Der Fahrplan steht nun fest. Bis zum Oktober 2028 soll das große Projekt der Weltsynode, das unter Papst Franziskus eingeleitet wurde, zum Ziel geführt werden. Wie dieses Ziel genau aussieht, ist aber immer noch nicht klar.
Als im Herbst 2021 die Weltsynode ausgerufen wurde, waren die Ambitionen groß. Das umfangreichste Mitbestimmungsprojekt der Weltgeschichte sollte es werden. Papst Franziskus hatte damit erstmals nicht nur Bischöfe zu einer Synode berufen, sondern alle 1,4 Milliarden Katholiken auf der ganzen Welt. Erst auf diözesaner Ebene, dann national, kontinental und schließlich weltweit sollten die Themen diskutiert werden, die den Gläubigen unter den Nägeln brennen.
Was sollte dabei rauskommen? So sehr die Journalisten bei den Verantwortlichen in Rom auch gebohrt haben, eine klare Antwort konnte niemand geben. „Es ist keine Synode über die Frauenweihe“, sagte damals der Luxemburger Kardinal und Synodenrelator Jean-Claude Hollerich im DOMRADIO.DE-Interview. Zum Teil liegt das auch in der Natur der Sache. Synodos heißt im Griechischen „gemeinsamer Weg“. Erst auf diesem gemeinsamen Weg wird das Ziel klar, auf das sich die Glaubensgemeinschaft hinbewegt.
Ein Herzensanliegen war dieser Ansatz vor allem für den verstorbenen Papst Franziskus. Obwohl Synodalität schon im ersten Jahrhundert eine Grundidee der Kirche war, wurde der Prozess institutionell erst unter Franziskus wieder neu entdeckt. Kritiker dieses Ansatzes kommen aus beiden Richtungen – liberal wie konservativ. Die einen sagen, dass eine Synode, an der auch Laien und Ordensleute mit Stimmrecht teilnehmen, mit dem Kirchenrecht brechen würde. Die anderen sagen, dass diese Herangehensweise an Reformen viel zu vage und unkonkret sei und man doch deutliche Schritte bei Themen wie Zölibat oder Frauenweihe bräuchte, um die Kirche ins 21. Jahrhundert zu führen.
Zeitplan für Fortsetzung veröffentlicht
Die „heiße Phase“ der Synode wurde im Oktober 2024 in Rom beendet. Auch hier hatte Franziskus neue Akzente gesetzt: Das Ende der Synode ist nicht das Ende des synodalen Prozesses. Anfang Juli 2025 veröffentlichte der Vatikan seinen Zeitplan für die Fortsetzung des Projektes. Wie auch schon in der ersten Runde soll es nun Gesprächsprozesse in Bistümern, auf nationalen Ebenen, international und weltkirchlich geben. Diesmal werden allerdings nicht Meinungen eingeholt, sondern es wird debattiert, wie die Erkenntnisse der Weltsynode auf allen Ebenen umgesetzt werden können. Diese Dezentralisierung der Kirche war ein großer Wunsch von Franziskus – und wird nun von seinem Nachfolger Leo XIV. fortgesetzt. Schon bei seiner ersten Rede als Papst auf dem Balkon des Petersplatzes am Abend des 8. Mai 2025 erwähnte Leo, dass die Kirche nur synodal in die Zukunft gehen kann. Ein Signal, dass er das größte Projekt seines Vorgängers fortsetzen will.
Die Kirche ist also auf dem Weg. Ein Weg, der am Ende doch länger ist, als sich viele erhofft hatten. Ursprünglich war die Weltsynode für 2021 bis 2023 angedacht, aus diesen zwei Jahren werden nun sieben, was zeigt, was für ein Mammutprojekt dieser neue Ansatz an Kirche ist.
Mit einfließen in diesen Prozess wird auch die Arbeit von zehn Projektgruppen, die im Oktober 2024 rund um die Weltsynode ins Leben gerufen wurden. Für große Aufregung hatte dieser Schritt damals gesorgt, weil die Konfliktthemen – wie zum Beispiel die Rolle der Frau in der Kirche – damit aus der eigentlichen Weltsynode ausgeklammert wurden. Eigentlich sollten die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen diesen Sommer bekanntgegeben werden. Wie das Portal CNA aber nun berichtet, wird der Prozess nun noch mal um ein halbes Jahr verlängert. Der Tod von Franziskus und das Konklave hätten die Arbeit der Gruppen beeinträchtigt. Auch dieser Schritt zeigt: Reform der Kirche passiert nicht von heute auf morgen, aber der Weg geht weiter. Spätestens im Oktober 2028 wissen wir, wohin.
Renardo Schlegelmilch (08.07.2025), www.DOMRADIO.DE, In: Pfarrbriefservice.de
Mehr zur Weltsynode, wie die Skizze für den weiteren weltweiten synodalen Weg, unter LINK zur Deutschen Bischofskonferenz