Schmuckband Kreuzgang

Impuls zum Samstag

Woche des Gebetes

sa (c) S. Schilling
Datum:
Fr. 18. Sep. 2020
Von:
Matthias Lich

Ob nun mit einem einfachen „Ja“ oder einem „Klar, trotzdem!“ oder einem „Jetzt erst recht!“ - dass die Woche des Gebets in St. Peter in diesem Jahr stattfinden soll, dem hat der Gemeinderat St. Peter eindeutig zugestimmt. Selbst wenn wir aktuell aufgrund der weiterhin präsenten Gefährdung durch das Corona-Virus mit Einschränkungen leben, bleibt ganz sicher die Möglichkeit sich gemeinsam zum Gebet einzufinden und die Tradition des Angebots fortzusetzen, da waren wir uns alle einig.  

Ich selbst habe mir im Vorfeld - plötzlich mit verantwortlich für die Vorbereitung - die Frage gestellt: Beten - was ist das eigentlich?  

„Mit Gott sprechen“, so erkläre ich es den Kindern im Kindergottesdienst und es leuchtet ihnen ein. Mir selbst auch? Was bedeutet das Beten mir selbst, was verbinde ich damit? Ist für mich Beten das gleiche wie für meinen Gegenüber? - spannende Frage.  

Als Naturwissenschaftler bin ich es gewohnt nach Definitionen zu schauen. Der Duden nennt zum Begriff "Beten" folgende Beschreibung:  

a) sich im Gebet zu Gott hinwenden  

b) ein bestimmtes Gebet sprechen 

Uns Christen sind bestimmte Gebetstexte sehr vertraut, darunter das „Vaterunser“ oder Tischgebete wie „Alle Gute Gaben“. Wir sprechen diese - alleine oder gemeinsam - und sicher verbindet jede und jeden etwas damit. Als wir vergangenen Sonntag auf den Beginn des Erstkommuniongottesdienstes meiner Nichte wartend als Familie zusammensaßen und uns in der Kirche umgesehen haben, hat mein Vater davon berichtet, wie er „als kleiner Bub“ mehrere Jahre jeden Samstag um 18.00 Uhr in der Kirche den Rosenkranz für die Gemeinde vorgebetet hat, während nebenher Beichtgelegenheit war. Und er hat diese Gebetszeit, die von einer Vielzahl an Gläubigen wahrgenommen wurde, in guter Erinnerung – selbst wenn es heute nicht mehr der Form des Betens entspricht, die er praktiziert. Gebetstexte geben eine gewisse Sicherheit, vertraute Worte schaffen Vertrauen (was für mich auch eine Grundlage des Glaubens darstellt), dazu die Erfahrung der Gemeinschaft, wenn diese allen bekannt sind und gemeinsam gesprochen werden. Es gehört zu beeindruckenden Erlebnissen meiner Kindheit, wenn wir als Familie in Ferienzeiten Gottesdiensten auch im Ausland beigewohnt haben und sich ohne die Sprache zu verstehen dabei eine Vertrautheit eben im gemeinsamen Gebet eingestellt hat.  

Ich habe noch nach weiteren Beschreibungen den Begriff des Betens betreffend gesucht, aber mit einer kurzen einfachen Suche kommt man in diesem Falle nicht sehr weit. Nach christlichem Verständnis darf sich der Betende in jeder Situation seines Lebens mit seinen Anliegen an Gott wenden, der allgegenwärtig und jederzeit ansprechbar ist, so erklärt es „katholisch.de“. Einen dem deutschen „Gebet“ entsprechenden Oberbegriff gab es im antiken Sprachraum nicht, hingegen eine Vielzahl verschiedener Termini, die das ausdrücken, was allgemein unter „Gebet“ verstanden wird. Christliche Gebete wurzeln dabei in der alttestamentlichen Gebetstradition, das Psalmenbuch war dabei prägend. Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet befindet, dass es keinen Konsens gibt, was als Gebet zu bezeichnen ist [http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/48891/ ]. Eindeutig jedoch ist, dass es um die eigene Beziehung zu Gott geht. Entsprechend ist das Beten für jeden individuell, genauso wie jeder anders denkt, fühlt und kommuniziert.   

„Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“ (Mt 18,20) - Jesus wird unter uns sein. Die Vorbereitungsrunde zur Woche des Gebets hat sich als Ziel gesetzt, ein solches Zusammenkommen - wenn nun aktuell auch mit vorgegebenem räumlichen Abstand - zu ermöglichen. Jedem auf eine Art und Weise, die ihm oder ihr entgegenkommt, so dass aus der Gemeinde heraus von der Musik bis hin zur Stille eine bunte Mischung an Angeboten zustande gekommen ist. Ich bin gespannt und wünsche mir und allen, dass wir das Beten dabei nicht als ein „ZU Gott sprechen“, sondern als ein „MIT Gott sprechen“ erleben dürfen.  

 

(Susanne Schilling)