Schmuckband Kreuzgang

Impuls zum Dienstag

Zu Gast

heart-5263732_1920 (c) pi
Datum:
Mo. 19. Okt. 2020
Von:
Matthias Lich

„Komm Herr Jesus, sei unser Gast und segne,

was du uns bescheret hast.“

 

Manchem Otto-Normalverbrauer-Christen würde der gastfreundliche Jesusgruß wohl im Halse stecken bleiben, wenn Jesus WIRKLICH zu Gast käme in seine Wohlstandswohnzimmerkultur.

 

Jesus müsste erst einmal seine leicht vergammelten Jesuslatschen ausziehen, damit sein Wüstenpredigerstaub nicht die tollen Teppichboden-Saubermann-Härchen beschmutzte. In seinem einfachen Kamelhaar-Umhang dürfte er sich wohl auch nicht so ohne Schutzdecke draufsetzen. Wo da am Ende noch Tubendreck oder Tempelvorhofschmutz von der Räumungsaktion drankleben?

 

Und erst die Frisur. Wenn das unsere Nachbarn sähen. Wir sind ja keine konspirative Wohnung! Wo käme man dahin? Und dann, wenn dieser Zimmermannssohn zu uns käme. Nein, danke. Mit so Unterschichtlern und auch noch fahrendes Volk. Da wollen wir nie nicht einen Kontakt haben.

 

Das wäre wirklich eine Bescherung, wenn Jesus unser Gast wäre. Überlegen wir uns also, wenn wir beten, was wir beten.

 

Wenn Jesus wieder in unser Land und in unsere Gegenwart käme, er würde bestimmt mit dem Frieden Ernst machen. Er wäre an Ostern bestimmt unter den Ostermarschierern (von Emmaus bis nach Jerusalem war es auch nur einen Ostermarsch lang). Und er wäre bestimmt auch nicht distanziert von unseren Alltagsproblemen, einschließlich der politischen. Jesus hatte keine Berührungsängste: er berührte Magdalena, wenn er sie begrüßte. Er hatte nichts gegen deren Haarberührung bei der Fußsalbung im Haus des Etablierten. Er berührte den Blinden sogar mit Speichel (etwas ganz intimes!).

 

Selbst bei seiner letzten Stunde ermangelte es dem gekreuzigten Messias nicht an Berührung: er hing zwischen zwei „Andersgläubigen“ und unterhielt sich sogar mit dem einen.

Also, lasst Jesus unser Gast sein und lasst uns JA sagen zu dieser Bescherung.

„Komm Herr Jesus, sei unser Gast und segne,

was du uns bescheret hast.“

 

(Diakon Peter Jakob)