ChatGPT oder der menschliche Geist

. (c) PG Heusenstamm
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Datum:
Do. 1. Juni 2023
Von:
Martin Weber

Wo man hinkommt, ist das ein Thema: Die Sprach – KI ChatGPT. Mit ihr ist die Künstliche Intelligenz endgültig angekommen und wird unser Leben revolutionieren. Diese KI vermag Hausarbeiten zu machen, Seminararbeiten zu schreiben, ganze Urlaubsplanungen zu erstellen. Je nach Aufgabenstellung kann sie differenzieren: Einfach referieren, wissenschaftlich argumentieren, poetisch darbieten. Versehen mit einem Schuss Humor, einer launigen Einleitung, einem klar formulierten Fazit. Sprachen sind für sie kein Problem. Sie wird so manche Berufe überflüssig machen: In der Buchhaltung, bei den Übersetzern, überall da, wo bisher Menschen Informationen in Texte „übersetzt“ haben. KI gibt es schon seit vielen Jahren und ist ein wichtiger Teil der vielen Innovationen in allen Bereichen unseres Lebens gewesen. Aber mit ChatGPT ist es in unserem normalen Leben angekommen. Und es ist erst der Anfang.

Nicht wenigen Menschen macht diese Entwicklung Angst. Um ihre Arbeitsstelle. Um die weitreichenden Konsequenzen dieser Entwicklung: Verliert der Mensch die Kontrolle? Was, wenn KI politisch missbraucht wird, wie z.B. in China. Wie steht es mit dem, was wir geistiges Eigentum nennen? Machen Hausaufgaben, Hausarbeiten, Dissertationen noch Sinn oder ist alles manipulierbar? Um Regulierungen wird man nicht herumkommen. Sicher entwickeln Ingenieure schon bald eine Software, die KI und von „wirklichen“ Menschen erstellte Texte zu differenzieren vermögen. Trotz all dieser Bedenken finde ich das Ganze eine faszinierende Entwicklung. So wie in der Industrialisierung Maschinen menschliche Muskelkraft ersetzt haben, so hilft uns die KI mühsame und kaum zu bewältigende „geistige“ Arbeiten zu schaffen. KI lebt davon, dass sie mit Abermilliarden Daten gefüttert wird und daraus Ergebnisse abstrahiert.

Deshalb schafft KI den Menschen aber nicht ab. Es bleiben Geräte. „Bewusstsein“ ist der KI total fremd. Ebenso Verantwortung, Moral, Schuld, Begeisterung. KI ist ein Instrument – nicht mehr und nicht weniger. Eines mehr, das in unsere Hände gelegt ist und mit dem es gilt, verantwortlich umzugehen.

Das heißt, wir sind als Menschen weiterhin gefragt. Vor fast drei Jahrhunderten stellte Immanuel Kant drei Fragen, die für mein Empfinden auch heute noch gelten:

  • Was kann ich wissen und erkennen? KI lebt von der Masse der Daten; menschliches Erkennen wird um den mühsamen Prozess des Bewertens nicht herumkommen und dazu braucht es Bildung. Ganzheitliche, menschliche Bildung.
  • Was muss ich tun? Der Mensch ist ein handelndes und moralisches Wesen. Er handelt nicht instinktiv, sondern braucht Werte und Überzeugungen.
  • Was darf ich hoffen? Davon hat KI keinen blassen Schimmer, aber für den Menschen ist das essentiell. Sinn, Phantasie, Überzeugung, Utopie, Kunst, Musik Hoffnung, Religion, Glaube, gehören zum Menschsein. Erst recht Gott!

So denke ich: ChatGPT wird den menschlichen Geist nicht ersetzen, aber neu herausfordern.