Gedanken zum Jahresbeginn (Pfr. Jolie)

„An Gottes Segen ist alles gelegen“, so sagte meine Großmutter zu jeder passenden Gelegenheit, doch spätestens seit der Pubertät verzogen wir Enkel nicht selten ein wenig spöttisch das Gesicht: „Ja, die Oma, so ist sie halt…“

Erst viel später wurde dem Heranwachsenden die Kraft des christlichen Segens so richtig bewusst - nicht zuletzt durch die Worte Christi, der im Evangelium seine Jünger aussendet mit dem Auftrag, Gottes Frieden auf Häuser und Wohnungen zu legen (Mt 10,12).

Segen ist hier keine fromme Floskel, sondern eine vollmächtige Handlung: Ja, der Frieden wird auf diesen Häusern bleiben, wenn dort Menschen des Friedens wohnen.

Wie oft habe ich selbst seitdem den Trost und die Kraft des Segens erlebt: Im Hospiz bei einem Sterbenden; auf dem Schulhof bei der Segnung der Schulanfänger; vor dem Traualtar bei der Eheschließung und nicht zuletzt auch ganz im Privaten: Da treffe ich jemanden, der sonst die Kirche selten von innen sieht und der sagt mir: „Ich habe morgen eine schwierige Klausur“. Oder ein anderer: „Nächste Woche geht’s auf eine große Reise und ich habe Flugangst“, oder schließlich ein mir nur flüchtig Bekannter auf der Straße: „Demnächst habe ich eine riskante OP vor mir“….

Und dann immer die Bitte: „Können Sie mich segnen?“

Ja - die Kraft des Segens ist nicht zu unterschätzen. Der Segen - er wirkt, tröstet, stärkt, ermutigt, schützt…

In diesen Tagen bringen die Sternsinger den weihnachtlichen Segen in viele Häuser und Wohnungen. Dieser Brauch ist in Deutschland seit mehr als 50 Jahren quer durch alle Konfessionen bekannt und beliebt. Sogar bis ins Kanzleramt haben es die Sternsinger geschafft: Ein kostbarer Dienst, der für einen Augenblick den Himmel öffnet.

Tatsächlich: An Gottes Segen ist alles gelegen!

In diesem Sinne Ihnen allen von Herzen einen guten Start in das neue Jahr mit allen guten Wünschen und – mit Gottes Segen!

 
Ihr Hendrick Jolie,

Pfarrer der katholischen Gemeinden von Schotten und Gedern/Hirzenhain