Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 28. Sonntag im Jahreskreis

Datum:
Sa. 10. Okt. 2020
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zu den Lesungen und zum Evangelium des 28. Sonntags im Jahreskreis:

Zur 1. Lesung (Jes 25, 6-10a)

In den Textabschnitten aus dem Matthäus-Evangelium und dementsprechend aus dem Alten Testament geht es heute um Einladungen Gottes und mögliche Antworten des Menschen.

Die Lesung aus dem Propheten Jesája ist aus dem apokalyptischen Teil dieses Buches entnommen. Jesája beschreibt visionär, was er für das Ende der Zeiten kommen sieht: Auf Zion (= ursprünglicher Name für Jerusalem (vgl. 2 Sam 5, 7; Jes 8, 18) = seit dem Bau des Jerusalemer Tempels unter König Salomo (ca. 1000 v. Chr.) wird Zion zum Synonym für den Wohnsitz Gottes auf Erden = unmittelbare Nähe zum göttlichen Wesen) wird gefeiert, wenn und weil Gott seine Macht und Herrlichkeit vor allen Völkern offenbart hat (nach dem Glauben der Christen durch Jesus Christus!), d.h. das, was die Menschen durch die Sünde (= so sein zu wollen wie Gott, vgl. Gen 3, 4) verloren haben, ihre Unmittelbarkeit zu Gott, ihr unverbrüchliches Vertrauen und ihre gewissenhafte Nähe, wird wieder hergestellt. Das „beseitigt den Tod für immer“ (Jes 25, 8a), d.h. es gibt keine Angst mehr, aber auch keine Trauer und Schuld (vgl. aus der Offenbarung des Johannes (Offb 21, 4-5a): „Er [Gott] wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu“).

Lesung aus dem Buch Jesája:

An jenem Tag „wird der Herr der Heere auf diesem Berg – dem Zion – für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. 

Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen. 

An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten. Das ist der Herr, auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. Ja, die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.“

Zur 2. Lesung (Phil 4, 12-14.19-20)

Paulus macht im heutigen Abschnitt aus seinem Brief an die Philipper deutlich, wie sehr und wie umfassend er aus dem Glauben an Jesus Christus lebt. Egal, ob es für ihn Überfluss oder Entbehrung gibt: Alles vermag er durch den, der ihm Kraft gibt! Nach der Überzeugung Pauli kann derjenige alles ertragen, der an Gott glaubt / auf ihn vertraut. Denn durch Christus wird uns alles (!), was wir nötig haben, geschenkt! Ich glaube, um das in unserem Leben zu verwirklichen und zu verifizieren, gibt es drei wesentliche Implikationen:

  1. Glauben wir das (wirklich)?
  2. Müssen wir uns dafür intensiv mit den Botschaften und Lebensereignissen Jesu auseinandersetzen, um immer wieder / mehr zu verstehen, welches Heil Jesus zu welchem Lebensumstand anbietet.
  3. Sind wir dabei nie allein: Der Heilige Geist Gottes will uns gerade dabei helfen / leiten!

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper:

Liebe Schwestern und Brüder!

"Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt. Trotzdem habt ihr recht daran getan, an meiner Bedrängnis teilzunehmen.

Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken. Unserem Gott und Vater sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.“

Zum Evangelium (Mt 22, 1-14)

Es gibt ja viele Lebenssituationen, die für so wichtig gehalten werden, dass die Menschen sie auch gerne mit anderen zusammen feiern. Ob Geburt(stag), religiöse Feiern (im Christlichen z.B. Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit), Schul- o.ä. Abschlüsse, Einweihungen etc. – ich glaube, es ist sehr wichtig, besondere Gegebenheiten auch mit einer Feier zu ehren. Sicherlich haben Sie nicht nur viele solcher Feiern ausgerichtet, sondern waren bestimmt auch oft eingeladen. Woran kann man eigentlich äußerlich erkennen, dass Sie auf ein Fest eingeladen oder schon dort sind? Mir sind da zumindest drei Merkmale eingefallen: Sie haben sich sicherlich entsprechend gekleidet, wahrscheinlich haben sie auch ein Geschenk dabei, und Sie benehmen sich der Situation angemessen.

