Petrus und Paulus - Pfr. Schäfer

Datum:
So. 22. Juni 2014
Von:
Pfr. Stefan Schäfer

Petrus und Paulus - Pfr. Schäfer


Liebe Schwestern und Brüder,
am Ufer des Sees von Tiberias brennt an jenem Morgen ein Kohlenfeuer. Darauf Fisch und Brot. Und während die Jünger draußen auf dem See noch mit ihren leeren Netzen beschäftigt sind, werden sie schon erwartet. In ihrer Erfolgslosigkeit, in ihrem Scheitern. Von jenem geheimnisvollen Fremden, in dem sie den auferstandenen Herrn erkennen werden. Der sich ihrer leeren Hände erbarmt und sie überreich beschenkt.

Die Erzählung vom wunderbaren Fischfang geht dem Text unseres heutigen Evangeliums unmittelbar voraus.
Immer noch brennt dieses Kohlenfeuer am Ufer des Sees von Tiberias.
Auch bei der allerletzten Begegnung des Petrus mit seinem Herrn, als er von ihm beauftragt wird, von jetzt an sein Stellvertreter, der Platzhalter des „guten Hirten" zu sein, bis er wiederkommt:
„Weide meine Schafe!"
Und immer noch geht es um Versagen und Scheitern und um leere Hände, denen Jesus sein Werk anvertraut.

Ein Kohlenfeuer brannte auch im Hof des hohepriesterlichen Palastes.
Drei Mal hat Petrus, der doch behauptet hatte, für seinen Herrn sterben zu wollen, Jesus dort verleugnet, geleugnet, ihn überhaupt zu kennen.
Drei Mal muss er sich nun nach seiner Liebe fragen lassen.
Bis er schließlich in seiner Selbstgewissheit ganz erschüttert ist: „ Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum drittenmal gefragt hatte: hast du mich lieb?"
Bis er schließlich demütig genug geworden ist, zu seiner Schwäche zu stehen: „Herr, du weißt alles, du kennst mein Herz, du weißt um meinen Willen zum Guten und auch um mein Versagen. Du weißt, dass ich dich lieb habe."

Petrus, der Fels, wird weich. Und auf diese Schwäche wird der Herr seine Kirche bauen:
Das Eingeständnis seines Versagens, seiner Armut und Leere erst macht Petrus durchlässig dafür, das Evangelium Jesu Christi von einem Gott, der aus Liebe schwach wird um den Schwachen nahe zu sein, durch die Zeiten weiterzutragen.
Dem, der selbst in Bedrängnis geraten war, der in der Versuchung gestrauchelt ist, der sich seiner Schwäche schämt, wird das Amt des guten Hirten anvertraut. Dem wird zugetraut, den Bedrängten und den Versuchten, den Strauchelnden und Gestrauchelten das Evangelium vom Erbarmen Gottes auszurichten:
„Weide meine Schafe!"

Als zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils die Bischöfe in großer Prozession Einzug in den Petersdom hielten, trug Johannes XXIII. nicht die Tiara sondern eine schlichte Mitra: Als Hirte wollte er sich zeigen. Nicht als Herrscher.
Nicht mit den Insignien kirchlicher Macht und Größe wollte er den Menschen begegnen und auch nicht aus der Vollmacht des Amtes heraus, sondern demütig und in Augenhöhe und mit ihnen gemeinsam unterwegs.
Nun, da mit dem Papst aus Argentinien ein Bruder im Geist dieses großen Konzilspapstes das Petrusamt übernommen hat, wird die Kirche wieder deutlicher so wahrgenommen und wächst die Hoffnung, dass sie auf diesem Weg weitergeht:
Eine Kirche für die Menschen zu sein, denen mit felsenfesten, „petrinischen" Positionen nicht geholfen ist, die lange genug gehört haben, was alles falsch ist und was sie alles nicht dürfen, die aber endlich hören wollen, was wahr ist und sich eine Ermutigung für den Weg ihres Fragens und Suchens, der Irrungen und des Findens erhoffen.
Eine Kirche des Zuhörens, des Mitfühlens und- leidens, des Verstehens.
Eine demütige Kirche der Schwachen und für die Schwachen.

Am 12. Juli wird aus unserer Gemeinde Frank Blumers das Sakrament der Priesterweihe empfangen. Mit ihm tritt dann ein einziger weiterer Kandidat vor den Bischof, um sich die Hände auflegen zu lassen. Die ganze Feierlichkeit der Liturgie im Dom wird dann nicht darüber hinwegtäuschen, dass da eine Kirche feiert, die weit entfernt ist von alter Macht und Herrlichkeit und Größe.
Und gerade darin liegt die Herausforderung und die Chance:
„Wenn ich schwach bin, bin ich stark."
So formuliert es der zweite Heilige des heutigen Tages, der Apostel Paulus. Und will wohl sagen: In meiner Schwäche werde ich empfänglich und durchlässig für das Erbarmen Gottes, fähig aus diesem Erbarmen zu leben und Zeugnis dafür zu geben.

Zeugnis für jenen Gott, der schwach wird, um den Schwachen nahe zu sein und in dessen Namen wir gemeinsam, Priester und Laien, Männer und Frauen, an einer Kirche bauen, die Raum gibt, Rast, einen Ort des Aufatmens für alle mit ihrem, wie Papst Franziskus sagt, manchmal mühsamen Leben.

Für schwache Menschen für die unser Gott, wie wir glauben, eine ganz besondere Schwäche hat.

Amen