Schmuckband Kreuzgang

Gedanken zum 5. Fastensonntag

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,

Verhülltes Kreuz (c) M. Berker
Verhülltes Kreuz
Datum:
So. 29. März 2020
Von:
Pfarrer Martin Berker

ein Bild von der Fastenkrippe und unser verhülltes Kreuz richten unseren inneren Blick nach St. Josef.

Wir sind auf dem Weg zu Ostern. Der Passionssonntag heute erinnert uns mit diesem eindrucksvollen Bild und in den Schriftlesung daran. Das Verhüllen der Kreuze ab diesem Sonntag ist ein deutliches Zeichen: Ostern kommt!

Fastenkrippe-Lazarus (c) M. Berker
Fastenkrippe-Lazarus

Aber auch die Natur, Gottes Schöpfung, bietet für alle sichtbare Zeichen: Der Frühling bricht sich unaufhaltsam Bahn, der Damm ist gebrochen, die Natur blüht auf. Fast trotzig siegt das Leben über den winterlichen Tod. Ganz spür- und sichtbar, wenn man aus dem Fenster schaut. Das ist der Kern von Ostern: Der Sieg des Lebens über den Tod. Ostern ist der christliche „point of no return“! Dieser Dammbruch zum Guten zeigt: Der Tod und das Leid, auch wenn es sie noch gibt, haben nicht das letzte Wort. Ostern heißt auch: Auf dem Weg zum Leben gibt es kein Zurück.

 

Gebet

Guter Gott, wir bitten dich, schenke uns für die kommenden Tage in der Vorbereitung auf Ostern Offenheit, Aufmerksamkeit und Gespür für jene Worte und Begegnungen, die unserem Leben Tiefe geben. Diese Worte und Begegnungen wollen wir verkosten und uns daran stärken. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.

 

Joh 11, 3-7.17.20-27.33b-45
Aus dem Johannesevangelium

3 Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank. 4 Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. 5 Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus. 6 Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.

7 Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.

 

17 Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. 20 Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. 21 Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. 22 Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. 23 Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. 24 Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. 25 Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, 26 und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? 27 Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.


33 Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. 34 Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! 35 Da weinte Jesus. 36 Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! 37 Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? 38 Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. 39 Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. 40 Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? 41 Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. 42 Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. 43 Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44 Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen! 45 Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.

 

Gedanken zum Evangelium in 100 Sekunden

An diesem Wochenende werden in vielen Kirchen die Kreuze verhüllt. Es ist mehr, als nur etwas Abwechslung oder Dramaturgie in die Fastenzeit einzubringen. Sie knüpft vielmehr an der allgemeinen Erfahrung an, dass man sich an das, was man immer hat und sieht, zu sehr gewöhnt. Man sieht es nicht mehr wirklich, sondern es ist einfach nur noch da.

Oder es ist wie in der Beziehung zwischen zwei Menschen. Was am Anfang noch aufregend und anregend erscheint, wird mit der Zeit zum Alltag. Die beiden stehen in der Gefahr, die Anwesenheit und Fürsorge des anderen als selbstverständlich zu nehmen, sie nicht mehr genügend wertzuschätzen.

In diesen Tagen werden wir wieder aufmerksam gemacht auf Menschen, die für unser tägliches Leben, für unsere Grundbedürfnisse sorgen. Lernen wir diese Menschen mit neuen Augen sehen und schätzen deren Dienste neu. Sagen wir Danke für diese not-wendigen Arbeiten.

Das Gesicht von Lazarus war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte: „Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen“. Das Lösen der Binden, das neue sehen, ist für Lazarus neues Leben - Auferstehung.

Die Verhüllung kann für uns ein Aufruf sein, uns mehr mit dem zu beschäftigen, was hinter dem Tuch oder hinter der Binde ist: Jesus Christus und das Leben.

 

Lied:  468

 

Fürbitten

 

In Jesus Christus hat Gott den Tod überwunden und zeigt sich als ein Gott des Lebens. Ihn bitten wir:

 

  • Wir beten für Menschen, die andere im Sterben begleiten – zu Hause, im Hospiz, in Krankenhäusern und Heimen: Um Wertschätzung ihres Dienstes.

 

Du Gott des Lebens, höre uns.

 

  • Wir beten für Menschen, die sich bei und mit „MISEREOR“ für die Armen engagieren. Schenke ihnen Durchhaltevermögen, großherzige Spender in den Gemeinden und die Überzeugung: Wer den Armen dient, dient Christus.

 

  • Wir bitten für alle am Corona-Virus Erkrankten, für alle, die um ihr Leben kämpfen. Für alle, die in den medizinischen und pflegerischen Berufen für die Kranken und für alte Menschen im Einsatz sind.

 

  • Wir beten für alle, die um ihren Arbeitsplatz fürchten oder in ihrer Existenz bedroht sind. Für alle, die im Dienst für uns und die Gesellschaft gerade auch in der Krisenzeit arbeiten – oft unter erschwerten Bedingungen.

 

  • Wir bitten für die Christinnen und Christen, die sich zu Gebet und Gottesdienst verbinden, auch ohne dass wir zusammenkommen können;

 

  • Wir beten für alle, die es nur schwer aushalten können, zu Hause allein oder nur mit der Familie zusammen zu sein. Besonders für die vielen tatsächlich oder vielleicht Corona-Infizierten
    in strenger Quarantäne.

 

Gott, unser Herr, durch die Auferstehung hat Jesus den Tod überwunden und neues Leben für alle, die glauben, erschlossen. Höre auf unsere Bitten und erhöre sie durch ihn, Christus, unseren Herrn.

 

Vater unser …

 

Wort auf den Weg

 

Das Lazarusgrab

Wer schätzt nicht

das Haus guter, gelebter

und gepflegter Freundschaft,

in das man gerne einkehrt?

 

Wo denn sonst, außer

bei echten Freundinnen

und Freunden, wirst du

so aufgenommen, wie du bist?

 

Gibt es einen tieferen

Verlust und Schmerz,

als den Tod eines wahrhaft

geliebten Freundes?

 

Hast auch du schon

mal so herzzerreisend

um einen Freund geweint,

wie Jesus damals um Lazarus?

 

Aus welchem „Grab",

aus welcher Kammer der Trauer

will Jesus dich herausrufen

ins neue wahre Leben?

 

Lazarus, komm heraus!

 

(Paul Weismantel)

 

Segen

Der Herr sei mit Euch.

Und mit Deinem Geiste.

Es segne Euch und alle die zu Euch gehören der gütige und barmherzige Gott.

Der Vater + und der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.

 

Lied:       472

5. Fastensonntag (c) D. Thiel