Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 13. Sonntag im Jahreskreis 2022

Datum:
So. 26. Juni 2022
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum 13. Sonntag im Jahreskreis 2022

Zur 1. Lesung (1 Kön 19, 16b.19-21)

Am letzten Sonntag haben wir von dem zweitwichtigsten Propheten des Alten Testaments (nach Mose), Elíja (912-850 v. Chr.), gehört, in der heutigen Lesung wird geschildert, dass und wie Elíja sein Prophetenamt an Elíscha weitergibt.

Lesung aus dem ersten Buch der Könige:

In jenen Tagen sprach der Herr zu Elíja: „Salbe Elíscha, den Sohn Schafats aus Abel-Mehola, zum Propheten an deiner Stelle. Elíja ging vom Gottesberg weg und traf Elíscha, den Sohn Schafats. Er war gerade mit zwölf Gespannen am Pflügen und er selbst pflügte mit dem zwölften. Im Vorbeigehen warf Elíja seinen Mantel über ihn. Sogleich verließ Elíscha die Rinder, eilte Elíja nach und bat ihn: Lass mich noch meinem Vater und meiner Mutter den Abschiedskuss geben; dann werde ich dir folgen. Elíja antwortete: Geh, aber komm dann zurück! Bedenke, was ich an dir getan habe. Elíscha ging von ihm weg, nahm seine zwei Rinder und schlachtete sie. Mit dem Joch der Rinder kochte er das Fleisch und setzte es den Leuten zum Essen vor. Dann stand er auf, folgte Elíja und trat in seinen Dienst.“

Zur 2. Lesung (Gal 5, 1.13-18)

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Vers 1)! Diese großartige Zusage (und Verantwortung) spricht uns Paulus im heutigen Abschnitt aus seinem Brief an die Gálater zu. Doch Freiheit im Sinne Jesu Christi bedeutet nicht, tun und lassen zu können, was wir wollen (vgl. „Vorwand für das Fleisch“, Vers 13), dafür brauchen wir keinen Gott und keinen Glauben. Die göttliche Freiheit meint die Unabhängigkeit (von egoistischen Begierden), (für alle) gute Entscheidungen zu treffen, d.h. gut zu denken und dementsprechend zu handeln, es geht um die Freiheit zur Nächsten- und damit zur Gottesliebe, um sich so zur Verfügung zu stellen, Gottes Liebe den Menschen durch eigenes Tun erfahrbar zu machen. Nach der Überzeugung Pauli sind wir zur Freiheit = Liebe berufen. Wir sind frei, wenn wir lieben – denn dann ist alles (Gute) möglich!

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gálater:

Liebe Schwestern und Brüder! „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen. Ihr seid zur Freiheit berufen, Schwestern und Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Wenn ihr einander beißt und verschlingt, dann gebt Acht, dass ihr euch nicht gegenseitig umbringt. Darum sage ich: Lasst euch vom Geist leiten, dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen. Denn das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist, das Begehren des Geistes aber gegen das Fleisch; beide stehen sich als Feinde gegenüber, sodass ihr nicht imstande seid, das zu tun, was ihr wollt. Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz.“

Zum Evangelium (Lk 9, 51-62):

Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, deswegen nimmt man ihn in Samarien nicht auf – warum? Samarien liegt im nördlichen Teil des Westjordanlandes. In diesem Gebiet siedeln nach biblischer Überlieferung zehn der zwölf Stämme Israels. Seit der Eroberung durch die Assyrer 722 v. Chr. sind diese Stämme vom Südreich Juda (mit den Stämmen Juda und Benjamin) getrennt und gelten fortan als heidnisches Gebiet, weil die Einwohner dieses ehemaligen Nordreichs („Israel“) Kontakt zu anderen Völkern und Göttern haben und daher nicht mehr als rein-israelitisch gelten. Als ab 520 v. Chr. der zerstörte Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut wird, wollen die Samaritaner dabei mithelfen, was wegen ihrer „Unreinheit“ abgelehnt wird (vgl. Esra 4, 3). Deswegen lehnen sie wiederum den Tempel in Jerusalem ab und bauen ihren eigenen in Garizim. – Dass Jesus nach dieser Erfahrung, von den Samaritanern nicht aufgenommen zu werden, als Protagonisten für sein Gleichnis von der unbedingten Nächstenliebe einen Samariter auswählt (vgl. Lk 10, 25-37), unterstreicht wiederum die Freiheit Jesu (vgl. die Anmerkungen zur zweiten Lesung) und seine Überzeugung, dass alle Menschen nicht nur gleich von Gott geliebt sind, sondern dadurch gleich befähigt, Werkzeuge (der Liebe) Gottes zu sein (vgl. 1 Kor 3, 9; Joh 1, 12).

Im Gegensatz zu Jesus sind seine Jünger darüber, dass er in Samarien nicht aufgenommen wird, derart empört, dass sie das mit einer göttlichen Strafe ahnden wollen. Dazu erwähnt der Evangelist nur, dass Jesus sie zurechtweist (vgl. Vers 55), aber nicht, warum. Ich glaube, es sind v.a. zwei Gründe, die Jesus dabei hat: Rache geht grundsätzlich nicht, und deswegen lässt sich Gottes Kraft auch dafür nicht instrumentalisieren.

In der zweiten Hälfte des heutigen Evangeliums zeigt Jesus auf, was es konkret bedeutet, sich für die Liebe Gottes, „sein Reich“, zur Verfügung zu stellen: Wer Jesus wirklich nachfolgen will, d.h. so leben und so lieben will wie er, der wird sich an keine lokale Heimat mehr binden, sondern überall dort „zu Hause sein“, wo Gott ihn braucht. Zweitens wird er grundsätzlich nach vorne schauen (vgl. Vers 60) und sich drittens von keinen persönlichen Bindungen aufhalten lassen, im Dienst des / am Nächsten zu stehen (vgl. Vers 62).

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:

„Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen. Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf. Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.“

In dieser Woche war Sommersonnenwende, d.h. am 21.06. war der längste Tag und die kürzeste Nacht = die zweite Jahreshälfte beginnt. Wenn wir mögen, dann können wir das bewusst reflektieren:

  • Wie war das erste Halbjahr für mich? Was war gut? Was war nicht so gut?
  • Wovon brauche ich mehr und wovon weniger?
  • Was wünsche ich mir (von mir) von der zweiten Jahreshälfte?