Meine Verabschiedung als Pfarrer der Gemeinde St. Peter/ St. Emmeran
Liebe Gemeinde, für mich heißt es nun, Abschied zu nehmen.
Meine Ernennung zum Pfarrer erfolgte zum 15. Januar 2005.
Die Entpflichtung zum 31. Juli erfolgt auf eigenem Wunsch, da ich nach nunmehr 15,5 Jahren amtsmüde geworden bin und im Alter von jetzt 63 Jahren auch nicht mehr die erforderlichen Kräfte habe. Manchen Aufgaben sehe ich mich nicht mehr gewachsen, und es fehlt die „Lust“. Ich weiß sehr wohl, dass es für mich an der Zeit ist, meine Tätigkeit als Pfarrer zu beenden. Die große anstehende, herausfordernde und strukturelle Aufgabe, die Pfarreien zusammen zu legen, möchte ich nicht mehr verantwortlich angehen. Als ich im vergangenen Jahr zum 1. Advent der Gemeinde meinen bevorstehenden Weggang ankündigte, war schon deutlich eine Betroffenheit (um es gelinde zu sagen) zu spüren. Das Amt des Pfarrers ist halt immer auch mit der Persönlichkeit, dem Charakter und dem Charisma des Inhabers verknüpft, und das macht es bisweilen manch einem schwer, jemanden gehen zu lassen. Aber es ist und bleibt auch ein Amt.
Ich habe jetzt einige Monate einer Auszeit vor mir, um mich neu orientieren zu können. Wenn überhaupt, werde ich noch einmal in begrenztem Umfang in der Seelsorge arbeiten, aber nicht noch einmal als Pfarrer. Ich gehöre dem Karmeliterorden an, und auch in den wenigen uns verbliebenen Konventen in unserer Ordensprovinz gibt es Aufgaben und Tätigkeiten, die zu erfüllen sind. Auch das kann ich nicht überhören. Im Moment ist alles ungewiss.
Ich blicke in St. Peter (meistens fällt bei den Gläubigen St.Emmeran weg, da beide einstmals selbstständigen Pfarreien vor über 2o Jahren fusioniert wurden und die Kirche St. Emmeran vor allem von den italienisch und kroatisch sprechenden Katholiken genutzt wird), dankbar und zufrieden auf eine gute, lebendige und erfüllte Zeit zurück. Was unsere Pfarrgemeinde charakterisiert, ist vor allem dies:
Das sind so die herausragenden Dinge. Aber es gibt auch noch manches andere, z.B: - Im vergangenen Jahr haben ca. 25 Personen in St. Peter unter der Leitung der Caritas eine Ausbildung zu Seniorenbegleiter*innen absolviert. Ein wichtiger Beitrag gegen die Vereinsamung der älteren und alleinlebenden Menschen in der Innenstadt. - Seit vielen Jahren gibt es zu Beginn der Fastenzeit eine Voll-Fastengruppe, das war immer ein guter Einstieg in die vorausliegende Fastenzeit. - Es gab mehrere Gemeindefahrten (z.B. nach Israel, Griechenland und Malta) – Highlights in St. Peter sind das jährliche Pfarrfest, die Mitternachtsmesse am Heiligen Abend, die Feier der Osternacht und die Fassenachtssitzung der Pfarrei (die aber für mich als „sturem Ostwestfalen“ jedes Jahr ein Opfer war, und ich habe mich auch mehrmals gern davor gedrückt…)
Mir war bei allem Tun immer zweierlei wichtig: Ein Pfarrer ist immer auf das Engagement vieler Ehrenamtlicher angewiesen. Dabei ist es aber auch erforderlich, dass man ihnen ihren eigenen Kompetenzbereich lässt. Da kann man nicht als graue Eminenz dabeistehen und alles besser wissen oder regeln wollen. Ich bin damit immer gut gefahren. Z.B. der Vorbereitungskreis für Familiengottesdienste aber auch der Jugendausschuss haben immer sehr selbstständig vorbereitet und entschieden. Es mussten natürlich Absprachen getroffen werden. Aber man muss und darf den Gläubigen und dem Heiligen Geist, der kraft Taufe und Firmung in ihnen wirkt, auch etwas zutrauen. Wenn ich jemanden um einen Dienst bitte oder ihn mit einer Aufgabe beauftrage, dann muss ich ihn auch machen lassen.
