Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 6. Sonntag der Osterzeit

Datum:
So. 9. Mai 2021
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum 6. Sonntag der Osterzeit

Liebe Schwestern und Brüder,

heute ist Muttertag! Ich persönlich finde diesen Tag sehr wichtig, und dass er mittlerweile in vielen Teilen der Erde begangen wird, hat eine interessante Geschichte: Mitte des 19. Jh. (1865) wollte die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis eine Mütterbewegung gründen. Ein Mal im Jahr, am Mothers Day Meeting, trafen sich Mütter, um sich zu bestimmten Themen auszutauschen.

Diese Zeit kann man auch als die „erste Welle“ der Frauenbewegung beschreiben, eine Entwicklung, die v.a. auf die französische Revolutionärin, Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Olympe de Gouges (1748-1793) zurückzuführen ist (vgl. ihre „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ von 1791) (Finnland ist 1906 das erste europäische Land mit Frauenwahlrecht, in Deutschland seit 1919).

1905 starb Ann Maria Reeves Jarvis, zum Gedenken an ihre Mutter veranstaltete ihre Tochter Anna Marie Jarvis am 12.05.1907 zum zweiten Todestag ihrer Mutter ein „Memorial Mothers Day Meeting“, was unseren heutigen Muttertag begründete. Schon 1914 wurde der Muttertag am zweite Sonntag im Mai als nationaler Feiertag in den USA begangen, in Deutschland gibt es ihn seit 1922, hier ist er vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber verbreitet worden.

 

Außerdem ist heute der 100. Geburtstag der Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und Mitglied der „Weißen Rose“, Sophie Scholl (09.05.1921-22.02.1943).

Zur 1. Lesung (Apg 10, 25-26.34-35.44-48)

Der heutige Abschnitt aus der Apostelgeschichte hat sich wohl kurze Zeit nach dem Pfingstereignis abgespielt: Die Jerusalemer (Ur-)Gemeinde hat bereits einige tausend Mitglieder (vgl. Apg 2, 41), die vom jüdischen Glauben durch die Taufe zum Christentum konvertiert sind. Heute hören wir, dass sich auch ein römischer Hauptmann, Kornélius, taufen lässt. Das ist nicht nur der ausführlichste Bericht einer Bekehrung in der Apostelgeschichte (Apg 10, 23b-48), sondern hat (und deswegen wird es wahrscheinlich so ausführlich geschildert) eine grundlegende und wegweisende Bedeutung für die junge Kirche, weil Kornélius einer der ersten Nichtjuden ist, der sich taufen lässt (er ist der erste bezeugte römische Heidenchrist, in Apg 8, 26-40 lässt sich ein äthiopischer Kämmerer taufen). Dadurch wird zweierlei (immer mehr) deutlich: Die Christen sind keine jüdische Sekte (mehr), und das Heil(sangebot) Jesu Christi gilt für alle Menschen! Damit beginnt die Heidenmission, in der sich eine wesentliche Erfahrung Jesu fortsetzt: So wie auch er zunächst davon ausgeht, dass er „nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“ (Mt 15, 24) ist und durch das Gespräch mit der Syrophönizierin (vgl. auch Mk 7, 24-30) erkennt, dass Gottes Liebe und Auftrag alle Menschen meint (Gott sieht nicht auf die Person, sondern ihm ist in jedem Volk willkommen, „wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“ (Vers 35)), so soll auch die Kirche zu allen Völkern gehen und alle Menschen zu Jüngern Christi machen (vgl. Mt 28, 19).

Lesung aus der Apostelgeschichte:

 „Als Petrus in Cäsaréa beim Hauptmann Kornélius ankam, ging ihm dieser entgegen und warf sich ehrfürchtig vor ihm nieder. Petrus aber richtete ihn auf und sagte: Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch. Dann begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Noch während Petrus redete, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten. Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Zungen reden und Gott preisen. Petrus aber sagte: Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben? Und er ordnete an, sie im Namen Jesu Christi zu taufen. Danach baten sie ihn, einige Tage zu bleiben.“

 

Zur 2. Lesung (1 Joh 4, 7-10)

Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4, 8b) ist wohl das schönste, wichtigste und umfassendste Gottesbild! Wer daran glaubt d.h. danach lebt, wird einem anderen nichts zuleide tun (vgl. „das wichtigste Gebot“, Mt 22, 37-39: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den ropheten“). Das ist die Grundlage und einzige nachhaltige Chance und Bedingung für globalen Frieden, für Gerechtigkeit, Teilen, Entwicklung, und Bewahrung der Schöpfung!

Lesung aus dem 1. Johannesbrief:

„Liebe Schwestern und Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.“

 

Zum Evangelium (Joh 15, 9-17)

Es ist sehr passend und kostbar, dass an den letzten drei Sonntagen der Osterzeit die Evangelien aus den „Abschiedsreden Jesu“ nach Johannes genommen werden, diese wunderbaren und ausdrucks-starken Texte, die Jesus nach der Fußwaschung (vgl. Joh 13, 1-20) zu seinen Jüngern spricht (vgl. Joh 13, 21 – 17, 26), die Zusammenfassung seines Glaubens und seiner Botschaft als Vermächtnis und Auftrag für seine Jünger! Heute hören wir die wichtigste Aussage, die dadurch das Programm, die Richtschnur und das Merkmal christlichen Lebens und Verkündigung bedeutet: „Liebt einander“ (Vers 17)! In allem, was Jesus getan und gesagt hat, kommt diese Liebe (Gottes, und zu den Menschen) zum Ausdruck, sie ist die Kraft und das Wesen Gottes, durch das alles (Gute) entsteht und vollendet wird. Durch diese Liebe sind wir nicht nur entstanden, um zu ihr zurückzukehren, sondern sollen sie in unserem Leben bezeugen, leben, weitergeben! Das ist der Auftrag Jesu und sein Auftrag an uns (vgl. Vers 14).

Die Frage bleibt, was wir brauchen, um in unserem Alltag besonders in schwierigen Situationen mit mehr Liebe, Güte, Verständnis und Verständigung zu reagieren?!

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!“