Aus der Kirche machen wir eine Villa Kunterbunt

Villa Kunterbunt (c) Helena Gilbert
Villa Kunterbunt
Datum:
Sa. 20. Juni 2020
Von:
Helena Gilbert

Ich danke Christina Brudereck (Buchautorin) für dieses Zitat.

Machen wir aus unserer Kirche eine Villa Kunterbunt!

Wie könnte das gehen? Indem wir die Haltung von Pippi Langstrumpf, bzw. die von Astrid Lindgren einnehmen. Ihre Haltung, die zeigt sich für mich in ihren vielen Zitaten und Dialogen. Z.B., wenn sie sagt: „Das habe ich noch nie vorher gemacht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe“  Wie schön dieser Satz dem so oft gehörtem Satz: „Das haben wir schon immer so gemacht“ gegenübersteht. Rituale und Tradition sind wichtig und wertvoll. Aber oft erlebe ich eine große Trägheit, ein Verharren auf Strukturen, ein ewig Gestriges.

Lasst uns doch mal Dinge erdenken, die wir noch nie erdacht haben. Einfach nur aus dem Grund heraus, dass dieser Gott, auf den wir uns berufen, vor Kreativität nur so strotzt- um dies zu erkennen reicht ein Blick aus dem Fenster oder auf eine Blumenwiese doch aus. Stimmen wir in diese Kreativität mit ein und tun Dinge, die wir noch nie vorher gemacht haben. Vielleicht nehmen wir es mal wie Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach: „Knallen muss es tüchtig und lustig will ich's haben, sonst mach ich nicht mit.” Und ich denke mir: Knallen kann es doch auch im Herzen, so ganz tief drin.

Eine andere Haltung sehe ich in der bedingungslosen Offenheit allen Menschen gegenüber. Selbst die beiden Landstreicher waren bei ihr willkommen. Pippi Langstrumpf hatte keine Angst. Sie hatte keine Sorge davor, dass diese beiden vielleicht nicht in ihr Bild passen könnten. Sie hat sie angenommen, wie sie waren. Und meine Kirche? Sie schließt immer noch aus. Grenzt ab- definiert immer noch, welche Lebensform würdig ist. Machen wir aus der Kirche eine Villa Kunterbunt und heißen wir endlich jeden und jede willkommen. Ganz egal wie ihre Lebensgeschichte aussieht. Jeder einzelne von uns kann dabei seine Stimme erheben.

Und ich glaube Pippi würde uns zurufen: „Was in aller Welt ist mit euch los? - Ich will euch nur sagen, dass es gefährlich ist, zu lange zu schweigen. Die Zunge verwelkt, wenn man sie nicht gebraucht.“

Ich frage mich schon auch. Was in der Welt ist eigentlich mit uns los? Wir hätten doch alles Potenzial eine Kirche für diese Welt zu sein. Eine Kirche zu sein, die das Leben liebt und es in Fülle liebt. Nichts anderes ist uns doch zugesagt.

Und am Ende ist dann auch ihre Gelassenheit, von der wir uns eine Scheibe abschneiden können: "Ach was", sagte Pippi. "Wenn das Herz nur warm ist und schlägt, wie es schlagen soll, dann friert man nicht."

Für uns übersetzt: „Ach was“, sagte Pipi. “Wenn ihr einfach nur vertraut, wie ihr vertrauen sollt, dann verzagt ihr nicht.“

Diese Gelassenheit würde uns sehr gutstehen. Und eigentlich haben wir doch allen Grund gelassen zu sein. Immerhin gründet diese/meine Kirche auf Jesus Christus. Da müssen wir eigentlich nicht nur gelassen sein, sondern könnten voller Selbstbewusstsein, wie die kleine Lotta aus der Krachmacherstraße sagen: „Mit mir ist es komisch. Ich kann so viel!“ Bei Kirche könnte es heißen: „Mit uns ist es doch komisch. Wir haben so viel- So viel an mystischem Reichtum, so viel an Menschen, die voller Energie und Einsatz sind, wir haben so viel Tiefengrund…“

Unzählige weitere Zitate könnte ich anführen. Es ist eine wahre Schatztruhe und spannend zu entdecken, wie unsere Kirche als Villa Kunterbunt aussehen würde.

Ich bin mir sehr sicher: Schön! Kunterbunt schön! Und natürlich: Ein bisschen Villa Kunterbunt blitzt auch immer mal wieder hervor. So verbleibe ich auch mit einem Wunsch von Pippi Langstrumpf und richte ihn an unsere Kirche:

„Lass dich nicht unterkriegen, sei frech, sei wild, sei wunderbar“: Aber sei es bitte auch!