Und das zweite: Bei all unserem Tun ist nicht nur Gelassenheit wichtig, sondern auch Freude und Humor. Es ist schließlich eine Frohe Botschaft, die Christus uns gebracht hat, und die wir den Menschen in seinem Auftrag in Wort und Tat mit unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten weitergeben. Das sollen auch unsere Gottesdienste bei aller gebotenen Ernsthaftigkeit widerspiegeln, und darum habe ich mich auch bemüht. Für uns Christen ist das Glas immer halbvoll, nicht halbleer.
Pfarrer Thomas Winter wird ab August der neue Administrator der Pfarrei St. Peter/ St. Emmeran sein. Es wird in den kommenden Jahren seine Aufgabe sein, mehrere Pfarreien zu fusionieren. Das „Schifflein Petri“ durch die vielen Ängste, Vorbehalte und Unsicherheiten zu manövrieren, ist keine leichte Aufgabe, die sich ihm und den weiteren Haupt- und Ehrenamtlichen stellt. Ich hoffe sehr, dass es gut weitergeht, sicherlich anders, aber doch mit Leben und zukunftsorientiert. Ich sehe in dem neuen Beginn auch eine neue Chance: die Kirchengemeinden in der Mainzer Innenstadt werden mehr kooperieren, koordinieren, zusammenlegen (da wo es effektiv und notwendig ist) und initiieren können, wenn es eine gemeinsame Leitung gibt. Das vielfältige Leben in der Gemeinde St. Peter soll und kann auch gerade auf Grund des personellen Engagements weitergehen!
Als ich 1992 in Kamp-Lintfort am Niederrhein zum Priester geweiht wurde, wählte ich mir als Leitwort ein Wort aus dem Johannesevangelium: „Einer sät und ein anderer erntet.“ (Joh 4). Es ist ein Wort, das Jesus selbst als Sprichwort zitiert. „Einer sät und ein anderer erntet.“ Mir ist dieses Wort immer wichtig gewesen und auch geblieben. Es ist unsere Aufgabe als Christen, die Frohe Botschaft, die Jesus uns gebracht hat und die in uns lebt, mit unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten weiter zu geben, sie zu leben – so gut wie wir es halt können. Johannes XXIII. Sagt einmal: „Ich fahre fort, jeden Tag ein Samenkorn auszusäen. Wenn es an der Zeit ist, werden andere oder ich es ernten.“ Unsere Zeit ist die Zeit der Aussaat. Ob unser Einsatz und unsere Mühe Frucht bringt, und wie diese Frucht aussieht und ob ich sie selbst genießen kann – das wissen wir nicht. Aber ich habe auch selbst viel ernten und mich erfreuen und genießen können, wo nicht ich gesät hatte.
Mein Dank gilt den vielen Mitarbeiter*innen und Gläubigen, mit denen ich in der Gemeinde St. Peter/ St. Emmeran den Samen des Evangeliums ausgesät habe und mit denen ich auch manche Früchte unseres Einsatzes für das Reich Gottes ernten und genießen durfte.
Ihnen und Euch allen wünsche ich von Herzen eine gesegnete und gute Zukunft. Es ist Gottes Geist, der seine Kirche leitet, und das darf uns bei aller Ungewissheit und vorsichtigen Schritten auch gelassen und hoffnungsfroh machen.
Leider können wir keine weiteren Gottesdienstbesucher zu meiner Verabschiedung an diesem Wochenende zulassen. Wir dürfen ja pandemiebedingt nur eine begrenzte Anzahl zulassen und sind bereits „ausgebucht“. Der Gottesdienst am Sonntagmorgen wird aber live im Internet um 10.30 Uhr übertragen. Da können Sie auch die Abschiedsansprache unseres PGR-Vorsitzenden Andreas Wegerich hören. Den Link entnehmen Sie bitte der Titelseite unserer Website.
In Dankbarkeit grüße ich Sie herzlich
P. Josef Kemper OCarm.
Mainz, 23.7.2020