Schmuckband Kreuzgang

Impuls zum Dienstag

Magnificat

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Datum:
Mo. 10. Aug. 2020
Von:
Matthias Lich

Magnificat – Lobgesang Mariens- (Lukas 1,46 – 55)

Wir alle kennen das Magnificat der Lobgesang Marias, den sie bei ihrer Verwandten Elisabeth singt. An Maria Himmelfahrt werden wir den Text im Gottesdienst hören. Hier der Text zur Erinnerung (am besten langsam lesen):

Meine Seele preist die Größe des Herrn,

und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter.

Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut,

siehe von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,

und sein Name ist heilig.

Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht

über alle, die ihn fürchten.

Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:

Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;

Er stürzt die Mächtigen vom Thron

Und erhöht die Niedrigen.

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben

und lässt die Reichen leer ausgehen.

Er nimmt sich seines Knechtes an

und denkt an sein Erbarmen,

das er unseren Vätern verheißen hat,

Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

Schauen wir uns dieses Lied etwas genauer an.

Maria kommt uns ja allzu oft als brave, stille, bescheidene Frau daher.

Hier, im Lukasevangelium, aber, ist sie Prophetin, Kritikerin ungerechter Verhältnisse im Namen Gottes. Marias Lied ist ein Protestruf, der uns in Bewegung setzen will. Sie ist nicht nur eine stumme und demütige Dienerin. Maria spricht das „Fiat“; „Mir geschehe wie du gesagt hast“. Aber sie ist ja nicht einfach die Ergebenheit in Person, sie ist auch der Widerstand in Person. Maria er- und bekennt Gott als Gott des Lebens. Seine Größe hat nichts Niederschmetterndes, er richtet vielmehr Menschen auf. Er ist ein Gott des Volkes, der sich erbarmt, der in konkreten Lebens-zusammenhängen erfahren wird. Und er hebt die Welt aus den Angeln, hebt die geltende Ordnung von groß und klein, stark und schwach, oben und unten auf. Maria sieht weiter und tiefer. Das gibt ihr Kraft, ihren Lebensweg zu gehen. Aus ihrem Glauben an diesen Gott, den sie besingt, lebt sie, und so sieht sie alles in einem anderen Licht.

Liebe Leser,

in der damaligen Zeit hieß es: „Ein Armer hat keine Chance.“ Doch Maria belehrt uns eines Besseren. Die „schwachen Frauen“ aller Zeiten

mit dem Mut, Leben zu schenken und für Leben einzutreten, sorgen dafür, dass Gottes Vision weiterlebt. Im Reich Gottes zählt nicht das Kapital oder die Machtposition. Im Reich Gottes zählt allein die Offenheit vor Gott, die Barmherzigkeit anderen gegenüber, die Bereitschaft, Leben zu teilen. Maria eine einfache Frau aus Nazareth, eine Frau aus dem Volk, weiß, dass das Handeln Gottes sich durchsetzen wird. Die Gottestat, die sie besingt, ist Verheißung für die Armen: Ihr habt eine Chance.

(Diakon Peter Jakob)