Pfarreien Fürth Lindenfels

Einladung zum Reisepräsentation der Indienreise

Fr. 14.02.2020 19.30 Uhr Pfarrheim Lindenfels

Indienreise-Einladung (c) Pater Georg
Indienreise-Einladung
Datum:
So. 2. Feb. 2020
Von:
Matthias Lenhardt

Pater George hatte zu einer Indien-Reise eingeladen, diese in Zusammenarbeit mit einem Reisebüro organisiert, und so machten sich am 3. Jan. 13 Frauen und 4 Männer auf den Weg. Zuerst Neu-Delhi mit Gandhi-Gedenkstätte, Besuch einer Tempelanlage von 1890 in riesigen Dimensionen, wie wir sie hier nicht kennen, Fahrt durch die Altstadt von Delhi. Hier erlebten die Reisenden zum ersten Mal indisches Leben in großstädtischer Verdichtung: laut, eng, in überquellender Fülle, chaotisch, aber ebenso bunt, lebendig, einladend. Zusammen mit den nicht endenden Mengen von Plastikmüll wurde dies zu einem vertrauten Bild quer durch das Land. Am nächsten Tag Agra mit dem monströsen Fort aus dem 17. Jhdt. mit einer Außenmauer von 2,5 km Länge und 20 m Höhe. Dann der eine Höhepunkt der Reise: Taj Mahal. Man kennt das Monument aus Abbildungen, aber wenn man davor steht, ist man ergriffen, dass Menschen etwas derart Schönes erschaffen können: zwingendes Zusammenspiel einfachster Formen, von Größe und Material (weißer Marmor) her monumental, in der Erscheinung aus Ferne und Nähe von schwebender Leichtigkeit.

