Dreifaltigkeitssonntag - Pfr. Stefan Schäfer

Datum:
So. 26. Mai 2013
Von:
Pfr. Stefan Schäfer

Dreifaltigkeitssonntag - Pfr. Stefan Schäfer

 

Liebe Schwestern und Brüder,

„Gott ist dreifaltig einer" - das ist eine Kernaussage unseres Glaubens.

Wir bekennen sie mit jedem Kreuzzeichen und mit jedem Segenswunsch.
In jedem Gottesdienst wenden wir uns gemeinsam im Gebet an Gott, den Vater, durch seinen Sohn Jesus Christus in der Einheit des Heiligen Geistes.

Drei und doch einer. Drei in eins. Dreieinigkeit.
Das klingt wie eine Art höherer Mathematik für Theologen: spekulativ, abstrakt und verstiegen. Aber darum geht es nicht: mit unserer kleinen Menschenvernunft vorwitzig in das Geheimnis Gottes vorzustoßen.
Die Lehre vom dreifaltigen Gott ist eigentlich ganz im Gegenteil der Ausdruck ehrfürchtigen Staunens:

Dass er, der große Gott, der Ewige, Allmächtige, der ganz Unausdenkbare, sich als der Gott zeigt, der uns nahe kommt, uns berührt und erfahrbar wird,
dass er sich gleichsam so „klein" machen kann, dass er uns begegnet in seiner Schöpfung und in der Geschichte seines Volkes,
dass er seit seiner Menschwerdung in unserer Haut steckt und unser Leben teilt,
dass er, „näher als wir uns selbst sein können, innerlicher als unser Innerstes" als Liebe ausgegossen ist in unseren Herzen und uns zu entzünden vermag, -
das ist es, was Menschen fragen ließ und fragen lässt: „Wer bist du, Gott?". Und was sie staunend, ehrfürchtig, erschrocken auch und freudig bekennen lässt:

Du bist dreifaltig einer.
Ein Gott, der uns begegnet als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Auf den Wegen unseres Denkens gelangen wir vielleicht zu einem Gott der Philosophen: einem letzten unbewegt Bewegenden, starr und einsam in seiner Ewigkeit und sich selbst genug.
Zum Bekenntnis des dreieinen Gottes, der in sich Gemeinschaft, Kommunikation, Beziehung, Liebe ist, gelangt unser Denken nur, weil dieser Gott sich auf den Weg zum Menschen macht und uns nahe kommt und sich in Erfahrung bringt.

Nahe ist uns Gott in seiner Schöpfung, der er das Leben einhaucht:
„nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin . . . Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen", so spricht der Psalmist von allen Geschöpfen. Auch von uns: In dem, was uns zutiefst angeht und betrifft, was uns wahrhaft leben lässt, haben wir uns nicht selbst in der Hand. Da erfahren wir uns als Empfangende. Gehalten, getragen, jeden Morgen neu vom Schöpferatem Gottes, der uns belebt.
Nahe kommt dieser Gott den Menschen, die er ruft und erwählt:
dem Abraham, bei dem er als Fremder zu Gast ist, dem Elia, in seiner Resignation, dem er sich im Säuseln des Windhauchs, in einer „Stimme verschwebenden Schweigens" neu zur Erfahrung bringt. Nahe dem Jakob, dem er im Traum begegnet.
Nahe als Gott, der Vater.
Berührbar in Jesus aus Nazareth:
der blutflüssigen Frau, die nach dem Saum seines Gewandes greift und geheilt wird, dem blinden Bartimäus, der Ehebrecherin, dem Zachäus und all den anderen, denen er die Würde, das Leben wiedergibt.
Und über die räumlichen und zeitlichen Grenzen, die uns von ihm trennen, bleibt er berührbar auch für uns:
in seinen hungernden, dürstenden, fremden und obdachlosen, kranken und gefangenen Brüdern und Schwestern, in denen wir ihm selbst begegnen,
in dem, was uns unbedingt angeht und woran wir nicht einfach vorübergehen können,
bleibt berührbar in den Sakramenten des Alltags und in den Sakramenten seiner Kirche.
Nahe als Gott, der Vater, berührbar in Jesus Christus, erfahrbar, „alle Tage bis zum Ende der Welt" durch den Heiligen Geist, der in uns das Feuer der Liebe entzünden will.
Der uns erfüllen und begeistern will, dass wir in seiner Kraft, dort wohin wir gestellt sind, das Antlitz der Erde erneuern.
Ahnen wir nicht manchmal etwas davon, dass da ein größerer Atem durch unser Leben geht? Wo wir fähig werden unsere engen Grenzen zu überschreiten, zu lieben, ohne an uns selbst zu denken, uns einzusetzen für die Sache des andern, selbst wenn uns das etwas kostet, weil wir spüren, dass es wichtig und richtig ist: da erfahren wir selbst etwas von jener Ergriffenheit von der Wirklichkeit Gottes, die wir Heiliger Geist nennen.

Nicht um theologische Theorien geht es beim Bekenntnis zum dreifaltigen Gott. Sondern um die Erfahrung unseres Glaubens und das Lebenszeugnis, das daraus erwächst.

„Wer bist du, Gott?" Ein Gott in Beziehung antwortet unser Glaube, ein Gott, der uns nahe kommt und in Beziehung tritt.
Als der dreifaltige-dreieine offenbart er sich und kommt uns entgegen. Und bahnt uns Wege, dass wir in aller Bedrängnis doch voll Vertrauen mit ihm und ihm entgegen gehen.

Amen