Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 3. Sonntag der Osterzeit

Datum:
So. 18. Apr. 2021
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum 3. Sonntag der Osterzeit

Liebe Schwestern und Brüder,

es kommt nicht so häufig vor, dass alle drei Lesungen eines Sonntags dasselbe Thema „behandeln“. An diesem Sonntag ist das der Fall, und zwar mit einem der wichtigsten Themen des / der Menschen: Den Umgang mit Schuld. Diese grundsätzliche Dimension, Erfahrung und Herausforderung menschlichen Lebens zählt Viktor Frankl (der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, 1905-1997) zu der „tragischen Trias“, wie er es nennt: Leid, Schuld und Tod als wesentliche (negative) Grenzerfahrungen, deren Bewältigung und Bedeutung zum Kern jeder Religion gehört! So stellt sich im Laufe des Lebens eines jeden Menschen die Frage, wie er damit umgeht, d.h. welche konkreten Lösungs-Wege es geben kann, eigenes und fremdes Fehlverhalten zu bewältigen.

Nach christlichem Verständnis bedeutet jede Sünde eine Abkehr vom Guten / von Gott, und das ist jede Form von Egoismus, der die (negativen) Folgen für die anderen in Kauf nimmt und buchstäblich nur an sich selbst denkt. Sündenvergebung bedeutet dann, dass der Weg zu Gott / zum Guten wieder freigemacht wird. Die spannende Frage ist, wodurch? Ich habe mal die wichtigsten Sünden-vergebenden Vollzüge in der Kirche zusammengestellt:

  1. Das Sakrament der Versöhnung (Beichte).
  2. In der Eucharistiefeier:
  • der Bußritus (Eingeständnis des persönlichen Versagens),
  • das Wort Gottes (Hören auf Gottes Heilstaten. Das gilt natürlich für jegliches Lesen der Bibel),
  • Hochgebet (Vergegenwärtigung der vergebenden Liebe Gottes, v.a. die Wandlungsworte Jesu:

„Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ – eine Erklärung dazu bietet der heutige Abschnitt aus dem 1. Johannesbrief, vgl. 1 Joh 2, 2).

  1. Alle Sakramente (Annahme der liebenden Zuwendung Gottes in speziellen Lebenssituationen)!
  2. Jedes Gebet, Fasten, Almosen geben!
  3. Werke der Nächstenliebe:
  • 1 Petr 4, 8: „Denn die Liebe deckt viele Sünden zu.“
  • Spr 10, 12: „Liebe deckt alle Vergehen zu.“

Das sind also die wichtigsten Möglichkeiten, wie Vergebung (= Abkehr vom Fehlverhalten und erneute Orientierung am / zum Guten) funktioniert. Nach meiner persönlichen Überzeugung gibt es aber nur eine (!) Möglichkeit, die Schuld, die ich durch meine Sünden auf mich geladen habe, abzutragen: In dem ich für deren Tilgung etwas Gutes tue, das ich ansonsten nicht (!) getan hätte. Der Umfang dieser Wieder-Gutmachung muss in etwa dem entstandenen „Schaden“ entsprechen – das ist die eigentliche Aufgabe der Bußwerke zum Abschluss der Beichte und aller anderen oben genannten Vergebungs-Wege.

Wenn Sie also ein eigenes Fehlverhalten belastet, dann schauen Sie bitte, was könnten Sie wem (am besten der geschädigten Person) in welcher Form und in welchem Umfang Gutes tun, um Ihre Schuld damit zu verringern! Sie spüren dann, was es dafür braucht.

In den Lesungen habe ich die entsprechenden Aussagen über (den Umgang mit) Schuld unterstrichen.

Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 3, 12a.13-15.17-19)

In jenen Tagen „wandte sich Petrus an das Volk: Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr verraten und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, ihn freizulassen. Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und die Freilassung eines Mörders gefordert. Den Urheber des Lebens habt ihr getötet, aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Dafür sind wir Zeugen. Nun, Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso wie eure Führer. Gott aber hat auf diese Weise erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten im voraus verkündigt hat: dass sein Messias leiden werde. Also kehrt um und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden.“

Zweite Lesung aus dem 1. Johannesbrief (1 Joh 2, 1-5a)

„Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt.

Wenn wir seine Gebote halten, erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben. Wer sagt: Ich habe ihn erkannt!, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner und die Wahrheit ist nicht in ihm. Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet.“

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (Lk 24, 35-48)

Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und den anderen Jüngern, „was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.“