Gelobt sei Jesus Christus! - Vorstellung Frater Michael Pieper

Ein neues Gesicht in Weiterstadt. Frater nennt er sich. Und trägt dauernd einen Priesterkragen, das Kollar. Und ganz so jung ist der auch nicht mehr ....
Vielleicht werden Sie Gespräche dieser Art auch schon gehört haben.

Hier bin ich, als Frater Michael Pieper, vom Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, kurz: Deutscher Orden.

Die Leute haben Recht, ganz so jung bin ich nicht mehr, ich bin Jahrgang 1962. Bis zum Sommer war ich Personalchef einer Glashütte im Weserbergland, mit 438 Mitarbeitern, verdiente mehr Geld, als ich sinnvoll ausgeben konnte, war Oberstleutnant der Reserve der Fallschirmjägertruppe der Bundeswehr, hatte interessante Hobbies, wie Motorrrad- und Motorbootfahren, Fallschirmspringen, die Jagd, der geliebte Fußballverein

Seit dem 1. Juli wohne ich im Darmstädter Konvent des Deutschen Ordens und seit 1. Oktober leiste ich hier in Ihrer Gemeinde meinen Dienst als pastoraler Mitarbeiter.
Warum habe ich mich so entschieden? Wieso lasse ich mein bisheriges Leben in ganz großen Teilen hinter mir?

Ging mir der Job auf die Nerven, oder die Menschen in meinem Dorf oder beides? Ist es vielleicht die Midlifecrisis, die so typisch für viele Männer Ende 40 ist?

Nichts von alledem trifft zu, ganz im Gegenteil, mein Job und die Menschen in unsrem Dorf haben mir die Entscheidung wirklich schwer gemacht, so schwer, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.

Nachvollziehen kann man das nur, wenn man bereit ist, sich auf eine religiöse Ebene einzulassen, Fragen wie: „Verdienst Du jetzt mehr?", oder „Was ist denn mit Deiner Altersversorgung?" - sind da völlig fehl am Platze.

Ich habe als junger Mann katholische Theologie studiert. Hätte ich meinen kirchlichen Vorgesetzten damals besser verstanden, und er mich, ich wäre schon seit fast 20 Jahren katholischer Priester.

So habe ich mich nach meinem Studium neu orientiert, bin in den Personalbereich gegangen und schließlich im Weserbergland gelandet. Die Kirche habe ich sehr distanziert betrachtet, die Gottesdienstbesuche waren eher unregelmäßig und es war ja so einfach, die Kirche, den Papst und die Bischöfe zu kritisieren.

Eins hat mich aber nie wirklich losgelassen: der Glaube an Gott und das Wissen um seine unendliche Liebe.

Und dann passierte es, vor 7 Jahren starb David, einer meiner Fußballjungs, im Alter von 15 Jahren durch einen tragischen Verkehrsunfall. Mir riss es den Boden unter den Füßen weg. Auf einmal stellte sich für mich die Frage: Wofür lebst Du eigentlich? Was ist der Sinn deiner menschlichen Existenz? Ist das, was Du tust, wirklich das, was Gott von Dir will?"

Aber dann kommt das Tagesgeschäft, das „normale" Leben geht weiter - und muss auch weitergehen.

Aber diese Fragestellung ließ mich nicht mehr los. Es war ein ganz junger Priester in meiner Heimatpfarrei, der das in vielen Gesprächen freigeschaufelt hat: „Lassen Sie doch mal alles weg, was Sie stört - was ist denn mit der Liebe Christi?" Ich kramte meine alten Gebetbücher wieder hervor und begann das Stundengebet, Laudes, Vesper, Komplet wieder zu beten. Und ich merkte, dass die alte Leidenschaft wieder erwachte, die Leidenschaft für Gott, der unbedingte Wunsch, Christus in der Eucharistie ganz nahe sein zu können, der Wunsch, den Menschen von Gott zu erzählen, der Wunsch Priester zu sein - und nicht mehr mitmachen zu müssen bei dem immer höher, immer schneller, immer weiter.

Und auf einmal lese ich, dass ein alter Bekannter Primiz gefeiert hat, als Priester im Deutschen Orden ist. Wir kannten uns flüchtig durch meinen Job. Wir haben von nun sehr oft miteinander gesprochen, auch über meine Sehnsucht zum Altar.

Und dann verunglückten fünf unserer Auszubildenden bei der Fahrt zur Berufsschule. Viktoria starb noch an der Unfallstelle, Burak 4 Tage später im Krankenhaus.
Diese schlimme Zeit mit dem Überbringen der Todesnachricht, dem Dasein für die Familien und Angehörigen, die Betreuung der überlebenden Auszubildenden machte mir endgültig deutlich, wo mein Platz ist, wohin ich gehöre.

Im Frühjahr des letzten Jahres besuchte ich dann zum ersten Mal einen Konvent des Deutschen Ordens in Maria Birnbaum bei Augsburg. Für mich war es ein Gefühl, als ob ich nach Hause käme. Dann ging alles sehr schnell: am 1. Juli des letzten Jahres hatte ich mein klärendes Gespräch mit dem Provinzial des Deutschen Ordens, der auch für alte Männer wie mich durchaus noch Verwendung hat.

 

Was ist das denn eigentlich: der Deutsche Orden, was werde ich dort machen, wie wird mein weiterer Weg aussehen?

Der Deutsche Orden ist ein alter Kreuzritterorden, gegründet als Hospitalbruderschaft 1190 während des dritten Kreuzzuges in der Schlacht um Akkon. Heute ist er eine relativ kleine Priestergemeinschaft mit 40 Priestern in Deutschland, aktiv in der Pfarr- und Sonderseelsorge.

Darüber hinaus betreibt der Orden ca. 70 karitative Einrichtungen mit ca. 2100 Mitarbeitern.

 

Ich wohne im Konvent in Darmstadt mit 2 Brüdern in einer Art priesterlicher Wohngemeinschaft. Am 17. September erfolgte meine Aufnahme in die zweijährige Probezeit des Ordens, meine Einkleidung. Dort bekam ich mein Ordensgewand überreicht, wie Sie sehen: Soutane und Mantel. Die abgespeckte Version ist der so genannte Priesterkragen, das Kollar, das wir als Zeichen unseres gottgeweihten Lebens tragen. Als Frater bin ich der Geringste unter meinen Brüdern, der einfache Laienbruder, der Nicht-Priester. Im September 2012 werde ich, so Gott und mein Prior wollen, endgültig in den Orden aufgenommen, im Oktober 2012 erfolgt meine Diakon- und im Mai 2013 meine Priesterweihe.

Und nun bin also hier in St. Johannes der Täufer in Weiterstadt, als pastoraler Mitarbeiter. Herrn Pfarrer Klein danke ich für die freundliche Aufnahme. Wir scheinen hier eine ganz lebendige Gemeinde zu sein, in der ganz viele unterschiedliche Charismen in vielen Gruppen verwirklicht werden. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen allen.

Es möge uns gelingen, dass bei allem, was wir tun, die Liebe Jesu Christi erkennbar ist.

Ich bitte Sie alle um Ihr begleitendes Gebet und versichere Ihnen ganz innig das meinige.

Uns alle aber lasst uns unter die Liebe Gottes stellen, denn man kann niemals tiefer fallen, als in Gottes Hand.

Mit Gott im Nacken, werden wir es packen!

Amen

Frater Michael Pieper

Weiterstadt_ClemensMariaPieper