5. Sonntag im Jahreskreis - Fastnachtssonntag - Pfr. Stefan Schäfer

Datum:
So. 10. Feb. 2013
Von:
Pfr. Stefan Schäfer

Liebe Schwestern und Brüder,
 
wenn, wie´s gelegentlich geschieht,
man abends durch die Altstadt zieht
und, weil man sonst ja dehydriert,
auch mal ein Gläschen inhaliert,
fühlt man sich meist am Morgen matt,
weil man ein neues Haustier hat.
Während man den Kater streichelt,
wünscht man sich, dass der Spiegel schmeichelt.
Man sieht ein blässliches Gesicht:
„Wer bist denn du? Dich kenn ich nicht!"
Man erinnert sich verschwommen.
Wie ist man nur nach Haus gekommen?
 
Ich kenn, was ich grad vorgetragen
natürlich nur vom Hörensagen.
Bin selbst, wie Ihr mich liebt und kennt,
charakterfest und abstinent.
Um am asketischen Gedanken
moralisch mich emporzuranken,
würd ich, um meinen Geist zu stählen
nur geistliche Genüsse wählen-
Wozu auch die Getränke zählen.
 
Doch muss man, will man ihn ergötzen,
sich in den Hörer reinversetzen,
der sonst am Ende nicht versteht,
worum es in der Predigt geht.
 
Es sind in diesen Fastnachtstagen
letztlich die großen Menschheitsfragen,
an denen alles ist gelegen,
die im Schwellkopf wir bewegen:
Wo komm ich her? Wo geh ich hin?
Wie kommt´s dass ich so fröhlich bin?
Nach welchem Ziel lohnt es zu streben?
Und: Wird´s dort was zu trinken geben?
 
„Das wüsst ich wirklich gern genauer!",
sprach Nietzsche einst zum Schopenhauer.
Der sprach, denn er war Pessimist:
„Gut möglich, dass es Manna ist,
was man schlussendlich uns serviert.
Dann, Nietzsche, bist du angeschmiert."
 
Sie stritten hin und stritten her:
Ist´s Glas halb voll oder halb leer
und was sonst noch so zu hoffen wär.
Es wurde ziemlich dionysisch,
doch einigt man sich metaphysisch
und kommt am Ende zu dem Schluss,
dass sich der Mensch bescheiden muss,
weil er von dem nicht viel erkennt,
was jenseitig und transzendent.
 
„Man kann die ewigen Ideen
von hier aus nur verschwommen seh´n",
war Platons Beitrag zur Debatte,
der einen Ouzo bei sich hatte.
Und Sokrates, der Weise, spricht:
„Wähnt man sich auch ein großes Licht:
Nichts Genaues weiß man nicht!"
 
Nur der bleibt Philosoph, der schweigt,
von dem, was ihn halt übersteigt.
 
Nun war der Sokrates nicht blöder
als in Berlin Kristina Schröder.
Sie wirft die Stirn in Denkerfalten
und kann leider nicht an sich halten:
 
„Es war vor kurzem noch der Stand
der Diskussion im Abendland,
den Himmel und vor allen Dingen,
Gott nicht auf den Begriff zu bringen."
Verkündet sie im Interview.
„Ich aber sage euch, hört zu:
Als jungen Frau der Postmoderne
ist mir der liebe Gott nicht ferne.
Ich seh´ ihn aber nicht als bärtigen Alten
über unserem Schicksal walten
und auch nicht im Bild von jenen drallen
Göttinnen, die durch die Vorzeit wallen.
Mir scheint, Gott ist ganz einfach allen
ein gendermäßiges Wohlgefallen.
Dass er uns Mädchen nicht erschreckt,
bleibt er political correct.
Ist aber auch kein Feminist,
der nicht nett zu Männern ist,
sondern, das scheint klar wie Glas,
kein „Der" noch „Die", sondern ein „Das".
„Mach ruhig deine Äuglein zu,
das Gott schaut dir beim Träumen zu."
So sprech ich, wenn mein Kind ich bette."
Ach, wenn sie doch geschwiegen hätte.
 
Und doch hat mich das inspiriert:
Woll´n doch mal seh´n, wohin es führt,
wenn nur mit sächlichem Artikel,
ich meine Predigt fortentwickel!
 
Das Nashorn grast in der Savanne.
Das Kind plantscht in der Badewanne.
Das Quietsche Entchen schaukelt leicht,
wenn das Fontänchen es erreicht,
das im Bad nach oben schießt,
sofern das Kind ein Knabe ist.
 