Indienreise-1 (c) Pater Georg
Indienreise-1

Nächste Station war Jaipur, Hauptstadt des Bundesstaates Rajastan. Fahrt mit der Rikscha durch die Innenstadt, für einige von uns befremdlich, weil Kolonialherrenstil, aber es ist ein verbreiteter Erwerbszweig, und mit edlen Regungen schafft man kein Einkommen. Während der ersten Fahrt mitunter Aufschreie von den Fahrgästen, weil wir zum ersten Mal ohne schützende Bus-Außenbleche im indischen Verkehr verflochten waren. Wenige Zentimeter Abstand müssen zum Überholen genügen, In kleine Lücken schiebt sich immer noch ein Motorrad oder eine andere Rikscha, Hupe ersetzt Bremse, starke Nerven und Reaktionsfähigkeit gelten anstelle von Verkehrsregeln, für einen Deutschen ein beängstigendes Chaos, aber es geht alles gut. Für Fremde ein Wunder.
Am nächsten Tag auf Elefantenrücken zur Höhenburg Feste Amber. Das Pendeln des sanften Giganten unter einem erinnert an die Bewegung einer Yacht bei mittlerer Dünung.
Zum 2. Teil der Reise ging es mit dem Flugzeug über Bangalore nach Cochin im Bundesstaat Kerala. Unterkunft in einer einfachen, aber zauberhaft gelegenen Anlage unmittelbar am Strand des Arabischen Meeres. Schwimmen in heiß anmutendem Wasser bei mäßiger Dünung. Auch nach Sonnenuntergang war es immer noch sommerlich warm. Weiter fuhren wir zur Südspitze Indiens mit Besuch eines Tempels auf einer vorgelagerten Insel. Trotz starken Windes trugen alle leichte Sommerkleidung.
Von dort ging es auf der Ostseite des Subkontinents in Richtung Norden. Erste Station auf dem Weg und ein geistlicher Schwerpunkt war das „Children’s Sunrise Village“, eine Einrichtung für Waisenkinder ähnlich einem S.O.S.-Kinderdorf, gestiftet und betreut von der Schönstatt-Gemeinschaft, durch Spenden unterstützt von einem Kreis aktiver Frauen aus Swisttal bei Bonn, die diese Reise und den Besuch des Waisenhauses angeregt haben. Die Kinder begrüßten die Fremden ohne Scheu, überreichten ihre selbstgemachten Grußkarten und gleich kam die Frage „What’s your name?“, „Where are you from?“ Beim Rundgang durch die gepflegten Häuser stehen wir in großen, aber leeren Räumen. Wo schlafen die Kinder? Eine Bastmatte wird auf dem schönen, aber kalten Marmorboden ausgebreitet, ein Mädchen demonstriert mit Kissen und Decke vergnügt ihre Schlafstellung. 3 mm Bast als Dämmung gegen Kälte und Härte! An der Wand eine Reihe von Kästen mit jeweils wenigen Kleidungsstücken. Ich bin gerührt und beschämt: Wie wenig braucht man hier, um Leben zu erhalten und mit der Freude, die die Kinder ausstrahlen, zu erfüllen. Wie viele Mittel brauchen wir in unserem Leben! Wir feiern mit den Kindern die Messe, Buben links vor dem Altar auf dem Fußboden, Mädchen rechts. Bei der Wandlung kniet der Busfahrer neben mir. Zum Abschied führen vier Mädchen und zwei Jungen einen rhythmischen Tanz beeindruckend vor.
Nächste Station war der Ort der ersten Schule von Pater George. Empfang mit Musik, versammelte Dorfbewohner, Mädchenformation in Schuluniform. Festzug zum Vorplatz der Dorfkirche, wo unsere Fotos auf einer Leinwand montiert sind. Messe von Pater George mit dem Ortspfarrer in Tamil. Ich erfahre jetzt, was ich bis dahin nur als abstrakte Tatsache gewusst habe: „Unser“ Pater George aus Fürth-Lindenfels stammt aus dieser entfernten Gegend, knapp 10000 km von uns entfernt, aus einer alten Kultur mit eigener Sprache und Schrift, von der wir nichts versehen. Hier - wie zuvor im Kinderheim und einen Tag später beim Bruder von Pater George - werden wir mit einem üppigen Essen aus mehreren Gängen und Nachspeisen bewirtet, serviert auf Bananenblättern, und wir lernen - wie unter Tamilen üblich - mit Fingern zu essen.
In Madurai, Hauptstadt eines früheren Königreichs und Handelspartner von Griechen und Römern, stehen wir etwas hilflos in dem Meenakshi-Tempel-Komplex, bestehend aus vier großen Türmen von 46 m Höhe und 8 kleineren, alle dicht bestückt auf vier Seiten mit geschätzt 33000 religiösen Skulpturen, Einen Zugang hierzu zu finden fällt ebenso schwer wie der Versuch, Grundzüge des Hinduismus zu verstehen. Beeindruckend bleibt eine Frömmigkeit, die in und hinter allem Irdischen eine göttliche Kraft sieht und in mehrtägigen Pilgermärschen barfuß über 20 km täglich konkreten Ausdruck findet.
Von Madurai ging es über 265 km nach Velankanni, dem größten Marienwallfahrtsort in Indien. Am Ort einer Marienerscheinung um 1600 wurde eine Kapelle errichtet, später folgten weitere Bauten. Die Hauptkirche ist ein imposanter Bau von 110 m Länge. Ab 6.00 Uhr werden stündlich Messen in verschiedenen Kirchen gefeiert. Zwar leben im Ort und im Umkreis zahlreiche Christen, aber 62% sind Hindus. Die hohe Anzahl der Besucher ist dadurch zu erklären, dass auch Hindus in der „Basilica of Our Lady of Good Health“ um Heilung bitten.
Wir standen vor einer Vielzahl weiterer Tempel, verbrachten einen Nachmittag auf einem fahrenden Hausboot auf einem Binnengewässer, badeten an der Ostküste bei starkem Wellengang. Letzte Station war Chenai, früher Madras. In der Krypta der Thomaskirche, die die Tradition als Ort des Grabes des Apostels Thomas verehrt, feierten wir unsere letzte Messe in Indien. Der hl. Papst Johannes Paul II hat hier einige Jahrzehnte vor uns gebetet.

Zu den stärksten Eindrücken von diesem Land gehört die Erfahrung der Offenheit und Lebensfreude seiner Bewohner, der Kinder vor allem, aber auch der Erwachsenen. Beim Verlassen der Gandhi-Gedenkstätte treffen wir auf eine Schulklasse von etwa 14-jährigen Schülerinnen, sprechen einzelne an und sind umringt von einzelnen, lachenden, strahlenden Mädchen, die beim Winken aus ihrem abfahrenden Bus beinahe dessen Scheiben gefährden. Wen immer man anlächelt, sofort kommt ein leuchtendes Lächeln zurück. Wenn man winkt und die oder der Kleine reagiert - selten - nicht gleich, nimmt Mama oder Papa den Arm und führt die Hand zum Winken. Nach der gebietenden Bewunderung für die lächelnde Prinzessin auf dem Arm der Mutter, entspinnt sich häufig ein kleiner Dialog. Welch ein wohltuender Kontrast zu dem bei uns üblichen Umgang miteinander!
Müde, aber randvoll mit Eindrücken und Erlebnissen, landeten wir am 19.Januar planmäßig in Frankfurt. Der indische Sommer war vorbei, der (harmlose) deutsche Winter hatte uns wieder. Der Dank aller Mitgereisten gilt unserem Reiseleiter, der seine kleine Herde samt Koffern und Taschen mit einigem Aufwand zusammenhielt, Ermahnungen aussprach und Informationen unverdrossen wiederholte. Gut, dass wir diesen Mann aus dem fernen Tamil Nadu unter uns haben.
Dr. Detlef Mahnke

Nach einem Dankeswort von Norbert Höly wurde noch ein Gruppenbild gemacht und dann klang die Veranstaltung bei angeregten Gesprächen aus.