Schmuckband Kreuzgang

Stellungnahme des Pfarrgemeinderates zum pastoralen Weg

Zwei Modelle für den künftigen Zuschnitt der Pfarreien in Mainz

PGR St. Stephan und St. Ignaz (c) Gemeinsamer PGR St. Stephan / St. Ignaz
PGR St. Stephan und St. Ignaz
Datum:
Sa. 7. Aug. 2021
Von:
Michaela Dulisch
Das Dekanat hat zwei Modelle für den künftigen Zuschnitt der Pfarreien in Mainz vorgelegt. Das erste Modell bedeutet für St. Ignaz (und St. Stephan), dass unsere Gemeinden mit den übrigen Gemeinden der Altstadt sowie den Gemeinden der Neustadt und der Oberstadt zu einer neuen größeren Pfarrei zusammengefasst werden (es wird als 4er Modell bezeichnet, weil dabei insgesamt 4 Pfarreien in Mainz vorgesehen sind).
Das zweite Modell geht noch darüber hinaus und bezieht außer den bereits genannten Gemeinden zusätzlich die Gemeinden der Pfarrgruppe Zaybachtal sowie Hartenberg/Münchfeld und Drais/Lerchenberg in die größere Pfarrei ein (es wird als 3er Modell bezeichnet, weil in diesem Fall insgesamt 3 Pfarreien in Mainz geplant sind).
Dazu wurde im gemeinsamen Pfarrgemeinderat von St. Ignaz und St. Stephan folgende Stellungnahme erarbeitet:
 

1. Das Dekanat hat zur Dekanatsversammlung am 22.06.2021 zwei Modelle des Zuschnitts der künftigen Pfarreien in Mainz vorgelegt, zu denen von den Gemeinden nochmals Stellung genommen werden soll.

2. Die Gemeinden von St. Ignaz und St. Stephan haben im März 2021 ihre Stellungnahme zum pastoralen Weg und zu der von ihnen gewünschten Pfarreienstruktur in Mainz bzw. dem Pfarreienzuschnitt abgegeben und sich für eine Verbindung mit den Gemeinden St. Peter/St. Emmeran, Dom und St. Quintin, also den Gemeinden, in denen schon bisher das gleiche Pastoralteam wirkt, sowie den Pfarreien der Neustadt, also St. Bonifaz, Liebfrauen und St. Joseph, ausgesprochen. Diese Stellungnahme und die dazu abgegebene Begründung werden unverändert beibehalten; zur Begründung des favorisierten Pfarreienzuschnitts heißt es dort:

„Dafür sprechen folgende Erwägungen: Es handelt sich um Teile der Stadt mit einer vergleichbaren bzw. ähnlichen Bevölkerungsstruktur (Wohnverhältnisse, Vielfalt, Alterszusammensetzung z. B.), Ähnlichkeit besteht auch wegen des vorwiegend städtischen Charakters (Kneipen, Restaurants, Treffpunkte, kulturelles Leben, Einkaufsmöglichkeiten) dieser Teile der Stadt; außerdem sprechen Gesichtspunkte der geographischen Nähe dafür. Mit einigen Gemeinden bestehen bereits Formen der Zusammenarbeit. Die Größenordnung (Anzahl der Katholiken) bleibt noch in einem überschaubaren Rahmen (knapp 15.000).“

Ergänzend ist darauf zu verweisen, dass zu den Gemeinden der Alt- und Neustadt die wichtigsten und kunstgeschichtlich bedeutendsten Kirchen der Stadt und die meisten (fast alle) bedeutenden touristischen Sehenswürdigkeiten und Anlaufpunkte in Mainz gehören. Das schafft für diese Gemeinden hohe zusätzliche Anforderungen (und auch Chancen, sie werden in der Stellungnahme ebenfalls beschrieben), eine Situation, die mit anderen Gemeinden nicht vergleichbar ist. Für diese Aufgaben müssen aber auch Ressourcen (Personal, Zeit, Geld) zur Verfügung stehen. Deshalb darf der Wirkungskreis nicht zu weit ausgedehnt werden. Mit anderen Worten. Die Innenstadtgemeinde muss eher kleiner bleiben als andere.

