Darstellung des Herrn  - Pfr. Stefan Schäfer

Datum:
So. 2. Feb. 2014
Von:
Pfr. Stefan Schäfer

Darstellung des Herrn  - Pfr. Stefan Schäfer

 

Liebe Schwestern und Brüder,


40 Tage sind vergangen, seit wir Weihnachten gefeiert haben. Die Krippenfiguren zuhause sind längst wieder auf dem Speicher verstaut. Der Glanz des Weihnachtsfestes ist wahrscheinlich schon ziemlich verblasst. Der Alltag hat uns wieder. Mit seinen Sorgen und Kämpfen, dem kleinlichen Ärger, den Enttäuschungen an uns selbst und am Andern, den er für uns bereithält.
Da wird uns, 40 Tage nach Weihnachten und fern der gehobenen Stimmung des Festes heute noch einmal das Kind vor Augen gestellt. Als ein Zeichen, das uns zur Stellungnahme herausfordert und das uns berühren will:
„Er wird ein Zeichen sein, an dem viele zu Fall kommen und an dem viele aufgerichtet werden."
Dürfen wir uns zu denen zählen, die sich aufrichten lassen im Blick auf dieses Kind?

Jedes Kind, das geboren wird, ist ja wie ein Versprechen; es trägt eine Verheißung.
Es ist, als melde sich - gegen alle Resignation und Enttäuschung, die sich in die Herzen von uns Erwachsenen eingeschlichen hat - mit jedem Kind, das uns geschenkt wird, eine souveräne Stimme der Hoffnung, die alle anderen Stimmen in uns übertönt:
Wir sehen einen reinen, unschuldigen, neuen Anfang. Voller Möglichkeiten zum Guten. Und gegen allen Einspruch der Erfahrung wollen wir im Blick auf ein Kind doch gerne wieder glauben, dass das Leben gelingen kann.
Für den Augenblick überzeugen uns die Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit, die Offenheit und das Vertrauen eines Kindes davon, dass es doch möglich sein könnte, dass Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit, Herzlichkeit und Vertrauen unser Leben bestimmen.

Vielleicht ist uns deshalb heute noch einmal dieses Zeichen gegeben: ein Kind. Damit wir von ihm aus unserem Kleinmut und mancher Verzagtheit uns aufrichten lassen:
Die Stimme der Hoffnung und des Vertrauens, die ein kleines Kind in uns aufklingen lässt, hat in diesem Kind leibhaft Gestalt angenommen. Das Wort Gottes, sein Ja zum Menschen und zur Welt, das Wort seiner Liebe ist Fleisch geworden in ihm. Dieses Kind ist das Ja und Amen unter Gottes Verheißung und die Bestätigung unserer Sehnsucht.
Es ist uns, wie dem greisen Simeon, in die manchmal müden Arme gelegt, als ein Zeichen, das uns aufrichten will, wenn Traurigkeit und Resignation nach uns greifen.

Es ruft uns zum Glauben:
Weil dieses Kind in die Welt eingetreten ist, brauchen wir die Hoffnung nicht aufzugeben. In ihm empfangen wir Gottes Liebe, die uns fähig macht, uns auch der Dunkelheit in uns und um uns zu stellen, ein Licht, in dem wir uns selbst und unsere Welt mit neuen Augen zu sehen lernen: mit dem Blick der Hoffnung.

Das heutige Fest entlässt uns in den Alltag unseres Lebens als Boten des Vertrauens, als Zeugen des Lichtes, das an Weihnachten in unserer Welt aufgeleuchtet ist. Mag auch vieles dagegen sprechen, dass ein kleines Kind und später ein Gekreuzigter Licht und Hoffnung sein soll, es wird doch nicht mehr zurückgenommen, die Finsternis kann es nicht besiegen.
„Wer mit mir geht", sagt Jesus im Johannesevangelium, „der wandelt nicht in der Finsternis, sondern hat das Licht des Lebens".
Es leuchtet auch in unseren Dunkelheiten und sei es nur als Licht für unseren nächsten kleinen Schritt:
„Freundliches Licht", so heißt es in einem Gebet von Kardinal Newmann, „mitten im Dunkel, das mich gefangen hält, führst du mich an. Die Nacht ist tief, die Heimat ist noch weit, führ du mich an! Behüte du den Fuß - ich muss nicht alles sehen, ein Schritt ist mir genug."

Amen