Schmuckband Kreuzgang

Sommerferienimpuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C, 4. September 2022

(c) Kerstin Rehberg-Schroth
Datum:
Sa. 3. Sep. 2022
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Sommerferienimpuls zum 4. September 2022
– im Pfarreienverbund am Limes

Langgöns – Linden – Pohlheim

 

Lied: Herbert Heine, Gott, der du warst und bist und bleibst (Hier verlinke ich eine Aufnahme aus der Hochschule Sankt Georgen: Herbert Heine hat dieses Lied zur Einweihung der dortigen Seminarkirche im Jahr 1993 geschrieben: "Wir haben hier keine bleibende Stadt, vielmehr die kommende suchen wir!")

Liturgische Eröffnung:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jesus, unser Bruder und Herr, der uns in seine Nachfolge ruft, ist in unserer Mitte – heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Begrüßung:

Die Sommerferien sind so gut wie vorbei. Für Kinder, Jugendliche, Lehrerinnen und Lehrer und sicherlich auch viele Arbeitnehmer*innen beginnt am Montag wieder Arbeit und Schule, Lernen und Leisten. Wie passend, hier und heute Worte aus dem Buch der Weisheit vorzufinden: „Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen oder wer begreift, was der Herr will?“ – Wer begreift, was der/die da vorne will? – Sicher ein Gedanke, den so manche Schüler*innen irgendwann einmal hatten/haben… Wissen sollen sich Kinder und Jugendliche merken; doch vor Gott geht es um Weisheit. Und darum, dass er nicht von uns das Pauken erwartet, sondern uns allen schon längst Weisheit gegeben hat. Weisheit, die wir trainieren dürfen – ob in Schule, im Beruf oder im Alltag. Weisheit, die es braucht, die Pläne Gottes – für unser Leben, für unsere Welt – zu erkennen.

Bitten wir Gott um diese Weisheit für unser Leben, für alle Kinder und Jugendlichen, für die jetzt wieder neu das Lernen beginnt – und für alle, die Kindern, Jugendlichen oder anderen Menschen Wissen vermitteln wollen. Bitten wir ihn um die Gelassenheit zu vertrauen, dass die Weisheit viel tiefer geht als alles irdische Wissen, das damit ein wenig relativ wird … Bitten wir ihn um die Gelassenheit und das Vertrauen, dass er uns allen diese Weisheit schenken will – gratis, damit wir sie nach seinem Plan einsetzen können.

 

Jesus, Du Weisheit der Welt.
Herr, erbarme Dich.

Jesus Christus, der Du uns den Geist der Weisheit verheißt.
Christus, erbarme Dich.

Jesus, Deine Worte selbst sind Geist und sind Leben – durch die wir alle wachsen und reifen können.
Herr, erbarme Dich.

Gebet:

Herr, unser Gott, Du selbst bist die Weisheit, bist unser Leben. Du bist für uns Vater und Mutter. Du führst uns in menschliche Familien, in menschliche Gemeinschaften, die aber alle ein Ziel haben: dass wir in Dir verbunden sind zu einer großen familiären Gemeinschaft. Lass uns immer mehr verstehen, wie wir hier und heute dazu beitragen können, dass Dein Reich schon hier unter uns sichtbar und erfahrbar werden kann. Lass uns immer mehr uns verbinden über alle Grenzen hinweg und dabei ganz real erfahren, dass wir in Dir Schwestern und Brüder sind. Schon hier auf Erden und einmal bei Dir in Himmelreich in Ewigkeit. Amen.

Erste Lesung: Weisheit 9,13-18

13 Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen / oder wer begreift, was der Herr will? 14 Unsicher sind die Überlegungen der Sterblichen / und einfältig unsere Gedanken; 15 denn ein vergänglicher Leib beschwert die Seele / und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Verstand. 16 Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, / und finden nur mit Mühe, was auf der Hand liegt; / wer ergründet, was im Himmel ist? 17 Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben / und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast? 18 So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht / und die Menschen lernten, was dir gefällt; / durch die Weisheit wurden sie gerettet.

 

Zweite Lesung: Philemonbrief 9b-10.12-17

Lieber Bruder! 9b Ich, Paulus, ein alter Mann, jetzt auch Gefangener Christi Jesu, 10 ich bitte dich für mein Kind Onesimus, dem ich im Gefängnis zum Vater geworden bin. 12 Ich schicke ihn zu dir zurück, ihn, das bedeutet mein Innerstes. 13 Ich wollte ihn bei mir behalten, damit er mir an deiner Stelle dient in den Fesseln des Evangeliums. 14 Aber ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun. Deine gute Tat soll nicht erzwungen, sondern freiwillig sein. 15 Denn vielleicht wurde er deshalb eine Weile von dir getrennt, damit du ihn für ewig zurückerhältst, 16 nicht mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder. Das ist er jedenfalls für mich, um wie viel mehr dann für dich, als Mensch und auch vor dem Herrn. 17 Wenn du also mit mir Gemeinschaft hast, nimm ihn auf wie mich!

