Schmuckband Kreuzgang

Gedanken zu Christi Himmelfahrt 2020

Pfarrer Martin Sahm macht sich Gedanken über die Zeit des Wartens

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Warten
Datum:
Do. 21. Mai 2020
Von:
Pfarrer Martin Sahm

Gedanken zu Christi Himmelfahrt 2020

21. Mai 2020

von Pfr. Martin Sahm

           

Die Bibelstellen des Feiertages sind:

- 1. Lesung:    Apostelgeschichte 1, 1-11

- Evangelium: Matthäusevangelium 28, 16-20

 

Wort vor dem Gottesdienst:

Liebe Schwestern und Brüder,

vor Beginn des Gottesdienstes möchte ich noch zwei generelle Ansagen machen:

Singen im Gottesdienst: Sie haben es bestimmt mitbekommen: der „normale“ Gemeindegesang ist uns zurzeit nicht erlaubt. Aber es gibt einen Unterschied zwischen 11 Strophen „Großer Gott, wir loben Dich“ oder einem kurzen Refrain oder einem Kehrvers. Das ist uns weiterhin erlaubt. Genauso, wie die gesprochenen oder gesungenen Antworten der Gemeinde im Messablauf.

Mund-Nasen-Schutz: er ist vorgeschrieben für das Hereinkommen und das Verlassen der Kirche. Wer auf seinem Platz sitzt, darf seine Maske gerne ablegen. Das gilt auch für den Kommuniongang. Da setze ich die Maske auf. Ich mache das für Sie alle, um Sie zu schützen. Wenn Sie beim Kommuniongang – wie zuletzt geübt – die Abstände zueinander wahren, müssen sie ihre Maske nicht extra aufsetzen

 

 

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder, es ist schon beachtlich, was damals innerhalb weniger Tage auf die Jünger eingeprasselt ist. Praktisch seit dem Letzten Abendmahl befanden sie sich in einem permanenten Ausnahmezustand. Erst das Leiden und der Tod ihres geliebten Meisters, dann das unglaubliche Wunder der Auferstehung, schließlich die Erscheinungen des Auferstandenen über 40 Tage hindurch. Wenn eines in diesen Tagen fehlte, dann ein wenig Ruhe um mal zu verschnaufen. Am ehesten finden wir das bei den Emmausjüngern, die auf dem Weg im Gespräch unter vier Augen das Geschehene reflektieren. Doch mit der Ruhe ist es schnell aus, als Jesus hinzutritt. Er erklärt ihnen das Vorgefallene nicht nur, er nimmt sie auch wieder mithinein. So sehr, dass sie selbst sofort aufbrechen, nachdem sie ihn erkannt haben, um den anderen davon zu erzählen.

Auch der heutige Himmelfahrtstag bringt keine Ruhe. Von Normalität und Alltag ist nichts zu spüren, im Gegenteil! Ein letztes Mal erscheint der Auferstandene seinem engsten Freundeskreis. Er will sich von Ihnen verabschieden. Und er hat sich den klarsten, den wichtigsten Auftrag an seine Jünger für genau jetzt aufgehoben: „Geht in alle Welt und tragt die Frohe Botschaft zu allen Menschen.“ Doch es bleibt nicht bei dem Auftrag! Er gibt ihnen das vielleicht wichtigste Versprechen mit auf den Weg, das es geben kann: „Ich bin bei Euch!“

Ich bin bei Euch, was auch immer geschieht! Ich bin bei Euch, egal, vor wem ihr gerade redet. Ich bin bei Euch, egal wer Euch vielleicht auch gerade anfeindet. Ich bin bei Euch, egal welche Sorgen und Nöte Ihr gerade mit Euch herumtragt. Ich bin bei Euch, egal welche körperlichen Gebrechen Euch auch bedrücken. Ich bin bei Euch, egal, wo auf der Erde ihr Euch befindet! „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Mit diesen Worten endet das Matthäus-Evangelium. Von der „Himmelfahrt“ selber berichtet der Verfasser nichts. Es gibt keinen fulminanten Schlussakkord wie beim Evangelisten Lukas. Es gibt nur den Auftrag und die Verheißung.

Liebe Schwestern und Brüder, über die nächsten Tage bis Pfingsten berichtet die Bibel nur sehr wenig. Für genau zehn Tage herrscht beinahe Stille. Es ist nicht mehr der Schock des Karfreitags, aber komisch ist diese Situation schon. Die Jünger wissen nicht, was sie erwartet. Sie wissen nur, dass Jesus ihnen einen Beistand senden will. Wie der aussieht, was er bewirkt: keiner hat dazu eine Vorstellung. Was also machen sie? Sie holen das nach, wozu bisher kaum Zeit war: Sie versammeln sich in Ruhe zum Gebet. In diesen Tagen bis Pfingsten tun sie es immer wieder. Und sie tun das, was ihnen als die beste Vorbereitung auf ihren zukünftigen Auftrag erscheint:

Sie beten und füllen Ihre Reihen wieder auf: Matthias wird in die Gruppe der Apostel nachgewählt. Es ist der Platz des Judas Iskariot, den er einnimmt. Dadurch sind „die Zwölf“ wieder komplett.

Und nun gelingt ihnen, was uns Menschen immer schwerfällt: Das Warten. Das besondere ist: sie wissen nicht, auf was sie eigentlich warten. Aber sie vertrauen darauf, dass sie es im Gebet schon erkennen werden.

Dieses Versprechen löst Jesus zehn Tage später, am Pfingstfest, ein. Der Heilige Geist kommt in so einem Tosen und Brausen, dass es auch der Letzte noch versteht.

Für uns leider nichts Besonderes. Zu oft haben wir diese Erzählung schon gehört. Unweigerlich stellt sich hier die Frage: Feiern wir an Pfingsten überhaupt das Kommen des Hl. Geistes? Feiern wir, dass Gott uns auch heute noch nicht alleine lässt? Oder ist diese Erzählung für uns inzwischen so selbstverständlich, dass wir nun noch den 50. Tag nach Ostern feiern?

Liebe Schwestern und Brüder,

wir müssen aufhören, alles als selbstverständlich hinzunehmen, nur weil wir wissen, wie es sich damals zugetragen hat!

Heute beginnt die sogenannte Pfingstnovene: es sind die neun Tage vor Pfingsten, die ganz besonders dem Gebet zum Hl. Geist geweiht sind. So wie bei den Jüngern damals. Und ich möchte Sie einladen, genau das auch zu tun. Schauen Sie doch mal, ob sie es nicht bis Pfingsten schaffen, jeden Tag ein kleines Gebet oder auch ein Lied zum Hl. Geist zu sprechen oder zu singen. Inwieweit der Hl. Geist in uns wirken kann ist immer auch die Frage, wie viel Platz wir ihm – in unserem Leben – einräumen.