Auf dem Weg zu neuen Pfarreien

(c) Bistum Mainz
Datum:
Fr. 27. Mai 2022
Von:
tob (MBN)

Offizieller Auftakt für den Beginn der zweiten Phase des Pastoralen Weges im Bistum Mainz ist die Errichtung von 46 Pastoralräumen durch den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Donnerstag, 28. April. Aus den neuen Pastoralräumen werden bis zum Jahr 2030 insgesamt 46 neue Pfarreien im Bistum hervorgehen. 

Bei einem Empfang am Donnerstagabend, 28. April, wird Bischof Kohlgraf zusammen mit der Geschäftsführenden Vorsitzenden der Diözesanversammlung im Bistum Mainz, Dr. Susanne Barner, Perspektiven für die zweite Phase des Pastoralen Weges vorstellen. Zu dem Empfang im Erbacher Hof in Mainz, der anstelle des coronabedingt abgesagten Neujahrsempfang stattfindet, sind neben rund 200 Vertretern aus dem gesamten Bistum auch die 46 Leitenden Pfarrer der Pastoralräume eingeladen. Am Sonntag, 12. Juni, wird in Mainz außerdem als diözesane Auftaktveranstaltung der zweiten Phase des Pastoralen Weges ein „Richtfest“ mit Bischof Kohlgraf begangen. Es steht unter dem Motto „Ich baue dir ein Haus“ (2 Sam 7,27).

Kohlgraf: Netzwerk von Gemeinden und Kirchorten

Die Gründung der Pastoralräume ist die Vorstufe zur Gründung von neuen Pfarreien. In dieser Übergangsphase sollen die bisherigen 134 Pfarrgruppen und Pfarreienverbünde im Bistum sowie die verschiedenen Kirchorte wie Caritas, Kindertagesstätten und Schulen zu einem lebendigen Netzwerk zusammenwachsen. Bischof Kohlgraf beschreibt den Netzwerk-Gedanken folgendermaßen: „Die Logik des Pastoralen Weges ist eine Logik von ‚unten nach oben‘. Das Leben in den Gemeinden vor Ort soll ja durch das Netzwerk von Gemeinden und anderen Kirchorten gefördert werden. Dabei können Schwerpunkte gesetzt werden. Nicht jede Gemeinde muss alles leisten, sondern in diesem Netzwerk von Gemeinden und Kirchorten können Schwerpunkte gesetzt werden, die es erlauben, auch die Charismen, die Gaben der Menschen vor Ort, besser zum Tragen zu bringen. Ich bin davon überzeugt, dass dort, wo es Leben gibt, auch in Zukunft lebendiges kirchliches Leben stattfinden wird. Wir werden in Zukunft noch mehr auf die Menschen vor Ort setzen und ihnen Anteil geben, auch an Leitungsverantwortung und an Gestaltungsmöglichkeiten.“

Die ersten Neugründungen von Pfarreien im Bistum wird es Anfang 2024 geben. Die Pastoralräume Ingelheim, Viernheim, Langen-Egelsbach und Einhausen-Lorsch werden wunschgemäß im Sommer 2022 in die „Phase II B“ aufgenommen mit dem Ziel der Pfarreigründung zum 1. Januar 2024. Der Pastoralraum Offenbach wird ebenfalls im Sommer 2022 in die „Phase II B“ aufgenommen; aufgrund der Größe und Komplexität dieses Pastoralraumes wird aber zunächst offengelassen, ob eine Pfarreigründung zum 1. Januar 2024 oder zum 1. Januar 2025 angestrebt wird. In der Übergangsphase wird es teilweise notwendig sein, dass manche Gremien der bisherigen Pfarreien und Gremien der neuen Pastoralräume nebeneinander bestehen. Die schrittweise Zusammenführung macht es erforderlich, die turnusgemäß für November 2023 vorgesehenen Pfarrgemeinderatswahlen im Bistum zu verschieben: Als Wahltermin wurden der 16. und 17. März 2024 festgelegt.

Organisationsstruktur im Pastoralraum

Ein wichtiges Gremium für die Gestaltung der Seelsorge in den neuen Strukturen wird die Pastoralraumkonferenz mit ihren verschiedenen Projektgruppen sein. Sie berät nicht nur über Vermögens-, Immobilien- und Verwaltungsfragen, sondern auch etwa über Formen, Zahl und Ort der Gottesdienste, die Katechese-Angebote zur Vorbereitung auf die Sakramente und unterstützende diakonische Hilfen im Pastoralraum.