Das war, meint Ihr, auf keinen Fall
ganz lupenrein geschlechtsneutral?
Dann probier ich´s noch einmal:
 
Das Fastnachtfeiern macht uns Spaß.
Das Glück zerbricht so leicht wie Glas.
Das Unglück, das ist das Gemeine,
kommt stets gehäuft und nie alleine:
Erst kentert unverseh´ns der Kutter,
dann rettet man die Schwiegermutter.
 
Das war, moniert Frau Auer spitz,
jetzt aber ein recht flauer Witz,
oder, sagen wir´s genauer,
ein chauvihafter Kalauer.
 
Ich mach hier vorne ja nur Spaß.
Vielleicht ihr Frau´n gefällt euch das:
 
Das Raumschiff fährt in ferne Welten.
Das „Fräulein" trifft man nur noch selten.
Im Westerwald man registriert,
dass uns das Malu jetzt regiert.
 
Das Lächeln, das Julia Klöckner ihr schenkt,
verrät nicht wirklich, was in Wahrheit sie denkt.
Sie würde aber, das lässt sich mit Sicherheit sagen,
König Kurt lieber weiter über den Nürburgring jagen.
 
Ansonsten sind ja meist die Frau´n
für mich nicht wirklich zu durchschau´n:
 
Unergründlich und zum Staunen
ist ihr Ratschluss, den für Launen,
ein beschränkter Geist nur hält.
Sanft beherrschen sie die Welt.
Leuchtet uns ihr Angesicht,
ist es als ob jemand spricht:
„Hab nur Mut. Es werde Licht!"
Man fühlt sich andrerseits als Wicht,
wenn, eben war man noch geblendet,
sich die Gunst dann wieder wendet
und grad´so wie ein Poenitent,
wie man den reuigen Sünder nennt,
über dem sich Wolken ballten,
der fleht: „lass bitte Gnade walten!"
Geheimnisvoll wie ihre Taschen, in die ein Mann besser nicht schaut,
ist schlechterdings ihr ganzes Wesen, das erforsche, wer sich traut.
Ein fascinosum et tremendum und möchte man dann mal entflieh´n
und vielleicht mit ein paar Kumpeln wie früher um die Ecken zieh´n,
ist da ein Aug, das alles sieht,
auch das, was heimlich nur geschieht,
ein Blick, der Mark und Knochen trennt
und uns im Innersten gut kennt:
„ Was du im Schilde führst, das seh ich,
denn ich bin multitaskingfähig.
Musst jetzt die Augen nicht verdreh´n ,
ich bin halt nicht zu hintergeh´n."
 
Halt ich all diese Attribute
der Frau als solcher nun zugute,
wird mir ein wenig flau zumute:
allwissend, gut und fast allmächtig,
unfehlbar und vor Tugend prächtig,
gerecht und dennoch voller Güte-
das wird doch, Hilfe, Gott behüte,
Ihr ahnt es wohl schon, meine Lieben,
sonst nur dem Schöpfer zugeschrieben!
Beim heil´gen Thomas von Aquin
komm ich nicht um den Schluss umhin:
Gott ist ganz höchstwahrscheinlich weiblich
und deshalb auch so unbeschreiblich !
 
Ich melde mit folgender These sodann
als Doktorand mich schnellstmöglich an
bei Ute Ranke Heinemann:
„Auch wenn mich das jetzt ganz persönlich betrübt:
Als Gott den Mann schuf, hat sie nur geübt."
 
Durch dies beste aller Welten,
als deren Herrn sie oft noch gelten,
streift seither, da wird manches klar,
ein echtes Mängelexemplar:
Die Patriarchen und die Gockel,
die Feldherren auf ihrem Sockel,
die Wichtigmacher, Alphatierchen,
die Stammtischler mit ihrem Bierchen,
die Machos mit dem Brusttoupée
und, wenn ich das richtig seh´,
die Kleriker vom Opus Dei,
sind Prototypen voller Mucken,
auch wenn sie große Töne spucken.
 
Vollkommen ist wahrscheinlich keiner
der Adams Brüderle und Rainer
ist, wie man liest, wohl auch so einer:
 
„Ich schau dir in die Augen Kleines!",
sprach Bogard einst in „Rick´s Cafe".
Die Bergmann ob des Kerzenscheines,
erst kühl, schmolz daraufhin wie Schnee.
 
