche politisch in umstrittenen Themen zu Wort melden. Vielleicht ahnen es manche dieser oft gehässigen Kommentatoren nicht, aber sie bestätigen, dass das Evangelium auch politische Sprengkraft hat. Es ist nicht einzuschließen“, so Kohlgraf.

Weiter sagte Kohlgraf: „Die Gegner des Christentums haben wohl manchmal ein deutlicheres Gespür für die verändernde Kraft des Wortes Gottes als manche Gläubige, die in Glaubensroutinen feststecken. Wir sollten in vielen aktuellen Fragen nicht zu zaghaft sein, die verwandelnde Kraft des Evangeliums ins Wort zu bringen und zu bezeugen.“

Natürlich sei die Zeit Alfred Delps eine andere gewesen, aber: „Gehässiger Gegeifer ist wieder stärker zu vernehmen. Die Anerkennung der Würde aller Menschen wird offenkundig nicht von allen geteilt. Wir gewöhnen uns an Krieg und Flucht, an Armut und Ungerechtigkeit. Aufrüstung und eine Politik des Säbelrasselns werden wieder gesellschaftsfähig. Hass und Verachtung anderer Menschen werden hemmungslos ausgesprochen. Menschen, die helfen, werden verächtlich gemacht. Andersdenkende und Andersglaubende werden als Feindbilder aufgebaut.“

Bereits damals habe Delp vor einer völligen Verzweckung und damit Entwürdigung des Menschen gewarnt: „Derartige Tendenzen sind heute auf vielen Ebenen erneut aktuell: die Bewertung von Menschen nach Gesundheit und Nützlichkeit, das Bemühen um Selbstoptimierung und Wirtschaftlichkeit. Am Ende kippt das Gutgemeinte leicht in eine Entwürdigung des Menschen“, sagte Kohlgraf.

Die Lampertheimer katholischen Gemeinden bedanken sich bei allen Helfern der Woche, den Aufsichtspersonen der Ausstellung, den Darstellern des Dokumentarspiels, den Lesern der Kassiber und nicht zuletzt den Besuchern der Ausstellung und der Veranstaltungen. Dank Ihnen wird das Wirken Alfred Delps nicht vergessen.

Text zur Predigt von www.bistum-mainz.de