Das heutige Gleichnis Jesu knüpft unmittelbar an dem vom letzten Sonntag an (vgl. Mt 21, 33-44). Er beschreibt darin das Reich Gottes (= Gott wird in seiner Liebe mächtig) als ein Hochzeitsmahl = die Feier der Vermählung des Erben (= Sohn) (mit der Welt?!). Die „eingeladenen Gäste“ sind zunächst die Juden, doch diese lassen sich durch den Ruf der Propheten (= „Diener“) nicht zur Teilnahme am Reich Gottes bewegen = sie stellen sich nicht als Boten der Liebe Gottes zur Verfügung.

Wahrscheinlich hat Matthäus Vers 7 („Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen“) eingefügt und die Kreuzigung Jesu sowie die Zerstörung Jerusalems im jüdisch-römischen Krieg 70 n. Chr. in die Erzählung mit aufgenommen.

Nachdem die Juden dem Ruf Gottes nicht folgen, ergeht dieser Ruf an alle Menschen (!). Wichtig ist dabei auch der Hinweis „Böse und Gute“ (Mt 22, 10), d.h. sowohl Jesus als auch die Urkirche lehnen eine „Kirche der Reinen“ ab, da alle Menschen immer auch Sünder sind (vgl. auch Kol 3, 1-17).

So füllt sich der Saal (= die Kirche) mit Gästen, die mitfeiern / mitleben wollen, dass Gott jeden Menschen vor aller Leistung und trotz aller Schuld liebt und durch uns eine bessere Welt aufbauen will. Doch „einer“ (vgl. Mt 22, 11) (= wenige) sind dabei, die sich nicht entsprechend gekleidet, d.h. die sich nicht „umgezogen“ haben (vgl. auch Eph 4, 22-24: „Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“). Diese werden durch Gott (!) am Ende zur Rechenschaft gezogen.

„Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt“ (Mt 22, 14) ist ein tiefer und schwieriger Schlusssatz: „Gerufen“ sind alle Menschen (!), auf ihr Herz, ihr Gewissen, auf das Gute (für uns Christen: Jesus Christus) und auf die Menschen guten Willens (vgl. Lk 2, 14) zu hören und sich damit auf die „Frequenz“ Gottes (= Hl. Geist) einzustellen. Auch wenn (auch) der Glaube immer schon Geschenk Gottes (= Gnade) ist, so liegt es doch an der Entscheidung / der Verantwortung des Menschen, auf den Ruf Gottes zum Guten in freier Selbstbestimmung zu antworten. „Auserwählung“, d.h. auch tatsächlich mitwirken am Reich Gottes, ist daher nicht die Entscheidung Gottes, sondern jedes Einzelnen! Wer auf diesen Ruf Gottes antwortet (vgl. Mariä Verkündigung, Lk 1, 38: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“), der legt das Kleid bedingungsloser Liebe an, das Gott selber schenkt (vgl. das Taufkleid)! Selbstverständlich Jesus, aber auch Maria haben ausschließlich so gelebt, daher sind sie die Urtypen des Menschen – so hat Gott uns gewollt, weil dadurch (sein) Heil zu den Menschen kommt! Wenn wir also mitfeiern = mitwirken wollen im Reich Gottes, müssen wir uns entsprechend kleiden (vgl. auch Kol 3, 12b-14: „Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht“).

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus:

In jene Zeit erzählte Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis:

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete.

Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Mein Mahl ist fertig, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!

Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.

Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren es nicht wert (eingeladen zu werden). Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein.

Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.

Als sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? Darauf wusste der Mann nichts zu sagen. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.

Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.“