3. Beide Modelle des Dekanats stimmen mit dem von den Gemeinden St. Ignaz und St. Stephan entwickelten Vorschlag nicht überein. Unter Zurückstellung von erheblichen Bedenken kann das 4er Modell akzeptiert werden.

Gegen das 3er-Modell sprechen aus Sicht von St. Ignaz/ St. Stephan insbesondere folgende Gründe:

a) die Größenordnung: Mit mehr als 36.000 Katholiken, also mehr als der Hälfte der Katholiken in Mainz, wird eine Größenordnung erreicht, die zu Unpersönlichkeit und Ferne zu führen droht; hiermit wird gegen den Grundsatz verstoßen, dass die Größenordnung sich an der Frage messen lassen muss, ob die Aufgaben noch erfüllt werden können;

b) die Unausgewogenheit: Die beiden anderen Pfarreien haben ca.20.000 bzw. ca. 15.000 Katholiken, also nicht einmal zusammen so viele wie die dritte, nämlich die, zu der St.Ignaz/ St. Stephan gehören sollen;

c) die fehlende Akzeptanz: Keine der Innenstadtgemeinden hat sich für dieses Modell ausgesprochen.

Beide Modelle werden leider nicht mit Angaben zur personellen Ausstattung mit hauptamtlichen Kräften unterlegt.

4. Aspekte der inneren Struktur der neuen Pfarrei, die uns wichtig sind:

- die Möglichkeit der Fortsetzung der Arbeit in den Gemeinden mit ihren jeweiligen Akzenten, Stärken fortsetzen,

- Platz für Gruppen und Gemeinschaften mit unterschiedlichen Schwerpunkten,

- vielfältige Ansätze, Formen und Angebote (auch von Gottesdiensten),

- die Möglichkeiten eigenverantwortlichen Handelns, Entscheidungen über Angelegenheiten in der Gemeinde,

- Mitbestimmung in Leitungsfragen und  bei Personalbesetzungen,

- Sorge für die bisherige „Kerngemeinde“,

- Ansprechpartner des Pastoralteams,

- Nutzung des größeren Rahmens für Qualifizierung und Professionalisierung.

5. Mit Verwunderung haben wir von der Bewertung der Stellungnahmen der Gemeinden durch das Dekanat Kenntnis genommen; in dem Papier zum Statusgespräch am 14.04. wird ihnen „Besitzstandswahrung vor Zukunftsfähigkeit“ attestiert und kritisiert, dass Haltungswechsel und Zukunftsperspektiven „nur punktuell wahrnehmbar“ seien. Diesen Vorwurf von „oben“ geben wir nach oben zurück: Was vor allem auffällt, ist die Unfähigkeit, auf die vorhandenen Probleme tragfähige Antworten zu geben. Der Reformstau und das Festhalten an den bisherigen Regelungen, die mangelnde Glaubwürdigkeit und die Vertrauensverluste verschärfen die Krise ständig. Darauf werden keine Antworten gegeben.

Leider ist erkennbar, dass dieser Weg auch in Zukunft weiter beschritten werden soll: Als Argument zugunsten der 3er-Lösung wird deren größere „Zukunftsfähigkeit“ vorgebracht, die darin bestehe, dass man so nicht in einigen Jahren erneut eine Änderung benötige. Mit anderen Worten: Auf die absehbare weitere Reduzierung der personellen (und finanziellen) Ressourcen soll mit einer weiteren Ausdünnung der Struktur geantwortet werden. So ernährt sich die Krise selbst. Zukunftsfähig wäre der Versuch, der Reduzierung der Ressourcen entgegenzuwirken.

 

Gemeinsamer Pfarrgemeinderat von St. Ignaz und St. Stephan

Kontakt:
Pfarrbüro St. Ignaz
Domstr. 10
55116 Mainz