Schmuckband Kreuzgang

Impuls zum Samstag

Heilen helfen

2020-06-05_17-56-32_000 (c) A. Ballweg-Schramm
Datum:
Fr. 5. Juni 2020
Von:
Matthias Lich

Im September 1988 hatte die Pfarrgemeinde St. Michael acht ehemalige KZ-Häftlinge über das Maximilian-Kolbe-Werk eingeladen, drei Wochen an der Bergstraße zu verbringen. Es war eine herzliche Begegnung, als die Gäste aus Polen freudig-strahlend eintrafen. Der Besuch war nicht selbstverständlich, erst 1989 fiel der Eiserne Vorhang. Sie wurden von engagierten Familien der Pfarreien Kirschhausen und Hambach aufgenommen. In erster Linie wollten sie die Zeit nutzen, um mit deutschen Jugendlichen zusammenzutreffen. So freuten sie sich sehr, dass sie mit dem Pfarrer ins Starkenburg-Gymnasium gehen konnten. Jeweils zu zweit konnten sie so im Unterricht verschiedener Fächer mit den Schülerinnen und Schülern in Kontakt treten. „Wir sind gekommen“, sagten sie immer wieder, „um ein wenig mitzuhelfen, dass ihr in einer Gesellschaft aufwachst, in der Menschenwürde und Glauben geachtet werden, so dass die grausamen Geschehnisse, die wir aushalten mussten, sich nicht mehr wiederholen.“

Die Jugendlichen zeigten durch ihre hohe Aufmerksamkeit und die vielen Fragen, wie sehr sie von dem Besuch der polnischen Gäste berührt waren, und dankten ihnen sehr für ihr Kommen. Am Ende der Begegnungswochen erhielt der Pfarrer - stellvertretend für die Schule das gestreifte Halstuch. Es erinnert an die gestreifte Lagerkleidung. Alle tragen es, wenn sie sich in Polen treffen.

Kann man den überlebenden KZ-Häftlingen auch heute noch Gutes tun? Kann man ein klares Zeichen gegen Rassismus setzen? Es ist unerträglich, dass diese Ideologie wieder vollmundig verkündet wird. In dem Pfingstbrief des Maximilian-Kolbe-Werkes an die Hambacher Pfarrei heißt es: „Mit großem Vertrauen wenden sich die KZ-Opfer in Notsituationen und ganz besonders in der Corona-Zeit an uns. Oft sind wir die einzige Einrichtung, die ihnen in Alter und Krankheit beisteht und hilft.“ Noch haben wir die Chance, heilen zu helfen.

(Pfr. Lothar Röhr)