Schmuckband Kreuzgang

Impuls zum Donnerstag

Hl. Teresa von Avila

15-10-20 (c) thm
Datum:
Mi. 14. Okt. 2020
Von:
Matthias Lich

Vor zwei Wochen haben wir die sogenannte kleine Therese gefeiert, Therese von Lisieux, heute nun die große: Teresa von Avila. Sie war eine bedeutende und außergewöhnliche Ordenschristin des 16. Jahrhunderts. Als begnadete Reformerin hat sie durch ihr Wort und ihr Beispiel den Karmeliterorden in ihrer Heimat Spanien zu seiner ursprünglichen Spiritualität zurückgeführt. Bekannt geworden ist sie als große Mystikerin, die in intensiven Visionen die Gegenwart des Göttlichen erfuhr. Was weniger bekannt ist: dass zwischen diesen tiefen Gotteserfahrungen oft jahrelange Zeiten geistiger Trockenheit lagen, in denen sie nichts von Gott verspürte. Eine Erfahrung, die sie mit Therese von Lisieux verbindet, oder auch mit Mutter Theresa von Kalkutta.

Es ist das Geheimnis Gottes, dass er sich manchmal verbirgt. Wir haben Gott nicht wie einen Besitz. Wir können ihn nicht nach Bedarf aus der Schublade holen. Die Erfahrung seiner Gegenwart ist nicht Produkt unserer spirituellen Fertigkeiten und Techniken, sondern bleibt sein unverfügbares Geschenk.

Vielleicht bleibt so der Glaube lebendig. Vielleicht bleiben wir so davor bewahrt, uns satt an geistlichen Erfahrungen in den Sessel zurücksinken zu lassen, statt uns immer neu auf Gott hin auf den Weg zu machen und ihn zu suchen. So wie es Teresa von Avila getan hat.

(Pfr. Thomas Meurer)