25. Sonntag im Jahreskreis C - Pfr. Stefan Schäfer

Datum:
So. 22. Sep. 2013
Von:
Pfr. Stefan Schäfer

25. Sonntag im Jahreskreis C - Pfr. Stefan Schäfer


Liebe Schwestern und Brüder,

vor einigen Jahren machte eine Meldung kurz Schlagzeilen: Im Juni 2010 hatten 40 US Milliardäre öffentlich das Versprechen abgegeben, jeweils die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Angeführt von Bill Gates war das eine Gruppe der Reichsten der Reichen, die diese Selbstverpflichtung aussprachen, ihr Vermögen teilen zu wollen. Man schätzt, dass durch diese Initiative im ersten Anlauf schon mindestens 120 Milliarden Dollar zusammengekommen sind.

Während die Welt sich angesichts dieser Großoffensive der Menschenfreundlichkeit noch ungläubig die Augen rieb, formierte sich freilich auch schon der Chor der Kritiker:
War das alles nicht nur ein gewaltiger PR -Coup, dazu bestimmt, von den Ursachen der weltweiten Wirtschaftskrise, die damals ja schon ihre Schockwellen um die Welt sandte, abzulenken, vor allem von ihren Verursachern?
Oder einfach ein gigantisches Steuersparmodell, durch das dem Staat Gelder entzogen werden sollten, die er gerechter einsetzen könnte als diese Spender mit ihren wohltätigen Projekten?
Und ganz grundsätzlich:
Ist es nicht an sich Ausdruck einer fundamentalen Ungerechtigkeit, dass einzelne Menschen - Bill Gates wurde damals auf 50 Milliarden Dollar taxiert - ein solches Vermögen überhaupt anhäufen können, während so viele in bitterster Armut leben müssen?

„Es gibt nichts Gutes - es sei denn man tut es", hat Erich Kästner einmal lapidar festgestellt. Aber man kann sicher auch grundsätzlicher fragen: Kann es das Gute überhaupt geben, wenn die Verhältnisse, in denen es getan wird, nicht gut sind? Wenn es das Übel der Ungerechtigkeit nicht an der Wurzel angreift und überwindet?

Der Blick in das heutige Evangelium mit dem Gleichnis von jenem doch etwas zwielichtigen Verwalter, der dennoch als Vorbild vor Augen gestellt wird, kann vielleicht zu einer nüchternen und realistischen Einstellung verhelfen:

Ganz selbstverständlich spricht Jesus da vom „ungerechten Reichtum". Aber nicht, um einen Gegensatz aufzubauen zwischen „ungerechtem" durch Betrug und Übervorteilung erworbenem und einem „gerechten", auf eigener Leistung gegründeten Vermögen.
Er scheint vielmehr ganz selbstverständlich davon zu sprechen, dass der Reichtum als solcher ungerecht ist, die 50 Milliarden eines Bill Gates ebenso wie mein bundesrepublikanisches Durchschnittseinkommen, mit dem ich in manchen Gegenden Afrikas oder Lateinamerikas ein schwerreicher Mann wäre.
Er ist Ausdruck eines Zustands der Welt „jenseits von Eden", der von Widersprüchen, Konkurrenz und Spaltung gekennzeichnet ist und in der es nicht gerecht zugeht.

Wir leben in einer Welt, die den ursprünglichen Plan ihres Schöpfers nicht mehr widerspiegelt, der, wie Gregor von Nazianz, ein Theologe des 4. Jahrhunderts es formuliert hat, „ das, was sie zum Leben brauchten, allen gemeinsam und im Überfluss gegeben und alle in gleicher Würde und Freiheit erschaffen hat."
Weil wir aber in einer solchen Welt leben und weil es keine andere gibt, begegnet uns heute im Evangelium eine nüchterne und realistische Weisung: „Macht euch mit dem ungerechten Reichtum Freunde", damit man euch, wenn ihr nichts mehr habt, in die ewigen Wohnungen aufnimmt.

Gewiss: wir können nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.
Aber: wir können Gott mit dem dienen, was unser Reichtum ist. Jeder an seinem Platz und mit dem, was ihm anvertraut ist.
Indem wir uns Freunde machen unter den Armen.

„Liebe Freunde, Brüder und Schwestern",
so heißt es in einer Predigt, die aus der Frühzeit der Kirche überliefert ist,
„lasst uns die materiellen Mittel, die uns anvertraut sind, gut verwalten, damit man uns nicht die Worte des Petrus vorhält, der einmal sagte: „Schämt euch, die ihr fremdes Eigentum zurückhaltet! Ahmt vielmehr die Gerechtigkeit Gottes nach und es wird keine Armen mehr unter euch geben." Lasst uns also Gott nachahmen, der von jeher wollte, dass es über Gerechte und Ungerechte regnet und über allen Menschen ohne Unterschied die Sonne aufgeht. Strebe danach, für einen Menschen im Unglück Gott zu werden, indem du Gottes Erbarmen nachahmst! Nirgends hat der Mensch mehr mit Gott gemeinsam als in seiner Fähigkeit Gutes zu tun."

Im heutigen Evangelium begegnen wir uns selbst in jenem Verwalter, der das Vermögen seines Herrn, verprasst. Und wir werden ermutigt, es ihm nachzutun.
Wir leben, nicht nur im materiellen Sinn, von dem, was uns nicht gehört und was wir eigentlich nicht verdient haben.
Die Hand, die den Schuldschein des andern durchstreicht, die gebende Hand aber wird zum Bild für jene schenkende Güte, die uns unser Leben gönnt, damit wir darin, mit allen, die uns auf diesem Weg begegnen, ihr entgegen gehen.

Amen