 

Evangelium: Lukas 14,25-33

25 Viele Menschen begleiteten ihn; da wandte er sich an sie und sagte: 26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. 27 Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein. 28 Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? 29 Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten 30 und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. 31 Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? 32 Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. 33 Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

 

Kurze Gedanken zu den biblischen Texten:

Das ist schon krass, was Jesus da fordert: Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern gering achten – um ihm nachzufolgen. Nur wem all diese sonst so liebsten und wichtigsten Menschen gering achtet, kann ihm nachfolgen. Sollte das der Weisheit letzter Schluss sein? Die Weisheit, von der wir in der ersten Lesung gehört haben? Und nicht nur auf die liebsten Menschen sollten wir verzichten, auch auf den gesamten Besitz. Alles in mir sträubt sich, das anzunehmen … - Und doch kennen wir es alle – zumindest vorübergehend: Es ist gut, wenn wir in den Urlaub fahren, nicht gleich einen ganzen Umzugswagen mitzunehmen, sondern uns einmal auf Wesentliches zu beschränken. Es tut gut, einmal loszulassen, den Kopf frei zu bekommen und neu nachzudenken und vielleicht ganz neu zu planen.

Mit Jesus in unserem Leben verändert sich alles: Ganz deutlich zeigt das dieser kurze Brief des Paulus an Philemon auf, aus dem wir in der zweiten Lesung einen Abschnitt gelesen haben: Paulus, alt geworden, trägt seinem Freund Philemon auf, einen Onesimus als Bruder anzunehmen. Ihm selbst sei er zum Sohn geworden. Dieser Onesimus war einst Sklave des Philemon. Damals waren die gesellschaftlichen Strukturen normalerweise viel fester gefahren, als sie das heute sein sollten. Doch hier wird real, wovon Paulus immer wieder spricht: In Christus gibt es nicht mehr Sklaven noch Freie: Hier wird der Sklave zum Freund, ja, zum Bruder des Herren. So wie Jesus selbst uns Freunde nennt.

Unterschiede in Beziehungen heben sich auf: Vielleicht sollten wir diese ersten Zeilen so hören: Es geht nicht um eine Geringachtung im Sinne einer Geringschätzung. Nein, nur diese Begrifflichkeiten im Sinne einer Rangordnung, wie es sie zu diesem Zeitpunkt in den Familien gab, wird nichtig. Frau, Bruder, Schwester, Vater, Mutter: In Jesus Christus sind wir alle Geschwister, alle eins – alle Kinder Gottes. Als solche sind natürlich diese uns engsten, wichtigsten Menschen wichtig. Sehr wichtig.

Doch manchmal sind in diesen Beziehungen eben auch ungewöhnliche Dinge dran: Der Verfasser des Lukasevangeliums wusste, dass auf die ersten Jünger Verfolgung und Kreuz zukam. Und ja, da hieß es eben damals tatsächlich so einige Male: die Familie zurücklassen – um der frohen Botschaft zu dienen.

Für einige ist dies bis heute dran: Sie erleben, dass ihre Form der Nachfolge sie z.B. in einen Orden oder eine andere Geistliche Gemeinschaft hineinführt, in der dann eine ganz andere „Familie“ an die Stelle der leiblichen Familie tritt.

Wer weiß schon die Pläne, die Gott mit uns vorhat? – So ungefähr begann die erste Lesung. Nein, wir selbst sind es nicht, die planen. Natürlich kennen wir Gottes Pläne nicht. Und doch hat Gott uns seinen Heiligen Geist geschenkt, in dem wir die Fähigkeit erhalten, den Ruf Gottes in uns zu verspüren und so ein kleines bisschen von diesen Plänen Gottes immer ein wenig mehr zu erahnen oder gar zu erkennen bzw. wie bei diesem von Jesus genannten Turmbau mitzubauen an diesem Reich Gottes – mit den kleinen Aufgaben, die wir übernehmen – in Familie, Kirchengemeinde, Beruf, … - eben in dieser Welt.

Kurze Besinnung:

Was ist es, was Sie begeistert, was Sie anspornt, antreibt? Oder einst angetrieben hat, Ihre eigenen Wege zu gehen?

Stille

Dort, ja, dort hat Gott uns einst gerufen, dort ruft er uns, dort wird durch uns sein Reich in dieser Welt sichtbar.

Wer oder was ist Ihnen „unendlich“ wichtig? Wer braucht Sie?

Stille

Ganz sicher braucht Gott uns dort an dieser Stelle, zu der uns sein Geist zieht. Bei diesen Menschen, bei dieser Aufgabe.

Dort, wo es uns hinzieht, dort, wofür wir uns für andere Menschen einsetzen, wohinein wir unsere Kraft setzen, dort kann sein Geist sichtbar werden. Dort besonders, wo wir mit anderen Menschen gleichwürdig umgehen, dort, wo wir dazu beitragen, dass andere Menschen ein Mehr an Wert und Würde erleben dürfen. Dort, wo wir zum Leben beitragen dürfen, dort kann Gottes Reich wachsen.

Dort sind wir eine große Weltfamilie – Söhne und Töchter Gottes, Brüder und Schwestern. Gemeinsam beten wir:

Vater Unser

Segensgebet:

So segne nun uns und alle, die uns am Herzen liegen, der uns liebende Gott,

der Vater, der Grund aller Weisheit, der in seiner Weisheit unsere Welt und uns Menschen geschaffen hat,

der Sohn, der uns in seine Nachfolge beruft,

und der Heilige Geist, der uns die Gaben des Vaters schenkt und uns auch teilhaben lässt an der großen Weisheit Gottes.

So segne uns Gott im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: GL 468: Gott gab uns Atem, damit wir leben (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)

 

Wir wünschen allen Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern hier in Hessen nun einen guten Start ins neue Schuljahr!