„Wenn ich dir tief ins Auge seh,
ist mir, als ob´s ein Stern wohl sei",
sprach das Gesicht der FDP.
Mitternacht war längst vorbei.
 
„Da wär ja weiter nichts dabei",
die Frau vom Stern ist´s die jetzt spricht.
Das Piano spielt „as time goes by".
"Ins Aug´ schaust du mir aber nicht!"
 
Es hat den Tee von Bambussprossen
beim Zeitungslesen fast vergossen,
der Rößler, denn er merkt sogleich,
dass nicht mal im Promill´bereich
seine Truppe Punkte macht.
Hat dann an Guido noch gedacht,
-der Mann ist wirklich resigniert- :
„Mit dem wär uns das nicht passiert!"
 
Es baggert halt so gut er kann
Ein jeder Mann von Jugend an.
Was aber, wie grad angedeutet,
nicht immer auch Erfolg bedeutet.
 
Es wird die schwäbsche Eisenbahn
sobald nicht durch ihr Tunnel fahrn.
Auch manches andre zieht sich hin:
Den Luftweg von und nach Berlin
bestreitet noch Graf Zeppelin
bis in ferner Zukunft dann
Captain Kirk dort landen kann.
 
Wer aber im Glashaus sitzt, so sollte man meinen,
der werfe besser nicht mit Steinen.
Das Sprichwort gilt in jedem Fall.
Und nicht zuletzt in St. Chagall.
 
Drum füge ich zur Sicherheit an:
Landet also irgendwann
in Berlin die Enterprise
Dann erklingt auch bei uns die Orgel von Klais.
Es werden alle, die hier sitzen,
wie Mr. Spock dann die Ohren spitzen
und denken, während sie entgleiten,
in ferne, ungeahnte Weiten:
„Wie schön klingt das und ungewohnt.
Das Warten hat sich doch gelohnt!"
 
Es wird, wenn ich das richtig seh´,
allmählich Zeit für´s Resumée:
 
Das Faktum, dass wir Gast auf Erden,
ließ mich erst philosophisch werden.
Dann schlug ich einen großen Bogen,
so machen das wir Theologen:
Damit ich Euch Erleuchtung bringe,
sucht ich den Ursprung aller Dinge.
Und schließlich streift ich auf die Schnelle
in Beispielen das Aktuelle,
weil es uns nun mal oft erheitert,
wenn man sieht, wie jemand scheitert:
 
Es strebt der Mensch auf Lebenszeit,
wie Brüderle und Wowereit,
nach Zielen, die er nicht erreicht,
bis Frust dann der Erkenntnis weicht,
dass alle wir, als Adams Kind,
zwar arm doch selten sexy sind.
 
Jetzt bleibt noch eine Frage offen:
Wo geh ich hin? Was darf ich hoffen?
 
Gibt es den Tag, der nie vergeht,
wie´s ja schon in der Bibel steht?
Kommen dann alle in den Himmel?
Das wird ein schreckliches Gewimmel!
Wird dann, bei der Posaunen Hall,
gar Adi Schmelz als Zugmarschall
den Narrenzug nach oben führen?
Werd ich dann `ne Beklemmung spüren?
Wenn dann das Buch geöffnet wird,
wird mir die Rechnung präsentiert?
Für meinen Aufenthalt auf Erden-
Wie soll das je beglichen werden?
 
So frag ich. Und vor allen Dingen:
Werden die Hofsänger dann singen?
Läuten die das Final ein?
 
Ich weiß es nicht! Doch glaube ich: Nein!
 
Es wird, wie ich hoffe, ganz anders kommen:
Wenn für die Sünder und die Frommen
endgültig die Masken fallen,
erweist es sich, und zwar bei allen,
dass wir - einmal bei Licht beseh´n -
vor Gott mit leeren Händen steh´n.
Dann wird sich zeigen und das dürfen wir hoffen:
Die Bücher sind leer und die Rechnung bleibt offen.
Und vom Thron her erklingt eine Stimme sodann,
die uns allen gilt, gleich ob Frau oder Mann:
 
„ Es ist alles bezahlt und der Schuldschein zerrissen.
Ihr seid meine Gäste, das solltet ihr wissen.
Und ich möchte von euch auch nicht einen vermissen.
Die Zugente sammelt grad sie Letzten noch ein."
 
Das wird das letzte Wort in Ewigkeit sein.
Amen