Schmuckband Kreuzgang

Impuls zum Sonntag

Vergeben und vergessen...?

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Datum:
Sa. 12. Sep. 2020
Von:
Matthias Lich

Siebzigmal siebenmal sollen wir einander vergeben, sagt Jesus heute im Evangelium. Übersetzt man die Zahlensymbolik, bedeutet das: Immer – bis hinein ins Reich Gottes! Und „von Herzen“ sollen wir das auch noch tun, wie es weiter unten heißt. Das ist wirklich ein hoher Anspruch! Der oft ausgesprochene Satz: „Vergeben kann ich, aber vergessen nicht!“, kam mir sofort in den Sinn. „Unfromme“ Menschen dürften das vielleicht sagen, aber Christen wohl auf keinen Fall, wenn sie Jesu Weisung ernst nehmen. Ohne verniedlichen zu wollen, was der Herr da von den Jüngern und uns fordert, scheinen mir zwei Aspekte aber wichtig: Zum einen macht es einen großen Unterschied, wie (!) dieser Satz ausgesprochen klingt: Verbittert und kompromisslos… -Dann hat wohl der Prozess zu vergeben noch nicht begonnen, vielleicht noch nicht einmal der Versuch dazu. Oder nachdenklich und verwundet… -Dann wird die Wahrheit einer vorhandenen schlimmen Erinnerung nicht verdrängt; und das ist gut so. Und der zweite Aspekt: Wie so oft scheint Jesus uns Menschen auch hier trotz seiner klaren Worte wieder verständnisvoll zu begegnen. Dieses „Zahlenspiel“ trägt so kompromisslos den Ausdruck von Vollkommenheit in sich, dass sich von selbst nahelegt, dass Menschen ohne Gottes Zutun so nicht zu leben vermögen. Wir sollen versuchen (!) zu vergeben- mit Einsatz und ohne aufzugeben. Das schon verändert das Leben, vielleicht mit der Zeit sogar Bilder schmerzhafter Erinnerungen.

(Pastoralreferentin Margareta Ohlemüller)