Bereits im Januar 2022 hatte Bischof Kohlgraf die Leiter der 46 Pastoralräume ernannt. Der Leiter des Pastoralraums ist jedoch nicht Pfarrer für alle Pfarreien, die in einem Pastoralraum zusammengeschlossen sind. Seine besondere Aufgabe ist es, das Zusammenwachsen zu einer neuen Pfarrei im Auftrag des Bischofs im Team mit allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Pastoralraum umzusetzen. Unterstützt wird der Leiter des Pastoralraums außerdem von einer Koordinatorin oder einem Koordinator. Mit der Pfarreigründung soll es für alle neuen Pfarreien eigene Verwaltungsleiterinnen oder Verwaltungsleiter geben.

Künftig vier Regionen

Mit der Errichtung der Pastoralräume ist zum 1. Juni die Auflösung der Dekanatsebene im Bistum verbunden, da eine Untergliederung von 46 Pfarreien in die bisherigen 20 Dekanate nicht sinnvoll ist. Ein Teil der Aufgaben der bisherigen Dekanate wird auf die neuen Pfarreien übergehen; einige Aufgaben auf die Bistumsebene.  In vier Regionen soll als Zwischenebene, Austausch, Zusammenarbeit und fachliche Unterstützung auf regionaler Ebene erfolgen. Um die Zusammenarbeit in der Region zu initiieren und zu fördern, wird es in jeder Region Regionalreferentinnen oder Regionalreferenten geben. 

Das Bistum gliedert sich künftig in folgende vier Regionen:

  • Oberhessen (bisherige Dekanate Alsfeld, Gießen, Wetterau-Ost und -West)
  • Mainlinie (bisherige Dekanate Dreieich, Offenbach, Rodgau, Rüsselsheim, Seligenstadt)
  • Rheinhessen (bisherige Dekanate Alzey-Gau-Bickelheim, Bingen, Mainz-Stadt und -Süd, Worms)
  • Südhessen (bisherige Dekanate Bergstraße-Mitte, -Ost, -West, Darmstadt, Dieburg, Erbach)

Der Pastorale Weg im Bistum Mainz

Der Pastorale Weg des Bistums Mainz ist ein Prozess der geistlichen und strukturellen Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz. „Wir wollen eine Kirche des Teilens werden, in der nicht nur Leben und Glauben, sondern auch Ressourcen und Verantwortung geteilt werden“, hat Bischof Kohlgraf als Grundidee dieses Weges hervorgehoben.

Mit den strukturellen Veränderungen des Pastoralen Weges reagiert das Bistum Mainz auch auf die Entwicklungen der kommenden Jahre: Neben einem Rückgang der Katholikenzahlen geht das Bistum Mainz von einem Rückgang von Seelsorgerinnen und Seelsorgern und einem Rückgang des Kirchensteueraufkommens aus, wie Bischof Kohlgraf hervorhebt: „Die Zeit der Volkskirche, in der viele auch emotional groß geworden sind, geht dem Ende entgegen oder ist bereits an ein Ende gekommen. Deswegen geht es beim Pastoralen Weg im Bistum Mainz nicht nur um Strukturveränderungen. Wir haben uns von Anfang an dafür entschieden, den Weg als einen sogenannten geistlichen Weg zu gehen, das heißt uns gläubig und hoffnungsvoll der Wirklichkeit zu stellen. Dabei darf es nicht nur darum gehen, einer scheinbar guten goldenen Welt nachzutrauern, sondern die Wirklichkeit und das Hier und Heute, in dem wir leben, als den Ort zu verstehen, von dem Gott uns auf den Weg schickt, das Evangelium zu den Menschen zu bringen.“

Weiter betont Kohlgraf: „Wir können die Situation nicht so weiterlaufen lassen, weil wir in der bisherigen Logik der Versorgung durch Hauptamtliche und auch durch Geld nicht mehr die Möglichkeiten haben, einfach die traditionellen Strukturen am Laufen zu halten. Strukturveränderungen hat es in der Kirche immer gegeben und wir reagieren jetzt auf die Situation unserer Zeit und müssen schauen, dass die Strukturen so angepasst werden, dass sie unserem Auftrag und unseren Möglichkeiten entsprechen. An manchen Orten werden keineswegs jahrhundertealte Strukturen verlassen, sondern wir knüpfen an die Strukturen vor dem Zweiten Weltkrieg an. Das gilt vor allem für die Regionen, in denen die Katholiken eine Minderheit bilden.“

In der ersten Phase des Pastoralen Weges hatten ab 2019 die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden in den insgesamt 20 Dekanaten die Aufgabe, pastorale Konzepte für die neuen Strukturen zu entwickeln. Offizieller Auftakt des Pastoralen Weges war ein Workshoptag (1. Juni 2019) mit über 300 Teilnehmern in Mainz und ein Gottesdienst mit Bischof Kohlgraf an Pfingstsonntag 2019 im Mainzer Dom. Bei der Diözesanversammlung am 22. September 2018 hatte Bischof Kohlgraf die grundlegenden Konturen des Pastoralen Weges vorgestellt; zum 1. November 2018 war die Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg eingerichtet worden.

Hinweise:

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